Beschreibung
In der Literaturgeschichte treten die fünfziger Jahre als Aufbau- und Verdrängungsjahre, nicht als eine Zeit für Komik, Satire und Groteske in Erscheinung. Der neue Band des Jahrbuchs zeigt ein anderes Bild: Weibliche satirische Stimmen wie die von Irmgard Keun werden vorgestellt, die Massenmedien der Zeit sind mit Erika Fuchs' Disney-Übersetzungen und Kurt Hoffmanns Film "Wir Wunderkinder" vertreten. Das komplexe Verhältnis zwischen Loriot und Wolfgang Hildesheimer wird rekonstruiert, die Literatur der DDR ist mit Heiner Müller und dem Kabarett "Die Distel" präsent. Die Werke Arno Schmidts wie der Wiener Gruppe stehen für komische Verfahren avantgardistischer Literatur, Zeitgeschichte mit groteskem Einschlag findet sich in den Romanen von Günter Grass. Die biederen fünfziger Jahre gewinnen eine überraschend selbstironische Färbung.
Autorenportrait
Günter Häntzschel, em. Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der LMU München. Forschungsschwerpunkte: Literatur des 18.20. Jahrhunderts und deren Sozialgeschichte; die 1950er Jahre. Bücher und Aufsätze u.a. zu Annette von Droste-Hülshoff, Johann Heinrich Voß, Gottfried August Bürger, Bildung und Kultur bürgerlicher Frauen, Literatur der 50er Jahre.Sven Hanuschek, Prof. Dr., Germanist, Publizist, lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der LMU München. Bücher u.a. über Kipphardt, Johnson, Kästner; zuletzt über Heines Lyrik und Laurel& Hardy.Ulrike Leuschner, Dr. phil., Editionsphilologin an der Forschungsstelle Merck der TU Darmstadt. Publikationen zur Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts, zuletzt Herausgeberin des Briefwechsels Mercks und Autorin seiner Biografie.
Inhalt
- Editorial- Anstatt eines Vorworts. Peter Rühmkorf: Erinnerung an Kurt Kusenberg"Passagen"- Susanne Luber: Fug und Unfug in Donald-Duck-Geschichten der fünfziger Jahre- Stefan Maurer, Doris Neumann-Rieser: Komik im Kalten Krieg? Satirische und groteske Elemente in der österreichischen Literatur der fünfziger Jahre- Horst Waggershauser: "je schlimmer desto besser" über den "tödlichen humor" der Wiener Gruppe- Tiziana Urbano: Satire nach Plan. Das Beispiel der Berliner "Distel"- Christine Künzel: "Satiren [...] galten wie Bordellbesuche ausschließlich als Männersache". Zur prekären Stellung der Satirikerin (am Beispiel Gisela Elsners)- Volker Jehle: Hildesheimer und Loriot"Stationen"- Rosa Perez Zancas: Ein Chronist wider Willen, oder der unmögliche Versuch, Geschichte zu schreiben. Irmgard Keuns "Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen" als pikaresker Roman- Sophia Wege: Always look on the bright side of life. Kognitive Komik in Arno Schmidts "Schwarze Spiegel"- Nadja Müller: Albert Vigoleis Thelens satirisch-groteske Digressionen auf den Spuren Wirnts von Grafenberg, Cervantes' und Jean Pauls- Laura Schütz: 'Papas Kino' revisited Kurt Hoffmanns Literaturverfilmung "Wir Wunderkinder" (1958)- Michael Haase: Oskar und seine Wahlverwandten Zur parodistischen Goethe-Rezeption in Günter Grass' Roman "Die Blechtrommel"- Anja Gerigk: Wie Geschichtsphilosophie grotesk wurde. Permutationen des historischen Subjekts als Intertext von Gerhard Fritschs "Fasching" und Günter Grass' "Die Blechtrommel"- Thomas Zenetti: Das Drama im Bauch der Komödie. Komik in Heiner Müllers "Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande"- Die Beiträgerinnen und Beiträger- Adressenverzeichnis der Beiträgerinnen und Beiträger- Personenregister
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