"Weihnachten 1977. Vor acht Tagen wurde ich in Avortville zum Priester ordiniert, der Stadt, in der sich Abbe Pierre niedergelassen hat und gestorben ist. Trotzdem habe ich, als mein ersten Weihnachtsabend als junger Priester kam, die Pfarrei verlassen, um mit Pater Rene Pinsard nach Siloe ins Viertel Pigalle zu gehen. Erstaunlich, dieser Philosophieprofessor, der hier das schöne Abenteuer angestoßen hat, die Welt der Prostitution und der Transvestiten der Kirche begegnen zu lassen! Im Erdgeschoss war eine Bar und ein Restaurant, einfach, wie man sie an allen Straßenecken sieht. Im Obergeschoss ein Gebetsraum, wo das Heilige Sakrament und wo sich ständig Christen vereinigen in der Anbetung dieser Präsenz. Einige Monate früher, im Sommer 77, hatte ich eine junge Frau kennengelernt, die aus der Prostitution ausgestiegen war und die von Freunden zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land eingeladen worden war. Sie erklärte mir, dass sie auch von Drogen in den Abgrund gerissen worden war. Als Diakon ohne seelsorgerische Erfahrung hörte ich mir alles an und bewunderte gleichzeitig die innere Entschiedenheit dieser Person, die Sensibilität derer, die sie umgaben, und vor allem natürlich die Gnade Gottes an diesem Werk. Der Kontakt hat sich vertieft, und unser Austausch über den Glauben und das spirituelle Leben haben sie dazu gebracht, mich zu ihrer Taufe und Erstkommunion einzuladen, die am Heiligen Abend 1977 gefeiert werden sollten. Für die Heilige Nacht würde alles in eine Kapelle verwandelt werden, aber ich sollte im Voraus das Gesicht des täglichen Lebens im Haus kennen lernen. Dann kam diese unvergessliche Feier, einfach und fromm, die uns unendliche Perspektiven der Hoffnung eröffnete. Ja, die Liebe Gottes kann über alle unsere Leiden siegen und uns neue Wege der Freiheit eröffnen, sogar dort, wo uns eine Sackgasse zu sein scheint." Philippe Cardinal Barbarin Hrsg. HansJürgen Sträter, Adlerstein Verlag

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