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Cornwall-Träume im kleinen Katzencafé

Sehnsucht nach Cornwall 1

Erschienen am 07.07.2022
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783985953349
Sprache: Deutsch
Umfang: 230 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 20.4 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Kapitel 1 Zum siebten Mal in fünf Minuten sah Holly auf ihre Armbanduhr. Selbst die Skyline von New York vor ihrem Fenster konnte sie nicht ablenken. Heute war ihr großer Tag. Noch blieb ihr eine Viertelstunde bis zu dem Meeting, auf das sie ihre ganzen Hoffnungen setzte. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Es kam ihr vor, als wäre sie erst vor wenigen Wochen und nicht bereits vor vier Jahren nach New York gezogen, um ihr Glück als Architektin bei Metropolitan Architecture Studio zu machen. Damals hatte sie nicht geahnt, was das für sie bedeutete: Arbeit rund um die Uhr. Wenn Holly nicht im Büro vor dem Computer saß, nahm sie Unterlagen mit nach Hause und selbst ihre Wochenenden verbrachte sie häufig mit Bauzeichnungen. Kein Wunder, dass sie kaum Menschen in New York kannte. 'Kommst du?' Ihre Kollegin Chen streckte den Kopf zur Tür herein. 'Du willst nicht zu spät zu deinem Meeting kommen.' 'Selbstverständlich.' Holly sprang auf, schnappte sich ihr Notebook und eilte Chen nach. 'Du wirkst nervös.' Ihre Kollegin sah sie prüfend an. 'Dabei musst du dir wirklich keine Gedanken machen. Schließlich hat dein letztes Projekt einen Preis gewonnen.' 'Beschwöre es nicht.' Holly suchte nach Holz, um darauf zu klopfen, aber in dem modernen Bürogebäude gab es nur Glas und Stahl. Also klopfte sie sich an den Kopf, wie sie es von ihrer Großtante Linda gelernt hatte. Inzwischen waren Chen und sie vor dem großen Konferenzzimmer angekommen und traten gemeinsam ein. Alle Architekten von Metropolitan Architecture Studio waren versammelt. Oben am Tisch thronten die fünf Partner, an den Seiten des langen schwarzen Tisches saßen diejenigen, die hofften, es irgendwann einmal zu dieser Ehre zu bringen. Die Plätze waren gestaffelt nach der Zahl der Jahre, die man im Büro arbeitete. Holly und Chen gingen zu ihren Sesseln, die ziemlich weit von vorn standen. Das musste ein gutes Omen sein, dachte Holly. Sie nickte als Begrüßung, öffnete ihr Notebook, so wie alle anderen auch, und sah dann erwartungsvoll ihren Chef an. Gary Gallagher setzte zu einer seiner gefürchteten Reden an, die endlos lang waren und eine Mischung aus Motivationssprüchen und Selbstbeweihräucherung enthielten. Holly bemühte sich um ein aufmerksames Gesicht, obwohl ihre Gedanken immer wieder forderten: Jetzt soll er endlich ankündigen, dass du die Auserwählte bist. Doch vorher waren etliche Tagesordnungspunkte abzuarbeiten. Holly ertappte sich dabei, dass ihre Aufmerksamkeit abschweifte. Das wurde gefährlich, denn die meisten ihrer Kollegen ähnelten Haifischen und witterten Schwäche wie Blut im Wasser. Daher konzentrierte sie sich und schrieb mit. Endlich, endlich kamen sie zu dem Tagesordnungspunkt, auf den sie alle warteten. Gary blickte einmal in die Runde, lächelte Holly an, bevor er in bedeutungsschwangerem Tonfall verkündete: 'Nun kommen wir zu unserem letzten und wichtigsten Thema.' Holly sah sich um. Die meisten ihrer Kollegen wirkten nicht interessiert, denn sie wussten, ihre Chancen waren gering. 'Wir haben lange überlegt, wen wir in unsere Reihen aufnehmen. Die Wahl ist uns nicht leichtgefallen. Herzlichen Glückwunsch, Dylan.' Holly, die sich bereits halb erhoben hatte, um ihre Dankesrede zu halten, ließ sich auf den Stuhl zurücksinken. Das hatte Gary nicht wirklich gesagt, oder? Dylan! Kaum einer der Kollegen mochte ihn, denn Dylan war das Urbild eines Schmarotzers. Er hängte sich an Projekte, die vielversprechend erschienen und halste den jüngeren Architekten die Arbeit auf, während er selber nur in den Vordergrund trat, wenn man die Ergebnisse präsentierte. Das mussten die Chefs doch durchschauen. Holly ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten und atmete tief ein und aus. Sie wollte aufspringen und fordern, dass ihr die Beförderung zustand. Stattdessen hörte sie zu, wie Dylan sich bedankte und in Lobhudeleien über die Erfolge der letzten Jahre ausbrach. Seine Erfolge, die er auf dem Rücken der jüngeren Kollegen erworben

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Autorenportrait

Cara Lindon ist das Pseudonym der Autorin Christiane Lind, die bei den Verlagen Knaur, Rowohlt und Aufbau sowie im Selbstverlag veröffentlicht hat. In Cornwall verliebte sie sich Hals über Kopf, als sie für die Recherche zu einem Roman an einem verregneten Tag im Mai dort ankam und sich sofort heimisch fühlte. Cornwall ist ihr Sehnsuchtsort, den sie mindestens einmal im Jahr besuchen muss, damit Land und Meer ihre Seele streicheln. Cara hat ihren Seelenverwandten bereits gefunden und lebt mit ihm, drei Katern und einer schüchternen Katze in einer kleinen Stadt, leider nicht in Cornwall.

