Beschreibung
Mord im Goldpalast: Mit diesem Buch hat sich Carlo Emilio Gadda in die Reihe der großen modernen Romanautoren von Weltrang geschrieben. In der Übersetzung von Toni Kienlechner, die kongenial zu nennen keine Übertreibung ist.
»Fangen Sie mit dem Lesen an einem Tag an, an dem Sie nichts anderes mehr vorhaben«, schrieb Michael Schweizer in der »Kommune«.
Was den Kriminalroman von Carlo Emilio Gadda so knatternd vorantreibt, ist nicht nur die berühmte Frage: Wer war's. Ebenso aufregend wie die Jagd selbst ist der verschlungene Weg zur Auflösung des Schlamassels. Zunächst scheint es nur um einen eher biederen Juwelendiebstahl bei der alten Signora Menegazzi zu gehen. Dann aber geschieht im Goldpalast der Via Merulana 219 ein schrecklicher Mord in der Wohnung genau gegenüber. Diesmal trifft es die schöne und reiche Signora Liliana.
Hinter der Grimasse der Schläfrigkeit ist Kommissar Ingravallo höchst alarmiert: Das Kuddelmuddel muss auseinandergeklaubt werden. Gadda verschafft dem Leser die köstlichsten Divertimenti, nimmt ihn mit in großbürgerliche Wohnungen, in die umliegenden Straßen und Palazzi, ins Kloster und aufs Land. Zur feinen Gesellschaft ebenso wie zu Galgenvögeln, Schiebern, Hundsfotten und Spinatwachteln.
Ein reiches Gesellschaftsbild Roms zur Zeit Mussolinis, ein intellektuelles und sprachliches Feuerwerk üppig, barock, ausschweifend.
Autorenportrait
Carlo Emilio Gadda wurde 1893 in Mailand geboren. Er diente als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg und studierte danach aus Liebe zur Mathematik Ingenieurwissenschaften. Viele Jahre arbeitete er als Ingenieur, zunächst in Italien, dann in Argentinien, Frankreich, Deutschland und Belgien. Zugleich begann seine schriftstellerische Tätigkeit. In kurzen Prosastücken, die in Zeitungen und Zeitschriften erschienen, schilderte er die Welt eines vergangenen Mailand. Er lebte in Florenz, später in Rom, immer in bescheidenen Verhältnissen und schrieb. 1973 starb »der bedeutendste italienische Prosa-Autor des 20. Jahrhunderts« (FAZ) im Alter von neunundsiebzig Jahren. Erst Jahre nach seinem Tod setzte mit der Veröffentlichung von »Die Wunder Italiens« (1984) der Erfolg Gaddas auch in Deutschland ein.
Toni Kienlechner, 1919 in Murnau geboren, war eine der engagiertesten Vermittlerinnen der italienischen Literatur und Landeskultur. Nach Tätigkeiten im Buchhandel und Verlagswesen sowie der Leitung einer Wochenzeitung in Bozen, arbeitete sie von 1955 bis 1982 als Korrespondentin des Bayerischen Rundfunks. 1961 erschien mit »Quer pasticciaccio brutto de Via Merulana« ihre erste Übersetzung. Für das Werk, das lange als unübersetzbar galt, wurde sie mit dem Helmut-M.-Braem-Preis ausgezeichnet. Sie übersetzte außerdem Pier Paolo Pasolini, Giorgio Manganelli und viele andere Autoren. 2010 starb Kienlechner in Berlin.
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