Beschreibung
Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Bielefeld, Sprache: Deutsch, Abstract: Im ersten Schritt gewährt die vorliegende Arbeit zunächst einen Einblick in die Geschichte des Geniedenkens der letzten Jahrhunderte, wobei insbesondere die für Schlafes Bruder und das Parfum relevanten Gesichtspunkte angedeutet werden.Der darauf folgende Hauptteil setzt sich mit der Konzeption der postmodernen Genies auseinander und ist dabei in sechs Bereiche gegliedert. Nach einer Darstellung von Art und Ausprägung der jeweiligen Genialität werden die Protagonisten hinsichtlich ihres Umgangs Liebe, Gott und Religion, Krankheit sowie Irrsinn und Tod untersucht. Es geht vornehmlich darum, inwiefern die postmodernen Spezialisten durch diese thematischen Komponenten geprägt und konditioniert werden und welche Erfahrungen sie diesbezüglich machen. Im Anschluss werden sowohl der Wirkungsaspekt ihrer Genialität analysiert als auch der Rückgriff auf exemplarische literarische Künstlerkonzeptionen berücksichtigt. Eine abschließende Zusammenführung soll neben der Thematisierung grundlegender Übereinstimmungen und Gegensätze hinsichtlich beider Protagonisten noch einmal die Verwurzelung in der Postmoderne verdeutlichen.Über Genies wurde bereits vieles gesagt oder geschrieben. Was aber ist das Besondere an den so genannten postmodernen Genies? Fakt ist: sie sind anders, so ganz anders. Grenouille und Elias, die Protagonisten aus "Das Parfum" bzw. "Schlafes Bruder", sind Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet und darin an Genialität kaum zu übertreffen. Diese jedoch resultiert aus einer sehr einseitigen Spezialbegabung. Mit genialen Persönlichkeiten wie Raffael, Mozart, Shakespeare oder Goethe, die einzigartige Werke hervorbrachten und mit ihnen und durch sich selbst Geschichte schrieben, prägten und die Welt verändern konnten, sind sie nicht vergleichbar. Grenouille und Elias bleiben verkannte Genies, deren Begabung innerhalb ihrer literarisch-fiktiven Welt nur flüchtig wahrgenommen wird und schließlich schnell in Vergessenheit gerät. Ihre Genialität hebt sie zwar von allen anderen Menschen ab, fordert allerdings auch ausgesprochene Einbußen in nahezu allen weiteren Lebensbereichen ein. Denn obwohl die Begabung ihre Existenz in maßgeblicher Weise prägt, kann sie dennoch nicht die generelle Lebensunfähigkeit der postmodernen Experten ausgleichen und entschädigen.
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