Leseprobe

Kapitel 1 Zum siebten Mal in fünf Minuten sah Holly auf ihre Armbanduhr. Selbst die Skyline von New York vor ihrem Fenster konnte sie nicht ablenken. Heute war ihr großer Tag. Noch blieb ihr eine Viertelstunde bis zu dem Meeting, auf das sie ihre ganzen Hoffnungen setzte. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Es kam ihr vor, als wäre sie erst vor wenigen Wochen und nicht bereits vor vier Jahren nach New York gezogen, um ihr Glück als Architektin bei Metropolitan Architecture Studio zu machen. Damals hatte sie nicht geahnt, was das für sie bedeutete: Arbeit rund um die Uhr. Wenn Holly nicht im Büro vor dem Computer saß, nahm sie Unterlagen mit nach Hause und selbst ihre Wochenenden verbrachte sie häufig mit Bauzeichnungen. Kein Wunder, dass sie kaum Menschen in New York kannte. 'Kommst du?' Ihre Kollegin Chen streckte den Kopf zur Tür herein. 'Du willst nicht zu spät zu deinem Meeting kommen.' 'Selbstverständlich.' Holly sprang auf, schnappte sich ihr Notebook und eilte Chen nach. 'Du wirkst nervös.' Ihre Kollegin sah sie prüfend an. 'Dabei musst du dir wirklich keine Gedanken machen. Schließlich hat dein letztes Projekt einen Preis gewonnen.' 'Beschwöre es nicht.' Holly suchte nach Holz, um darauf zu klopfen, aber in dem modernen Bürogebäude gab es nur Glas und Stahl. Also klopfte sie sich an den Kopf, wie sie es von ihrer Großtante Linda gelernt hatte. Inzwischen waren Chen und sie vor dem großen Konferenzzimmer angekommen und traten gemeinsam ein. Alle Architekten von Metropolitan Architecture Studio waren versammelt. Oben am Tisch thronten die fünf Partner, an den Seiten des langen schwarzen Tisches saßen diejenigen, die hofften, es irgendwann einmal zu dieser Ehre zu bringen. Die Plätze waren gestaffelt nach der Zahl der Jahre, die man im Büro arbeitete. Holly und Chen gingen zu ihren Sesseln, die ziemlich weit von vorn standen. Das musste ein gutes Omen sein, dachte Holly. Sie nickte als Begrüßung, öffnete ihr Notebook, so wie alle anderen auch, und sah dann erwartungsvoll ihren Chef an. Gary Gallagher setzte zu einer seiner gefürchteten Reden an, die endlos lang waren und eine Mischung aus Motivationssprüchen und Selbstbeweihräucherung enthielten. Holly bemühte sich um ein aufmerksames Gesicht, obwohl ihre Gedanken immer wieder forderten: Jetzt soll er endlich ankündigen, dass du die Auserwählte bist. Doch vorher waren etliche Tagesordnungspunkte abzuarbeiten. Holly ertappte sich dabei, dass ihre Aufmerksamkeit abschweifte. Das wurde gefährlich, denn die meisten ihrer Kollegen ähnelten Haifischen und witterten Schwäche wie Blut im Wasser. Daher konzentrierte sie sich und schrieb mit. Endlich, endlich kamen sie zu dem Tagesordnungspunkt, auf den sie alle warteten. Gary blickte einmal in die Runde, lächelte Holly an, bevor er in bedeutungsschwangerem Tonfall verkündete: 'Nun kommen wir zu unserem letzten und wichtigsten Thema.' Holly sah sich um. Die meisten ihrer Kollegen wirkten nicht interessiert, denn sie wussten, ihre Chancen waren gering. 'Wir haben lange überlegt, wen wir in unsere Reihen aufnehmen. Die Wahl ist uns nicht leichtgefallen. Herzlichen Glückwunsch, Dylan.' Holly, die sich bereits halb erhoben hatte, um ihre Dankesrede zu halten, ließ sich auf den Stuhl zurücksinken. Das hatte Gary nicht wirklich gesagt, oder? Dylan! Kaum einer der Kollegen mochte ihn, denn Dylan war das Urbild eines Schmarotzers. Er hängte sich an Projekte, die vielversprechend erschienen und halste den jüngeren Architekten die Arbeit auf, während er selber nur in den Vordergrund trat, wenn man die Ergebnisse präsentierte. Das mussten die Chefs doch durchschauen. Holly ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten und atmete tief ein und aus. Sie wollte aufspringen und fordern, dass ihr die Beförderung zustand. Stattdessen hörte sie zu, wie Dylan sich bedankte und in Lobhudeleien über die Erfolge der letzten Jahre ausbrach. Seine Erfolge, die er auf dem Rücken der jüngeren Kollegen erworben hatte. Endlich endete das Meeting und Holly erhob sich, um in ihr Büro zu gehen oder besser, auf die Damentoilette, damit sie dort in Ruhe heulen konnte. Aber Gary ließ sie nicht so einfach davonkommen. 