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Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen

Erschienen am 16.11.2009, 1. Auflage 2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783896673367
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S., 4 s/w Illustr.
Format (T/L/B): 2.3 x 22 x 14.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Warum sind wir im Informationszeitalter gezwungen zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie gewinnen wir die Kontrolle über unser Denken zurück? Was wollte ich gerade tun? Wieso haben die Dinge kein Ende mehr? Was geschieht mit meinem Gehirn? Fast jeder kennt die neue Vergesslichkeit und die fast pathologische Zunahme von Konzentrationsstörungen. Dahinter steckt sehr viel mehr als nur Überforderung. Wir wissen mehr als je zuvor und fürchten doch ständig, das Wichtigste zu verpassen. Der Mensch ist nicht nur ein Fleisch- und Pflanzenfresser, er ist auch ein Informationsfresser. Informationen sind Vorteile und in der Informations-Nahrungskette siegt der, der am schnellsten und effektivsten Nachrichten sendet und empfängt. Aber diese neue Form des Darwinismus führt dazu, dass wir nicht mehr unterscheiden können, was wichtig ist und was nicht. Wir rufen unsere ganze Lebensbahn immer stärker wie Informationen ab und zerstören so unsere Fähigkeit, mit Unerwartetem umzugehen. Die Frage lautet, ob wir bereits begonnen haben, uns selbst wie Computer zu behandeln, und ob wir damit Gefahr laufen, den Menschen in mathematische Formeln zu verwandeln. Nicht die Technologien sind Schuld, sondern die Tatsache, dass immer häufiger nur noch das im Menschen gefordert und gefördert wird, was mit den Rechnern kompatibel ist. Eine Welt ohne Informationstechnologie ist nicht vorstellbar. Aber die pure Koexistenz von Mensch und Computer führt zum Sieg der künstlichen Intelligenz. Schon bald werden Computer zu Dingen fähig sein, die heute noch unvorstellbar scheinen. Sie werden unsere Wünsche besser kennen als wir selbst und in der Lage sein, sogar unsere Assoziationen in Software zu übersetzen. Wichtig aber ist, dass wir währenddessen unsere Fähigkeiten nicht verlieren. Wir können zurückfordern, was uns genommen wird, wenn wir die Stärken des Menschen neu bestimmen. Ausgehend von Gesprächen mit den führenden Köpfen des Internet-Zeitalters und wichtigen Vertretern der modernen Psychologie zeigt Frank Schirrmacher, wie sich schon in den nächsten Jahren das Selbstbild des Menschen wandeln könnte und welche faszinierenden Antworten auf diese Krise möglich sind. Wir werden bombardiert mit dem, was andere Menschen jede Sekunde tun Wir werden voraussagen können, was jeder Mensch in der nächsten Minute tun will Wir wissen alles. Und nichts über uns selbst

