Beschreibung
ZWISCHEN DEN KORRIDOREN ist der zweite Teil der Danube-Reihe um den Roma-Kommissar Baltazár Kovács und setzt wenige Tage nach der Handlung von District VIII ein. Am frühen Donnerstagmorgen wird Baltazár zu einem Bordell gerufen, das seinem Bruder gehört, wo es einen Zwischenfall im VIP-Raum gegeben hat. Dort erwartet ihn die Leiche eines katarischen Finanziers. Womöglich ein Herzinfarkt. Die Indizien hingegen scheinen manipuliert zu sein. Die Videoaufzeich- nungen des Bordells aus der Nacht wurden aus der Ferne gelöscht, und jemand überwacht Baltazár und das Etablissement mit Drohnen. Es stellt sich heraus, dass der Katarer zu einem Frühstückstreffen mit dem neuen Premierminister verabredet war, um eine Investition zu besprechen, die zur Umgestaltung Ungarns beitragen könnte. Unterdessen steht Baltazárs neue Geliebte, die berühmteste Journalistin des Landes, unter Druck. Ihre Enthüllungen haben den ehemaligen Premierminister Pal zu Fall gebracht, und der sinnt auf Rache. Auf den Korridoren der politischen Macht begegnen wir dem organisierten Verbrechen.
Autorenportrait
Adam LeBor wurde 1961 in London geboren. 1991 beschloss er, Auslandskorrespondent zu werden und zog nach Budapest, um über die Nachwirkungen des Zusammenbruchs des Kommunismus zu berichten. Er schreibt für The Economist, Monocle, Newsweek, New York Times und rezensiert in der Literary Review. Seine NoirKrimireihe spielt im heutigen Budapest. In deren Mittelpunkt steht Baltazár Kovács, ein RomaErmittler der Budapester Mordkommission. LeBor verö entlichte mehrere Sachbücher und Kriminalromane. Er lebt mit seiner Familie in London.
Leseprobe
'Er ist denitiv tot.' 'Bist du sicher?' Er nickte. 'Ziemlich.' 'Er ist nicht einfach nur bewusstlos oder so was? Vielleicht ist er im Koma', meinte sie hoffnungsvoll. 'Nein. Er ist tot.' Kinga Töröks graue Augen weiteten sich. 'Hab ich Probleme?' 'Nicht, wenn du mir alles erzählst, was passiert ist. Hat irgendwer dir was gegeben, das du ihm geben solltest?' Er beobachtete sie aufmerksam, als sie ihm antwortete. Sie trug einen blauen Morgenmantel aus Seide über schwarzer Unterwäsche. Ihr feines blondes Haar war zerzaust, ihre Mascara verschmiert. Aber sie wich seinem Blick nicht aus, die Augen geö net und unschuldig wie nur was. 'Nein. Nichts. Wirklich.' 'Drogen, Puder, was zu trinken? Es ist viel besser, wenn du es mir jetzt sagst, Kinga.' 'Du meinst, um ihn umzubringen? Natürlich nicht. Warum sollte ich so was tun? Ich verdiene hier mein Geld. Die Hälfte davon schicke ich nach Hause. Das will ich mir doch nicht vermasseln.' Ihre Stimme war selbstsicher, fast schon verächtlich. Baltazár trat vom Bett zurück, sah den Toten wieder an. Sagte sie die Wahrheit? Dass sie sich nichts vermasseln wollte, stimmte ziemlich sicher. Die Arme des Toten waren gespreizt, fast als hätte er versucht zu winken oder um Hilfe zu rufen. Ein Mörder im Raum hätte Kinga nicht am Leben gelassen. Todesursache war höchstwahrscheinlich ein Herzinfarkt oder so was wie ein Schlaganfall. Er sah Kinga erneut kurz an. Sie erwiderte seinen Blick, war sicherlich beunruhigt - wer wäre das nicht? -, aber weder besorgt noch ängstlich. Zuerst dachte Baltazár, der Tote könnte ein Rom sein. Dunkel genug war seine Hautfarbe. Baltazár kannte sämtliche Größen und Zuhälter, Geschäftsleute und gerissene Geschäftemacher unter den Roma der Stadt, die sich eine Nacht mit Kinga in der VIP-Suite leisten konnten. Das hier war keiner von denen, aber er könnte von außerhalb sein. Entweder das oder er war Ausländer. Es gab, nahm er mal an, schlimmere Arten, den Löffel abzugeben