Beschreibung
"Ein neues Schauspiel gleicht dem Jungferntum": So beginnt die Komödie "Die beiden edlen Vettern", welche für deutschsprachige Leser in der Tat "ein neues Schauspiel" ist. Das Stück zählt zu den Shakespeare-Apokryphen, also zu jenen Stücken, welche in der maßgeblichen Folio-Ausgabe von 1623 nicht enthalten sind. Die Autorschaft war lange Zeit umstritten, doch hat sich auf den angelsächsischen Bühnen und in der Philologie seit etlichen Jahren die Einsicht durchgesetzt, dass es sich um einen echten Shakespeare handelt."Die beiden edlen Vettern" sind ein Spätwerk. Das Stück ist wahrscheinlich 1613 oder 1614 erstmals aufgeführt worden. Den Stoff entnahm Shakespeare der Geschichte "The Knight''s Tale" aus den "Canterbury Tales" von Geoffrey Chaucer. Chaucer seinerseits hatte den Stoff aus Boccaccios "Decamerone" entnommen.Das Schauspiel wird zumeist den Romanzen wie dem "Wintermärchen" oder dem "Sturm" an die Seite gestellt. Die Szene ist in der griechischen Antike angesiedelt, aber es ist die untergegangene Welt des europäischen Mittelalters mit ihren ritterlichen Idealen, in der die Haupthandlung spielt. Die Nebenhandlung spielt jedoch in eben dem frühneuzeitlichen England, wo das Stück erstmals auf die Bühne kam. Ob dieser mehrfach gespiegelte Blick auf die Vergangenheiten und die Gegenwart wehmütig-verklärend oder spöttisch-karikierend ausfällt, kann die Inszenierung entscheiden - der Text lässt dies offen. Man kann sich die Helden Palämon und Archytes als die letzten Ritter oder als die letzten Trottel vorstellen, - was sich nicht ausschließen muss. Eine Aufführung des Stücks kann lustig und traurig, zauberhaft und sackgrob, ergreifend und befremdend zugleich wirken.In keiner modernen Shakespeare-Edition darf dieses Stück mehr fehlen.
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