0

Erfolgreich in den Arbeitsmarkt?

eBook - Die duale Berufsausbildung im internationalen Vergleich, Campus Forschung

Erschienen am 14.02.2013, 1. Auflage 2013
39,99 €
(inkl. MwSt.)

Download

E-Book Download
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593419978
Sprache: Deutsch
Umfang: 285 S., 12.39 MB
E-Book
Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Die duale Berufsausbildung gilt als Garant für einen reibungslosen Erwerbseinstieg. Christian Ebner vergleicht erstmals in einer Studie die dualen Ausbildungssysteme und deren Verzahnung mit dem Arbeitsmarkt in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark. Es wird deutlich, dass die institutionelle Ausgestaltung zu wesentlichen Unterschieden der Arbeitsmarktperspektiven in den jeweiligen Ländern führt.Mit einem Vorwort von Jutta Allmendinger, Präsidentin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Autorenportrait

Christian Ebner, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Leseprobe

Das duale Ausbildungssystem deutscher Prägung genießt international einen guten Ruf und wird als ein maßgeblicher Faktor für den deutschen Wirtschaftserfolg eingestuft (Sorge und Streeck 1988; Streeck 1991; 1992). Im vorliegenden Kapitel wird die Entstehung dieses Ausbildungsmodells ausführlich dargestellt. Am Beginn steht eine definitorische Eingrenzung des Begriffes der beruflichen Erstausbildung (2.1). Sie kann in ihrer Funktion von der Allgemeinbildung unterschieden und mit Blick auf die zeitliche Lagerung von Weiterbildung abgegrenzt werden. Kapitel 2.2 beschäftigt sich daran anschließend mit der Entstehung beruflicher Ausbildungssysteme in Europa und vertiefend mit dem in dieser Dissertation behandelten "dual-korporatistischen Modell der Berufsausbildung" (Greinert 1999). Dieses hat heute in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark noch immer eine herausragende Bedeutung. Kapitel 2.3 stellt drei Prototypen beruflicher Ausbildungssysteme - das duale Ausbildungssystem, die vollzeitschulische Berufsausbildung und das training on-the-job-Modell - systematisch vergleichend gegenüber.

