Beschreibung
'Ist es ein Glück oder ein Unglück, dass es mich gibt?' Das fragt sich der ehemalige Zeitungsredakteur auf eine unfassbare Tat hin, inzwischen zurückgezogen an einem fernen afrikanischen Grenzort, um mit einem Bericht Rechenschaft abzulegen. Er erzählt von dem, was ihm in den Wochen zuvor, erst in Kalabrien, dann in Rom, später in Mailand und zuletzt im Schwarzwald zugestoßen ist, nachdem er auf einer Erinnerungsreise - um mit dem Verlust einer Liebe abzuschließen - einer über das Meer geflüchteten Afrikanerin begegnet ist, die, anders als er, noch das Glück sucht und für ihn zur übermächtigen Gegenwart wird. Für ihn ist plötzlich alles in der Schwebe, und doch weiß er: 'Was man am meisten liebt, liebt man schon in dem Gefühl einer Wehmut, des unabwendbaren Endes - der Tag wird kommen, an dem wir uns aus den Augen verlieren, an dem alles gewesen sein wird, von dem an nur noch die Erinnerung zählt.' Bericht zur Lage des Glücks, der neue große Roman von Bodo Kirchhoff, erzählt von einem, der auszieht, das eigene Unglück abzuschütteln, aber anders als erwartet auf die Beine kommt: mit der Chance, von einer Fremden aus seiner eigenen Egosphäre geholt zu werden.
Autorenportrait
Bodo Kirchhoff, geboren 1948, lebt in Frankfurt am Main und am Gardasee. Nach seinen von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeierten Romanen »Die Liebe in groben Zügen« (FVA 2012) und »Verlangen und Melancholie« (FVA 2014) wurde Bodo Kirchhoff für seine Novelle »Widerfahrnis« (FVA 2016), die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, mit dem Deutschen Buchpreis für den besten deutsch-sprachigen Roman des Jahres ausgezeichnet. Zuletzt erschien sein großer autobio-graphischer Roman »Dämmer und Aufruhr. Roman der frühen Jahre« (FVA 2018). Bodo Kirchhoff, geboren 1948, lebt in Frankfurt am Main und am Gardasee, wo er mit seiner Frau seit 2003 Schreibseminare gibt. Das Gesamtwerk Bodo Kirchhoffs erscheint in der Frankfurter Verlagsanstalt.
Leseprobe
Dann fragte sie plo¨tzlich, wie ich sie sehen würde, nicht im Moment, sondern überhaupt, mit welchen Augen, und ich sah von der Karte auf und sagte so etwas wie: Mit meinen Augen, was denn sonst, andere ha¨tte ich nicht, und sie sagte, als ha¨tten mir meine vorigen Gedanken auf der Stirn gestanden, den Blick jetzt auf mich gerichtet - aus Augen, die zu beschreiben mir unter Umsta¨nden gar nicht zusteht, weil darin immer schon ein Stück Deutung liegt, als wüsste man über die Seele dahinter Bescheid -, sie wisse so wenig von mir wie ich von ihr, nur liege in meinem Blick auf sie eine Art Vorwissen, wie ein bo¨ses Erbe - a bad heritage, you know?