Beschreibung
Eine gewöhnliche Straße. Prachtvolle Jugendstilfassaden stehen selbstbewusst neben seelenlosen, in aller Eile aus den Kriegsruinen gestampften Wohnblöcken. Eine Straße, wie es in Deutschland Hunderte gibt. Hier wohnt die Französin Pascale Hugues. Sie ist der verschütteten Geschichte ihrer Straße nachgegangen. Was ist aus den Anwälten und Professoren des jüdischen Bildungsbürgertums geworden? Und aus den Frauen, deren Häuser und Leben unter den Bomben der Alliierten zusammengebrochen sind? Wie hat diese Straße in den 50er Jahren wieder zur Normalität zurückgefunden? Pascale Hugues hat sich auf die Spuren ihrer Nachbarn begeben, ihrer einstigen und heutigen. Sie hat all die tragischen und schönen Geschichten wieder ausgegraben, aber auch die vermeintlichen Belanglosigkeiten im Leben der Menschen, die das Schicksal in der gleichen Straße wohnen ließ. Lilli Ernsthaft zum Beispiel, die erste Bewohnerin der Straße. Sie hat 79 Jahre in der Nummer 3 gelebt. In ihrem Salon defilierte in den 20er Jahren die Berliner Hautevolee. Hans-Hugo Rothkugel, Sohn eines assimilierten jüdischen Notars, der seine Frau zurechtwies, als sie ihm an Jom Kippur einen Schweinebraten vorsetzte: «Aber wirklich, Irma, jetzt übertreibst du!» Pascale Hugues reiste zu dem alten Französischlehrer nach Berkeley. In Berlin hat die Autorin Liselotte Bickenbach ausfindig gemacht, einst Sekretärin beim Oberkommando der Wehrmacht. Und Bärbel Soller, eine echte Berliner Pflanze, weiß von dem Bordell «mit Asiatinnen» der 80er Jahre zu berichten. Die Lebensgeschichten einer Straße verdichten sich zum Panorama einer ganzen Epoche brillant erzählt und voller Empathie geschrieben.
Autorenportrait
Pascale Hugues, geboren in Straßburg, ist Journalistin und Schriftstellerin. Mit ihrem ersten Buch «Marthe und Mathilde» gelang ihr auf Anhieb ein großer Erfolg. Für ihr Buch «Ruhige Straße in guter Wohnlage» erhielt sie den Prix Simone Veil und den Europäischen Buchpreis. Pascale Hugues ist Deutschlandkorrespondentin des französischen Nachrichtenmagazins «Le Point», Kolumnistin beim «Tagesspiegel» und schreibt regelmäßig für verschiedene deutsche Medien. Sie lebt in Berlin.Lis Künzli, geboren bei Luzern, studierte Germanistik und Philosophie in Berlin und lebt heute in Toulouse. Die Übersetzerin von Amin Maalouf, Atiq Rahimi, Camille Laurens, Pierre Bayard, Pascale Hugues, Marivaux, S. Corinna Bille u. a. wurde 2009 mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ausgezeichnet.
Informationen zu E-Books
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