Begriffsbestimmungen im Bereich von Bildung und Berufsausbildung

Bildung gilt spätestens seit der Lissabon-Strategie aus dem Jahr 2000 in ganz Europa als entscheidender Faktor für die Entwicklung von Wirtschaft und Beschäftigung (Allmendinger et al. 2010a). Konkret verfolgt die EU dabei das Ziel, zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu werden. So selbstverständlich wie über Bildung gesprochen wird, so schwierig ist es aber auch eine präzise Definition dieses Begriffs zu geben. Dies auch deshalb, weil sich der Blickwinkel auf den Gegenstand Bildung je nach wissenschaftlicher Disziplin deutlich unterscheidet (Tippelt und Schmidt 2009). Ganz allgemein gesprochen ist Bildung ein vielschichtiger Begriff, der "auf übergeordnete individuelle und kollektive Formationsprozesse [] bezogen ist" und daher auch nicht mit dem "kleinräumigeren" Begriff des Lernens gleichgesetzt werden sollte (Alheit und Dausien 2009: 715). Bildung sollte auch nicht mit Erziehung verwechselt werden. Erziehung stellt eine eher absichtsvolle Maßnahme von Erwachsenen dar, um den Prozess kindlichen Lernens zu steuern (Fend 1976). Um den Bildungsbegriff besser einzugrenzen und vor allem den für diese Dissertation im Vordergrund stehenden Typus der beruflichen Erstausbildung zu verdeutlichen, identifiziere ich zuerst verschiedene Grundtypen von Bildung. Es bietet sich eine Einteilung von Bildungstypen entlang zweier Dimensionen an. Eine wesentliche Dimension von Bildung ist deren Funktion (Müller 2002): Bildung als Allgemeinbildung vermittelt grundlegende Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben oder Rechnen, Wissen auf Gebieten wie Naturwissenschaften oder Geografie, aber auch bestimmte Wertorientierungen oder soziale Kompetenzen. Berufsbildung ist dagegen vor allem auf den Arbeitsmarkt bezogen und vermittelt Fähigkeiten wie den Umgang mit Werkzeugen und Maschinen, das Programmieren von Software oder das Pflegen von älteren Menschen. Eine heute gängige, individuenzentrierte Definition von Beruf geht auf Ulrich Beck, Michael Brater und Hans-Jürgen Daheim (1980) zurück, die Berufe als "komplexe, institutionalisierte Bündelungen der marktrelevanten Arbeitsfähigkeiten von Personen" sehen. Weniger personenzentriert können Berufe auch als "formalisierte Qualifikations- und Arbeitskraftmuster" (Georg und Sattel 2006: 126) beziehungsweise als "standardisierte Wissensformen" (Georg und Sattel 2006: 130) verstanden werden. Tatsächlich wird der Beruf in der Soziologie schon von Emile Durkheim (1977) und Max Weber (1980) thematisiert: Arbeitsteilung ist ein Quell sozialer Ungleichheit und der Beruf ein bedeutender Mechanismus für die Statuszuweisung (Baethge und Baethge-Kinsky 1998; Stuth et al. 2009) und Identitätskonstruktion (Beck et al. 1980: 199ff.; Greinert 1999: 93). Eine weitere Dimension von Bildung stellt deren chronologische Lagerung dar: Unterschieden werden kann die Erstausbildung von der nachgelagerten Weiterbildung (Commission of the European Communities 2000). Die Dimension der Funktion kann dabei mit der Dimension der zeitlichen Lagerung kombiniert werden (Tabelle 1). Die (1) obligatorische Schulbildung, wie zum Beispiel der Besuch der Hauptschule oder des Gymnasiums nach der Grundschule, stellt eine Erstausbildung mit dem Ziel der Allgemeinbildung dar. Eine im Anschluss begonnene Lehre zum Beispiel als KFZ-Mechatroniker oder die Aufnahme eines Studiums als Betriebswirt nach abgeschlossenem Abitur gelten als (2) berufliche Erstausbildung. Die berufliche Erstausbildung unterhalb des Akademikerniveaus ist die zentrale Untersuchungseinheit dieser Dissertation. Weiterbildung, die das Ziel der Allgemeinbildung hat (3), tritt zum Beispiel beim Nachholen eines Schulabschlusses wie zum Beispiel des Abiturs an einer Abendschule auf. Zur Weiterbildung, die auf beruflichen Kompetenzerwerb zielt (4), kann die Aufnahme eines Studiums nach abgeschlossener Lehre oder der Erwerb eines Meisterbriefes zählen.

Wie lässt sich nun aber berufliche Erstausbildung operationalisieren, also messbar machen? Einen vielversprechenden, eher allgemeinen Anknüpfungspunkt bietet der Soziologe Pierre Bourdieu (1983), der die drei Kapitalsorten ökonomisches Kapital, Sozialkapital und kulturelles Kapital unterscheidet. Bildung ist für ihn kulturelles Kapital, das Menschen im Laufe ihres Lebens anhäufen. Dabei werden drei Formen von kulturellem Kapital unterschieden (Bourdieu 1983: 185), die auch für die Operationalisierung und Messung von Berufsbildung nutzbar gemacht werden können: Zum Ersten objektiviertes Kulturkapital in Form von Texten, Büchern, Musik oder Bildern. Zum Zweiten inkorporiertes Kulturkapital, das als individuelles Wissen und individuelle Kompetenzen besteht. Zum Dritten institutionalisiertes Kulturkapital in Form von Bildungs- beziehungsweise Abschlusszertifikaten.

