Beschreibung
Er hat es immer der besonderen Verantwortung des Schriftstellers abgefordert, sich nicht nur durch sein literarisches Schaffen in den Dienst der Wahrheit zu stellen, sondern sich auch für die Bürger- und Menschenrechte zu engagieren. Am 29. Dezember 1989 wurde Václav Havel, weltberühmter Dramatiker, Essayist und Dissident, Staatspräsident der Tschechoslowakei. Er, der sein Leben lang «in Konfrontation mit der Macht» gestanden hatte, war plötzlich der höchste staatliche Funktionsträger seines Landes. Damals, so schreibt Havel, sei er von der mitreißenden Revolution an die Spitze des Staates getragen worden, aber inzwischen habe sich die Zeit geändert: Der Karneval der Revolution ist vorbei, «der Himmel hat sich bewölkt, die Klarheit und die allgemeine Übereinstimmung sind verschwunden, und auf unser Land warten nicht geringe Prüfungen».Die hier vorgelegten «Sommermeditationen» sind eine Bilanz der «Prüfungen», die ruinöse Erblast des totalitären Regimes den Weg zur Demokratisierung säumen. Aber sie träumen auch von einer Zukunft, in der der «Schock der Freiheit» überwunden, «Gleichmacherei, Uniformität, Anonymität und Häßlichkeit» verschwunden sind und die Bürger Selbstbewußtsein und Selbstachtung wiedererlangt haben, ein Gefühl der Mitverantwortung entwickelt und ein neues europäisches Zuhause gefunden haben.
Autorenportrait
Geboren am 5. 10. 1936 in Prag. Wegen seiner Herkunft aus einer «bourgeoisen», nach dem kommunistischen Umsturz 1948 enteigneten Familie konnte Havel nur auf Umwegen Ober- und Hochschulbildung erlangen. 1951 Lehre als Chemielaborant. 1954 Abitur an einer Abendschule. 1955 debütierte er mit Kritiken in der Zeitschrift «Kveten» (Mai), später publizierte er in allen wichtigen tschechischen Literaturzeitschriften. 1959 schrieb er sein erstes Stück, den Einakter «Rodinný vecer» (Familienabend). Nach der sowjetischen Okkupation widersetzte er sich der neostalinistischen Gleichschaltung, bekam Publikationsverbot, wurde wegen der Beteiligung an zahlreichen Protestaktionen schikaniert, geheimpolizeilich observiert und schließlich 1977, als Mitbegründer und Sprecher der Charta 77, zu vierzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Danach Hausarrest aufgrund fortgesetzter Aktivitäten als Bürgerrechtler (Gründung des «Komitees für die Verteidigung zu Unrecht Verfolgter» und Veröffentlichungen im Ausland. 1979 Verurteilung zu viereinhalb Jahren Haft, von der ihm nur die letzten Monate wegen einer lebensgefährlichen Erkrankung erlassen wurden. Weil er im Januar 1989 eine Gedenkveranstaltung für Jan Palach mitorganisierte, der sich 1969 aus Protest gegen die Okkupation des Landes selbst verbrannt hatte, wurde Havel erneut festgenommen und zu neun Monaten verschärfter Haft verurteilt; nach weltweiten Protesten Entlassung im Mai. Am 29. 12. 1989 Wahl zum Präsidenten der CSFR. Auszeichnungen: Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur (1969); Ehrenpreis der Société des Auteurs, Frankreich (1981); Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1989); Simon-Bolivar-Preis, Venezuela (1990); Rotary-Preis, USA (1990); «Olof-Palme-Preis für öffentliche Verdienste», Schweden (1990); Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen (1991). Verstorben 2011 in Hrádecek, Tschechien.
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