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Die Reise durch Franken

Erschienen am 10.03.2014, 1. Auflage 2014
Auch erhältlich als:
22,99 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783890294452
Sprache: Deutsch
Umfang: 352 S.
Format (T/L/B): 3.1 x 21 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Malik Verlag Verlagsgruppe Piper
info@piper.de
Georgenstr. 4
DE 80799 München

Leseprobe

Frühe Klage Fürth, den 18. 6.   Sehr geehrter Herr Dr. Roth, wie Sie sich hoffentlich entsinnen wollen, beabsichtigen wir, ein Buch über Franken zu schreiben. Fernmündlich haben wir deshalb vereinbart, diesen Landstrich, in dem die ostfränkische Dialektgruppe beheimatet ist, gemeinsam zu bereisen, um im Nachgang aus dem Gehörten und Gesehenen, aber auch aus den Archiven des Erinnerten - nicht zu vergessen sind freilich auch das Geschmeckte und Gerochene -, kurz gesagt: aus den umfassenden Erlebnissen dieser Reise einen schäumenden Sud zu brauen, aus welchem ein Destillat aus Buchstaben gewonnen und sodann ein Buch verfertigt werden soll. In meinem Kalender zieht sich ein langer Strich über viele Tage und Wochen. Mit Wonne habe ich diesen Strich gezogen. Dieser Strich kennt keinen Unterschied zwischen Wochentagen, Wochenenden und Feiertagen. Dieser Strich negiert die Überstunden, nimmt etwaige Entbehrungen wacker in Kauf und ignoriert sämtlichen Kummer. Neben dem Strich steht in strammen Versalien: 'MIT JÜRGEN ROTH DURCH FRANKEN'. Als ich das schrieb, habe ich den Satz gesungen beinahe wie der Tannhäuser beim Sängerwettstreit auf der Wartburg. Mein Weib hat gejammert und schlimm geklagt. Allein, es war nicht zu hören in meinem donnernden Kehlbrausen. Jetzt verhält es sich so, daß dieser erwähnte blaue Tintenstrich genau am heutigen Tage seinen Anfang findet. Aber offensichtlich fängt hier nur eine dünne Linie an. Ohne Bedeutung und Zweck habe ich mein Jahrbuch verschmiert, denn ohne jeden Zweifel fehlt von meinem Kompagnon jede Spur. Hier und jetzt beginnt keine Reise, geschweige denn ein Abenteuer oder eine Expedition. Wie ein ausgelöffeltes Frühstücksei steh' ich kopflos am Fenster und glotze in den Fürther Hinterhof. Kein Vogel hatte heute morgen auch nur den Hauch einer Chance, mich wachzupfeifen. Ich persönlich weckte den Wecker. Meine Frau jammerte, als ich meine Sachen packte. Übermütig strömte das Blut durch meine Adern, als ich mein Bündel schnürte. Und alles, was ich brauchte, fand ich, und was ich nicht fand, brauchte ich nicht. Dampfenden Kaffee goß ich mir in den aufgesperrten Rachen, biß in eine bernsteinfarbene Hirnwurst aus Göring und riß mir einen Fetzen aus einem Brotlaib von der herzensguten Bäckerei Fehr. Ich war gerüstet und voller Kraft, und jetzt hätte es losgehen können. 11 Uhr hatten wir als Zeitpunkt vereinbart. Dann wurde es 11 Uhr, und ich wartete. Ich wartete immer mehr, immer mehr Zeit verstrich. Kein Klingeln erlöste mich. Roth klingelte nicht. Kein Roth weit und breit. Das können Sie nicht bestreiten, Herr Doktor Roth! Sie haben auch um 12 Uhr nicht geklingelt! Ich konnte noch so schnell und kraftvoll warten, es änderte sich nichts. Die Warterei wurde zum Gift und zermarterte mich. Jetzt wurde es immer offensichtlicher: Der einzige, der wartete, war ich. Der einzige, der etwas erwartete, war auch ich. Ich schreibe jetzt diesen Brief an Sie und frage ohne weitere Umschweife: Wollen Sie Franken nicht mehr bereisen? Ist Ihnen zwischenzeitlich klargeworden, daß Sie mit einer derart einfältigen Person wie mir nirgendwohin fahren möchten? Ist Ihnen etwas passiert? Sind Sie im Keller gestürzt oder von einem hessischen Hund gebissen worden? Das Warten fühlt sich, wenn ich ehrlich bin, so an, als hätten Sie gänzlich die Lust verloren. Sagen Sie es kalt und streng, wenn es sein muß, gerade so, wie man ein Pflaster von der Haut reißt: schnell und kraftvoll. An Franken liegt Ihnen nichts mehr. Sie haben nunmehr anderweitige, dringendere Verpflichtungen. Eine SMS mit dem Text 'Sic!' genügt.     Immer noch hochachtungsvoll: M. Egersdörfer         Verspäteter Beginn Frankfurt am Main, den 22. 6.   Sehr geehrter Herr Egersdörfer, vorab möchte ich nicht verhehlen: Es fällt mir nicht leicht, die Contenance zu wahren und diese manierliche Anrede zu wählen. Zunächst kamen mir da ganz andere Worte in den Sinn. Ich verschweige sie, der Schicklichkeit halber. Auch will ich, so schwer es mir a

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