Beschreibung
Autofiktion ist populär-- doch jetzt wird es Zeit für die Nachfolgerin: Exofiktion. Auf der Basis des Lebens der deutschen Künstlerin und Autorin, Unica Zürn, bildet die dänisch- norwegische Autorin Kirstine Reffstrup ihre literarische Fantasie. Ich, Unica, ist ein unheimlicher Roman, der in den schicksalshaften Jahren nach 1930 spielt, und die Zerrissenheit einer Künstlerin, Frau und der Stadt Berlin zeigt. Autofiktion ist tot--Es lebe die Exofiktion!, so schrieb die dänische Zeitung Politiken 2017 in einem Artikel über die neue, aus Frankreich stammende Tendenz, Exofiktion--Literatur, die die persönliche Geschichte einer historischen Person inszeniert. Eines der ersten Bücher in dieser neuen Tendenz erschien 2016 in Norwegen und Dänemark, geschrieben von der Kunstwissenschaftlerin Kirstine Reffstrup. Die historische Person heißt hier Unica Zürn, die damals wie heute weniger für ihren eigenen Werken bekannt ist, als dafür, dass sie die Frau des deutschen Künstler Hans Bellmer war. Reffstrup hat originales Material aus Zürns Hand bearbeitet und auf diesem Fundament ihre Lebensgeschichte neu betrachtet. Mit einer Mischung aus Zitaten und Reffstrups eigener Fantasie und bilderreicher Sprache, entwickelt sich die Geschichte einer Emanzipation, einer Zerstörung und Neuaufrichtung eines Ichs, und von einer Zeit, in der Europa genau so zerrüttet war, wie der Geist der fiktiven Unica Zürn. Es ist 1957, das Künstlerehepaar Unica und Hans hat sich vom Leben in Paris und Berlin in ein Haus im französischen Dorf Ermenonville zurückgezogen. Als Hans eines Tages einen Brief eines Kunsthändlers erhält, der ein neues Werk kaufen möchte, beginnen er und Unica damit, dieses Werk zu schaffen: Eine Puppe in Lebensgröße. Während Unica die Jacke der Puppe näht, verliert sie sich langsam in den Erinnerungen an ihr früheres Leben vor und nach dem Krieg in Berlin und in der Abgeschiedenheit des Hauses. Ich, Unica ist eine literarische Fantasie über historische Personen, die Zeichnerin und Autorin Unica Zürn (1916-1970) und ihren Mann, den Künstler Hans Bellmer (1902-1975). Kirstine Refstrup, geboren 1979, ist Kunsthistorikern und hat Abschlüsse von der Akademie der Schreibkunst in Bergen und der schwedischen Autorenschule Litterär Gestaltning, in Göteborg. 2013 hat Kirstine Refstrup Unica Zürns Hexentexte übersetzt. 2016 erschien ihr Debütroman Ich, Unica (Im Original: Jeg, Unica). Eine literarische Fantasie über historische Personen, die Zeichnerin und Autorin Unica Zürn und ihren Mann, den Künstler Hans Bellmer. Ich, Unica erschien gleichzeitig beim Verlag Oktober in Norwegen und bei Gyldendal in Dänemark, und 2018 in Schweden beim Verlag 10tal. Ich, Unica ist aus dem Norwegischen von Elke Ranzinger übersetzt worden. Das Buch hat ein Nachwort der deutschen Journalistin und Feministin Julia Korbik und ist von der dänischen Illustratorin und Grafikerin Matilde Juul gestaltet worden.
Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
én verlag
camilla@en-buch.de
Griffenfeldsgade 37b, 3tv
DK 2200 KOPENHAGEN
Leseprobe
Seit wir hier sind, haben wir keinen Menschen gesehen. Ich bin glücklich. Wir sitzen vor dem Haus auf der Veranda, Hans blättert in einem Kunst- band, und ich versuche seinen Blick zu erhaschen. Die Schatten kommen näher. Er sieht mich nicht an, er betrachtet die Bilder. Unter der Krone der Linde seine hohen Schläfen, der Scheitel kahl wie ein Ei. Eben noch bohrte er mit dem Finger durch das Loch in meinem Kleid. Wir lachten. Ich fädelte die Nadel ein, ließ das Loch aber. Ich nähe einen Mantel, meine Hand bewegt sich langsam. Der Mantel ist aus karmesinrotem Karostoff. Ich nähe ihn für den Winter. Die Stiche werden breiter, Heftstiche, der Faden flutscht mir durch die Finger. An der Wange fühlt sich der Stoff weich an. Ich zähle die Stiche. Eigentlich kann ich nicht nähen. Der Mantel flattert an einem Stuhl. Sein Rücken bläht sich im Wind, ich zeige darauf, sage, unser erster Gast.