Beschreibung
Schwerlich läßt sich heute Herders Wirkung auf die Literatur - nicht nur seiner Zeit, sondern der folgenden Jahrhunderte - überschätzen. Ob er in den Fragmenten Über die neuere deutsche Literatur das Publikum seiner Epoche mit bahnbrechenden literaturkritischen und kulturphilosophischen Anregungen konfrontiert, ob er in den Fragmenten einer Abhandlung über die Ode fundamentale Einsichten in das Wesen der modernen Poesie formuliert: immer lehrt er Zeitgenossen und Nachwelt, Sprache, Literatur und Geschichte zu verstehen als objektive Manifestationen der historisch wirksamen individuellen Kräfte des Menschen. Der vorliegende Band versammelt -und erschließt über einen umfangreichen und präzisen Kommentar - nicht allein die von Herder selbst publizierten Texte. In der Edition der zugehörigen Werke aus dem Nachlaß öffnet er auch jene private und revolutionäre Schicht der Umbrüche, der radikalen Formulierungen und Schlüsseltexte, in denen Herder seine wegweisenden erkenntnistheoretischen, geschichtsphilosophischen und ästhetischen Einsichten entfaltet.
Autorenportrait
Johann Gottfried Herder wurde am 25. August 1744 Mohrungen, Ostpreußen geboren und starb am 18. Dezember 1803 in Weimar. Herder wuchs als Sohn des Kantors und Schullehrers Gottfried Herder und dessen zweiter Ehefrau Anna Elisabeth Peltz in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Elternhaus war religiös geprägt. Er entschied sich im Jahr 1762 nach Königsberg zu gehen und Chirurg zu werden. Erkannte jedoch, dass er für diesen Beruf ungeeignet war und schrieb sich als Student der Theologie an der Universität in Königsberg ein. In den Jahren 1762 bis 1764 besuchte er Vorlesungen über Astronomie, Logik, Metaphysik, Moralphilosophie und Mathematik bei Immanuel Kant. Bereits während des Studiums schrieb Herder Essays über philosophische Themen und sowie Gedichte. 1764 wurde er als Aushilfslehrer an die Domschule nach Riga berufen, wo er bis 1769 blieb und in eine Loge des Freimaurerbunds aufgenommen wurde. In dieser Zeit entstanden seine ersten größeren Veröffentlichungen zur Sprachphilosophie, die sein Freund Johann Friedrich Hartknoch verlegte. Herder postulierte, dass die literarischen Erzeugnisse aller Nationen durch den besonderen Genius der Volksart und Sprache bedingt seien. Zusammen mit Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller zählt Herder zum klassischen 'Viergestirn' von Weimar. Aus seiner Ehe mit Maria Caroline Flachsland stammten sechs Söhne und eine Tochter.