Carl Gustav Gilbert Graf Hamilton, genannt 'Coq Rouge', ist eine Art schwedischer James Bond. Trotz linksradikaler Vergangenheit entwickelt er sich innerhalb des schwedischen Geheimdienstes zu einem Topagenten. Hamilton ist der Mann für die besonderen Fälle. Vor allem für die besonders gefährlichen. Und wenn es sein muss, wird Hamilton zum Killer im Dienste des Staates. In 'Der demokratische Terrorist' ist er in extrem heikler Mission unterwegs. Seine Aufgabe: Er soll in den harten Kern der Roten Armee Fraktion vordringen. Als Station dorthin dienen ihm die besetzten Häuser an der Hamburger Hafenstraße. Hamilton erschleicht sich das Vertrauen der Bewohner, wobei ihm seine politische Vergangenheit durchaus nützlich ist. Und er plant einen spektakulären Schlag gegen die CIA, womit er auch das Wohlwollen der RAF Terroristen zu gewinnen hofft. Lange Zeit ahnt niemand, dass Hamilton im Auftrag des Hamburger Verfassungsschutzes unterwegs ist. Am Ende aber muss auch der schwedische Topagent um sein Leben fürchten.

Gestatten: Hamilton. Carl Gustav Gilbert Graf Hamilton, Codename: Coq Rouge. So heißt der Held in Jan Guillous spannendem Politthriller 'Der demokratische Terrorist', und auch wenn er mit James Bond nicht viel mehr teilt als das rastlose Agentendasein und den Hang zum Einzelgängertum, steht er ihm in puncto Stilfragen in nichts nach. Hamilton ist ein veritabler Graf und Millionär mit Topausbildung bei der U. S. Navy. Er hat eine Schwäche für Waffen, Mozarts Sinfonien und guten Moselwein. Wenn er nicht gerade seiner Nebentätigkeit als blitzschneller Killer nachgeht, ist er ein wahrer Gentleman: sensibel, charmant, wortgewandt. Hamilton ist ein Menschenfänger, das macht ihn so gut und so gefährlich. Elf Romane umfasst die Coq-Rouge-Reihe des schwedischen Bestsellerautors Jan Guillou, Jahrgang 1944, bislang; 'Der demokratische Terrorist' ist eines ihrer Glanzstücke. In dem 1987 in Schweden, 1990 auf Deutsch erschienenen Krimi begibt sich Hamilton undercover ins Milieu der Hamburger Hafenstraße - die ideale Anlaufadresse für jemanden, der Bekanntschaft mit Terroristen sucht, heißt es. Und nichts anderes tut Hamilton. Sein Auftraggeber, der Hamburger Verfassungsschutz, hat ihn auf den noch verbliebenen harten Kern der Roten Armee Fraktion (RAF) angesetzt, den er ausspionieren und mit dem gemeinsam er einen Angriff auf die CIA-Zentrale in Stockholm planen soll. Ein riskanter Plan. Der Weg dahin führt unter anderem über einen fingierten Banküberfall, eine blutige Kneipenschlägerei auf der Reeperbahn und eine Entführung mit vorgehaltener Waffe. Vom Szeneitaliener Cuneo bis zum Alsterhaus durchstreift Hamilton während seines Aufenthalts die Stadt, nichts überlässt er dem Zufall. Kein Detail, das seinem wachen Blick entginge. Dabei umweht ihn stets ein Gefahrenhauch: Wird seine Tarnung auffliegen? Wie zerbrechlich ist das Vertrauen der Terroristen, des 'Kommandos Siegfried Hausner', wie sie sich nennen? 'Der demokratische Terrorist' besticht mit einer glaubwürdigen Mischung aus Fakten und Fiktion; man merkt dem Buch die stets aufwendigen Recherchen des Autors an. Als Berater konnte er den damaligen Hamburger Verfassungsschutzchef Christian Lochte gewinnen (der als Gegenleistung unter dem Namen Loge Hecht als brillanter Terroristenjäger in den Roman einging). Das Tempo des Thrillers ist durchweg hoch, auch wenn sich die Spannung mit zunehmender Seitenzahl deutlich steigert. Das letzte Drittel ist, anders als die vorhergehenden, pure Action. Guillou, der einst als Kriminalreporter tätig war, steht in der Tradition politisch brisanter Agentenkrimis von John le Carré wie in der sozial relevanter Schwedenkrimis, wie sie das Duo Sjöwall/Wahlöö zu seinem Markenzeichen gemacht hat. 'Der demokratische Terrorist' wurde 1992 unter demselben Titel verfilmt, mit Stellan Skarsgård als Hamilton, Katja Flint und Susanne Lothar als Terroristinnen, Ulrich Tukur als Staatsschützer. Großes Kino - noch so eine Sache, die Hamilton mit James Bond gemeinsam hat.