Beschreibung
Bis zum allerletzten Tag ist sie gerne hingefahren, ins Gymnasium, um junge Menschen mit ihrer Liebe für die deutsche Sprache und Literatur anzustecken. Auch wenn ihr das nicht immer gelungen ist und sie der vielen Schulreformen langsam müde wurde. Seit dem Ende ihres Berufslebens ist es ihr, als würde sie 'in einem leeren, unbewohnten Raum stehen und in eine Landschaft ohne Konturen hinausschauen'. Einen Spiegel dieses inneren Raums findet die Erzählerin in ihrem Garten. Jeden Morgen beobachtet sie, wie sich der Tag langsam durch die graugrüne Wand aus Haselsträuchern, Schlehdorn und Hartriegel herantastet. Jeder Morgen ist anders und ruft andere Gedanken und Erinnerungen wach. Erinnerungen ans Elternhaus mit dem verwunschenen Park, an die ersten Semester an der Universität während der Jugendunruhen, an die Eltern, die sich in der Bewegung 'Moralische Aufrüstung' engagierten, und an den früh verstorbenen Bruder, den Schriftsteller Hermann Burger. In ihrem Haus ist es noch still - überhaupt ist es stiller geworden, nachdem die Kinder ausgezogen sind -, nur Apple, der Kater, streicht um ihre Beine und legt sein 'flaumiges Katzengewicht' auf ihre Füße. Kathrin Burgers Roman ist mit autobiografischen Elementen durchflochten. Sie erzählt präzise und poetisch. Sie blickt versöhnt auf das Entschwundene, mit Zuversicht auf das Kommende und immer wieder in ihren Garten, dessen stetige Verwandlungen sie in den feinsten Schattierungen nachzeichnet.
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Autorenportrait
Kathrin Burger, geboren 1949 in Menziken, studierte Germanistik in Zürich und promovierte über Georg Trakl. Sie unterrichtete als Gymnasiallehrerin in Fribourg, in Baden und dreißig Jahre lang in Aarau. Daneben engagierte sie sich in verschiedenen kulturellen Institutionen sowie für die Frauenbewegung. Sie lebt mit ihrem Mann in Küttigen und hat drei erwachsene Kinder.
Leseprobe
Noch bin ich nicht so weit, glaube ich zumindest. Noch muss eine Begegnung mit mir, der alten Lehrerin, auf der Straße nicht beschämend oder unangenehm sein. Noch schlurfe ich nicht als geschlechtsloses Neutrum in Trotteurs und Regenmantel mit der Nylontasche ins Dorf, um Brot und Milch einzukaufen. Noch gehöre ich nicht zur Gattung der beigen Rentner. In dieser fadesten aller faden Farben werde ich nie herumlaufen. Und noch erspare ich den Jungen den Anblick von Zahnlücken, sprießendem Barthaar am Kinn und leerem Blick. Aber eines Tages wird es vielleicht so weit sein, dass eine Begegnung mit mir peinlich wird. Was dann?