Leseprobe

MEIN KOPF KOMMT NICHT MEHR MIT Was mich angeht, so muss ich bekennen, dass ich den geistigen Anforderungen unserer Zeit nicht mehr gewachsen bin. Ich dirigiere meinen Datenverkehr, meine SMS, E-Mails, Feeds, Tweeds, Nachrichtensites, Handyanrufe und Newsaggregatoren wie ein Fluglotse den Luftverkehr: immer bem?ht, einen Zusammensto?zu vermeiden, und immer in Sorge, das Entscheidende ?bersehen zu haben. Ohne Google w? ich aufgeschmissen und nicht mehr imstande, einen Handwerker zu bestellen oder zu recherchieren. W?rde ich morgen vom Internet oder Computer geschieden werden, w? das nicht eine Trennung von dem Provider, sondern es w? das Ende einer sozialen Beziehung, die mich tief verst?ren w?rde. Am Tag meiner Konfirmation, als ich den Spielcomputer Logikus der Firma Kosmos geschenkt bekam, bin ich freudig in das Wettr?sten mit der jeweils neuesten Technologie eingetreten. Moores Gesetz - das Gesetz, wonach sich die Geschwindigkeit der Prozessoren alle zwei Jahre verdoppelt - kannte ich schon, als ich meinen ersten Amstrad-Rechner kaufte. Bedienungsanleitungen verstehe ich so wenig wie alle anderen Menschen, aber die Ger? selbst konnte ich immer schon nach kurzer Eingew?hnungszeit bedienen. Niemals f?hlte ich mich von Computern ?berfordert. Ich simse am St?ck, Leute, die ich nicht kenne, folgen meinem ungenutzten Twitter-Account, ich wei? wo ich im Internet Antworten auf meine Fragen finde. Ich will sagen: Weder bin ich der Amish des Internet-Zeitalters noch ein technologischer Einsiedler. Und ich erw?e das alles ?berhaupt nur, um nicht gleich im n?sten Absatz in den Verdacht zu geraten, einfach nicht mehr lernf?g zu sein. Aber etwas stimmt nicht mehr. Mein Kopf kommt nicht mehr mit. Zwar bilde ich mir ein, dass ich meinen Gespr?spartnern ebenb?rtig bin, und ich habe nicht den Eindruck, dass ich heute weniger von der Welt verstehe als fr?her. Das Problem ist meine Mensch-Computer-Schnittstelle. "Das Hirn ist nichts anderes als eine Fleisch-Maschine", hat leicht ver?tlich Marvin Minsky, einer der Begr?nder der Informatik, schon vor Jahrzehnten gesagt. Und meine "Fleisch-Maschine" ist offenbar nicht mehr besonders gut. Es ist, als laufe mein Web-Browser mittlerweile auf zwei verschiedenen Plattformen, eine auf meinem Computer und eine sehr viel langsamere Version in meinem Kopf. Damit ein leistungsschwaches Handy eine mit technischen Spielereien vollgepackte Website trotzdem darstellen kann, haben die Programmierer eine Methode erfunden, die sich "graceful degradation" nennt, auf Deutsch: "w?rdevolle Herabstufung". Die Website gibt sich gewisserma?n bescheiden, um das Handy, das in diesem Fall zu den armen Verwandten z?t, nicht in seinem Stolz zu verletzen. Das Verh?nis meines Gehirns zur Informationsflut ist das der permanenten w?rdelosen Herabstufung. Ich sp?re, dass mein biologisches Endger?im Kopf nur ?ber eingeschr?te Funktionen verf?gt und in seiner Konfusion beginnt, eine Menge falscher Dinge zu lernen. Aber ich habe auch meinen Stolz. Ich schlie? von meinem Kopf auf viele K?pfe, und dass es mir wie vielen geht: Ich glaube, es hat, um ein Lieblingswort der Informatiker zu zitieren, eine R?ckkoppelung stattgefunden, die jenen Teil der Aufmerksamkeit, den wir fr?her uns selbst widmeten, abzapft, auffrisst und als leere H?lle zur?ckl?t. Man nennt das feedback, w?rtlich: eine R?ck-Ern?ung. Aber wer ern?t sich von unserer Aufmerksamkeit? Keine SMS, kein Blog, keine E-Mail wird in den Wind gesendet. Keine Suchanfrage, kein Tweet, kein Click geht verloren. Nichts verschwindet und alles speist Datenbanken. Wir f?ttern mit unseren Gedanken, Worten und E-Mails das Wachstum eines gewaltigen synthetischen Hirns. Das ist keine Vermenschlichung eines technischen Vorgangs. Genau das geschieht, wie wir im Laufe dieses Buches sehen werden. Mir scheint, dass viele Leute gerade merken, welchen Preis wir zahlen. Buchst?ich. Manchmal endet es im Ruin. So wie bei dem Stanford-Professor Lawrence Lessig, der vor ein paar Jahren s Leseprobe
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Erscheint lt. Verlag am 16.11.2009

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