Beschreibung
Sarah Bosetti ist eine Frau, die ein Buch geschrieben hat, in dem es nicht um Frauen geht. Schließlich kann es nicht immer nur um Frauen gehen. Ab und zu muss es auch um schuppige Bankangestellte und Gebraucht-Toupets gehen, um Kurt Cobain und die Dorfältesten Berlins. Und um Ulf. Nein, in diesem Buch geht es nicht um jene viel besungenen kleinen Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Es geht um die monströsen Kluften zwischen Michelinweibchen, knautschigen Omas und Sparkasseninsassen. Kluften, die sich mit Pfützen aus Selbstmitleid füllen, in denen Berliner Künstler ihr täglich Bad nehmen und nach ihrem täglich Brot angeln. Sarah Bosetti erzählt, was man tun kann, um sich in einer solchen Pfütze über Wasser zu halten und den Widrigkeiten des Großstadtlebens mit elegantem Hüftschwung auszuweichen. Als Begleiter stehen der Protagonistin eine satte Portion Ironie und ein Hund zur Seite. Und natürlich Ulf, der alles hat, was ein guter Mann braucht: überbordende Kreativität, bedingungslose Hingabe und einunddreißig Brusthaare. 'Wenn ich eine Frau wäre' ist eine bissig-absurde Großstadtgeschichte, prall gefüllt mit Kloschüsselromantik und Selbstironie. Schnell, witzig und im Kern bitterböse. Also doch irgendwie ein bisschen wie eine Frau.
Autorenportrait
Sarah Bosetti, geboren 1984 in Aachen, lebt als Autorin, Slam-Poetin und Filmemacherin in Berlin. Mit ihrem Poetry-Slam-Team 'Mikrokosmos' (mit Daniel Hoth) wurde sie 2013 deutschsprachige Vizemeisterin im Poetry Slam. Seit 2009 tritt sie deutschlandweit auf Slam- und Lesebühnen auf, unter anderem in der Berliner Volksbühne, im WDR, bei zdf.kultur und beim ARTE Wake-up Slam. In Berlin organisiert und moderiert sie regelmäßige Literaturveranstaltungen und ist Mitbegründerin der Lesebühne 'Couchpoetos'.
Leseprobe
Verschlafen schlurfe ich ins Wohnzimmer. Ulf sitzt mit Pinsel und Farbe auf dem Boden. Sorgfältig malt er das weiße Fell meines Hundes schwarz und die schon vorhandenen schwarzen Punkte weiß. 'Ist das Kunst, oder darf ich damit Gassi gehen?', frage ich und zeige auf den bedröppelt dreinschauenden invertierten Dalmatiner. 'Weder noch', antwortet Ulf. 'Es ist eine Beschäftigungstherapie, wie alles in diesem Leben eine Beschäftigungstherapie ist.' 'Oha', sage ich. Wenn Ulf pseudonihilistische Weisheiten vor sich hin brabbelt, sollte man ihn für den Rest des Tages in Ruhe lassen. Ich trete also den Rückzug an. Den Hund vor seiner Nase tausche ich gegen ein großes Blatt Papier aus. Ulf scheint den Unterschied gar nicht zu bemerken.