Beschreibung
Diese auf 20 Bände angelegte Edition geht auf eine viel beachtete öffentliche Vorlesungsreihe zurück, die Professor Michael Bockemühl Anfang der 1990er Jahren im Saalbau Witten hielt. In seinen Diavorträgen nimmt der Redner gemäß seinem Credo: Der Künstler ermöglicht, was der Anschauende verwirklicht sein Publikum gleichsam bei der Hand und führt es zu den einzelnen Kunstwerken hin. Dabei werden weder Spekulationen über ihre möglichen Bedeutungen angestellt, noch abstrakte Theorien über das Sehen geschmiedet, vielmehr feiert der Autor ein Fest für das Auge: Mit Witz und methodischer Konsequenz versteht es der passionierte Wahrnehmungsforscher die Aufmerksamkeit auf die durch nichts anderes als durch das Kunstwerk eröffneten Anschauungsmöglichkeiten zu lenken. Die Bände werden herausgegeben von Dr. phil. David Hornemann v. Laer (Fakultät für Kulturreflexion / Studium fundamentale) in Zusammenarbeit mit Birgit Bockemühl sowie Studierenden an der Universität Witten/Herdecke. /// Band 20: Henry Moore /// Mit der Vorlesung zu Henry Moore lädt Michael Bockemühl dazu ein, das Volumen der menschlichen Figur in ihrer räumlichen Beziehungshaftigkeit zu studieren. Durch genaue und perspektivenreiche Beobachtungen, die immer im Dialog mit dem Publikum entstehen, regt Bockemühl dazu an, zur konkreten Raumerfahrung zu gelangen - zur Erfahrung des Raumes als Zeitgestalt zwischen Raum und Gegenraum. Wir lernen mit Bockemühl zu beobachten, wie in Moores Werken Innen und Außen, Enge und Weite, Fläche und Masse, Sichtbares und Unsichtbares sowie das abwesend Anwesende, oder - wie es der Künstler ausdrückt - eine Raumform ohne Körper miteinander in Beziehung treten. Mit Witz und methodischer Konsequenz sucht Bockemühl die Aufmerksamkeit auf die durch die Kunstwerke selbst eröffneten Anschauungsmöglichkeiten zu lenken. So rückt an die Stelle einer das Kunstwerk erklärenden, abgeschlossenen Interpretation das Sehen als offener Prozess und es entsteht ein Resonanzraum, in dem Betrachtende und Kunstwerk einander näher rücken können. "Wenn es einem aber gelingt, auf die richtige, aufnahmebereite Art zu sehen, durch die man Schöpferisches zu würdigen vermag, dann ist die ganze Welt voll neuer Möglichkeiten." - Henry Moore
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Autorenportrait
Michael Bockemühl war Kunstwissenschaftler, Hochschullehrer, Vortragsredner und Berater großer Unternehmen. In jüngeren Jahren war er als Waldorf- und Sonderschullehrer tätig, später bei der GLS Bank in Bochum. Ab 1985 arbeitete der vierfache Familienvater eine Zeit lang als Kulturmanager für die Anthroposophischen Gesellschaft, bevor er 1990 an die Universität Witten/Herdecke berufen wurde. Michael Bockemühl wurde am 21. Februar 1943 als jüngster von fünf Brüdern in Dresden geboren. Er studierte Philosophie, Kunst- und Kirchengeschichte in München und Bochum und wurde 1984 habilitiert. Noch als Student der Ruhruniversität gründete er 1968 mit einigen Kommilitonen das Freie Hochschulseminar. Die dort entwickelten Ideen flossen später in die Konzeption des Studium fundamentale der Universität Witten/Herdecke ein, wo er den Lehrstuhl für Kunstwissenschaft, Ästhetik und Kunstvermittlung innehatte. Von 1994 bis 1998 war er Dekan der Fakultät für das Studium fundamentale. Es folgten Gastprofessuren an der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Innsbruck, an der Pädagogischen Fakultät der Universität Bielefeld sowie an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Universität Stockholm. Von Bockemühl gibt es zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. Monografien zu Rembrandt, Turner (beide Taschen Verlag), zur Kunst der Moderne und zusammen mit Georg-W. Költzsch zu Jawlensky (bei Dumont). Seinen in öffentlichen Vorträgen und Seminaren vielfach erprobten und erfolgreichen Ansatz, durch Kunstbetrachtung das Bewusstsein für Wahrnehmungsprozesse zu schulen, machte er auch für die Gestaltung von Medizin, Ökologie, Pädagogik, Technik und Wirtschaft fruchtbar. Michael Bockemühl verstarb am 23.12.2009 in Herdecke.