'Holly, einen Moment bitte.' 'Ja?' sie drehte sich um, um ein Lächeln bemüht, sie war sicher, es verhungerte, die Enttäuschung saß zu tief. Immerhin konnte sie auf ihren Chef herabsehen, denn Gary war nur einen Meter siebzig groß. Normalerweise rollte Holly die Schultern nach vorn und ging etwas in die Knie, damit er nicht zu ihr aufsehen musste. Heute jedoch reckte sie sich zu ihrer vollen Größe. 'Ich kann mir denken, dass du überrascht warst, als ich Dylans Namen genannt habe.' Ihr Chef blickte zu ihr auf. 'Aber ich gehe davon aus, dass du ein Teamplayer bist und ihn unterstützen wirst.' Erst wollte Holly abwehren, aber dann entschloss sie sich, die Wahrheit zu sagen: 'Ja, da hast du recht. Ich habe es verdient. Seitdem ich angefangen habe, besteht mein Leben fast nur noch aus Arbeit.' Ihre Stimme zitterte, aber sie sprach weiter. 'Ich habe viele Erfolge erzielt. Das weißt du.' Auf seine Frage, ob sie ihren Konkurrenten unterstützen würde, ging sie besser nicht ein, um die Fassung nicht zu verlieren. 'Deshalb gehörst du ja auch zu unseren wertgeschätzten Kollegen.' Blick und Tonfall sagten ihr deutlich, dass sie dafür gefälligst dankbar zu sein hatte. 'Im nächsten Jahr hast du eine neue Gelegenheit, Partnerin zu werden.' Noch ein Jahr voller Arbeit und Hoffnungen für eine vage Chance. Nein, danke! Sie fühlte sich immer noch, als hätte er ihr in den Bauch geboxt. Warum konnte Gary sie nicht in Ruhe lassen? 'Vielleicht will ich das im nächsten Jahr ja gar nicht mehr.' Obwohl sie wusste, es wäre klüger, den Mund zu halten, platzte sie heraus: 'Warum ausgerechnet Dylan?' 'Es war ein knappes Rennen zwischen Dylan und dir, aber er hat im vergangenen Jahr einfach mehr geschafft.' Da reichte es Holly. 'Mehr geschafft? Selbst du musst mitbekommen haben, dass Dylan ein fauler Kerl ist, der sich auf dem Rücken von anderen ausruht. Nur wenn es darum geht, die Erfolge zu präsentieren, steht er an erster ' 'Holly, ich kann verstehen, dass du enttäuscht bist, aber das ist kein Grund, so einen Aufstand zu machen.' 'Einen Aufstand? Ich zeige dir, was ein Aufstand ist!', brüllte Holly. Auf einmal war es ihr egal, was Gary von ihr hielt. Nach der Enttäuschung wollte sie nicht in einer Firma weiterarbeiten, die einen Schleimer wie Dylan förderte, während ihre Arbeit nicht wertgeschätzt wurde. 'Weißt du was, ich kündige. Such dir eine andere Frau, die dumm genug ist, viel zu viel zu arbeiten und zuzusehen, dass jemand wie Dylan zum Partner gemacht wird!' Sie drehte sich um, stolzierte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Es wäre ein grandioser Abgang gewesen, hätte die Tür sich zuknallen lassen und wäre Holly nicht auf den verdammten High Heels gestolpert. Zum Glück ging sie nur in die Knie und fiel nicht auf die Nase. Eilig rappelte sie sich wieder auf und marschierte mit großen Schritten in ihr Büro. Dort raffte sie ihre wenigen Privatsachen zusammen und verließ die Firma, bevor jemand sie aufhalten könnte. Im Fahrstuhl kamen ihr die Tränen. Sie lehnte sich an die kühle Wand, die vergangenen Jahre zogen an ihr vorbei. War es das wirklich wert gewesen? Hatte sie überreagiert, wie ihre Mum es nannte? Mit ihrem Abgang hatte sie sich ihre Zukunft bei Metropolitan Architecture Studio endgültig verbaut. Als der Fahrstuhl das Erdgeschoss erreicht hatte, hatte Holly Schluckauf vor lauter Schluchzen. Mit tränenblinden Augen stolperte sie hinaus, die Kiste mit ihren wenigen persönlichen Sachen unter den Arm geklemmt. Der New Yorker Tag war ebenso grau wie ihre Stimmung. Sie fühlte sich wie benommen, alles kam ihr unwirklich vor, wie in einem Film. Um sie herum hasteten Menschen, zumeist in Anzügen und Kostümen, auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit, alle mit ernsten Mienen. Niemand in New York schien Spaß zu haben, jedenfa...

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