Inhalt

InhaltDank 9Vorwort: Das duale Ausbildungssystem im internationalen VergleichJutta Allmendinger 111. Einleitung 152. Die duale Berufsausbildung - Begriffsbestimmungen und Entstehungsgeschichte 212.1 Begriffsbestimmungen im Bereich von Bildung und Berufsausbildung 212.2 Die Entstehung beruflicher Ausbildungssysteme in Europa 252.2.1 Berufsausbildung in der vorindustriellen Agrargesellschaft 252.2.2 Industrielle Revolution und Ausdifferenzierung der Berufsausbildung 272.2.3 Zur Verbreitung dualer Ausbildung heute - ein internationaler Überblick 312.3 Idealtypische Gegenüberstellung europäischer Berufsbildungsmodelle 333. Systemische Anbindung der dualen Berufsausbildung an den Arbeitsmarkt 363.1 Merkmale des dualen Ausbildungssystems und deren Arbeitsmarktbezug 373.1.1 Arbeit, Markt und Arbeitsmarkt 383.1.2 Dauer der Ausbildung und Dualität der Lernorte 423.1.3 Berufe und berufliche Spezifität des dualen Ausbildungssystems 443.1.4 Standardisierung und Stratifizierung des dualen Ausbildungssystems 453.2 Vom Normallebenslauf zur Lebensverlaufsperspektive 473.2.1 Normalbiografie, Normalarbeitsverhältnis und berufliche Kontinuität 483.2.2 Herausforderungen für die duale Berufsausbildung 503.3 Messung der Kopplung zwischen Ausbildungssystem und Arbeitsmarkt - Vier Typen 533.3.1 Kopplung zwischen dualem Ausbildungssystem und Beschäftigungssystem 543.3.2 Kopplung des dualen Ausbildungssystems an Berufe 563.3.3 Kopplung des dualen Ausbildungssystems an Fachtätigkeiten 563.3.4 Kopplung zwischen dualem Ausbildungssystem und Ausbildungsbetrieb 574. Duale Ausbildung in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark 584.1 Aufbau, Stratifizierung und Einordnung 594.1.1 Dauer der Ausbildung und Verhältnis Betrieb zu Berufsschule 594.1.2 Stratifizierung des dualen Ausbildungssystems und Einordnung in den Gesamtbildungskontext 614.2 Steuerung und Standardisierung der dualen Berufsausbildung 664.2.1 Steuerung und Finanzierung 674.2.2 Standardisierung durch Berufsbildungsgesetze und Ausbildungsordnungen 724.3 Ausbildungsfelder und berufliche Spezifität 774.3.1 Ausbildungsberufsfelder 784.3.2 Berufliche Spezifität 804.4 Hypothesen zur Kopplung zwischen dualem Ausbildungssystem und Arbeitsmarkt 835. Deskriptive Ergebnisse zur Kopplung zwischen dualem Ausbildungssystem und Arbeitsmarkt 885.1 Datensätze, Untersuchungspopulation und Variablen 895.1.1 Datensätze und Untersuchungspopulation 895.1.2 Untersuchungsvariablen und Operationalisierung 945.2 Deskriptive Auswertungen: Kopplung zwischen dualem Ausbildungssystem und Arbeitsmarkt 1025.2.1 Entkopplung vom Beschäftigungssystem 1035.2.2 Grad der Kopplung an das Beschäftigungssystem - Befristungen und Arbeitszeit 1075.2.3 Berufliche Kopplung - Wechsel des Ausbildungsberufsfelds 1155.2.4 Kopplung an Fachtätigkeiten 1175.3 Zusammenfassung 1196. Theoretische Annahmen zum Einfluss institutioneller und sozioökonomischer Rahmenbedingungen 1216.1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 1216.1.1 Wirtschaftliche Lage und Demografie 1226.1.2 Wirtschaftssektoren, Branchen- und Betriebsstruktur 1236.2 Arbeitsmarktinstitutionen, Wohlfahrtsstaat und Bildungskontexte 1266.2.1 Arbeitsmarktinstitutionen 1266.2.2 Wohlfahrtsstaatliche Politiken 1296.2.3 Tertiarisierung der Bildung 1326.3 Der theoretische Analyserahmen im Überblick 1357. Sozioökonomische und institutionelle Rahmenbedingungen in den Untersuchungsländern 1397.1 Internationale Verflechtungen und demografische Kennziffern 1397.1.1 Internationale Einbettung, regionale Gliederung und Sprachen 1397.1.2 Fläche, Bevölkerung und Jugendanteil 1417.2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Arbeitsmarkt- institutionen und Wohlfahrtsstaat 1427.2.1 Konjunkturelle Entwicklung und Erwerbslosigkeit 1427.2.2 Wirtschafts-, Branchen- und Betriebsstrukturen 1457.2.3 Arbeitsmarktinstitutionen 1507.2.4 Passive Arbeitsmarktpolitik, aktive Arbeitsmarktpolitik und Defamilisierung 1547.2.

Informationen zu E-Books

„E-Book“ steht für digitales Buch. Um diese Art von Büchern lesen zu können wird entweder eine spezielle Software für Computer, Tablets und Smartphones oder ein E-Book Reader benötigt. Da viele verschiedene Formate (Dateien) für E-Books existieren, gilt es dabei, einiges zu beachten.
Von uns werden digitale Bücher in drei Formaten ausgeliefert. Die Formate sind EPUB mit DRM (Digital Rights Management), EPUB ohne DRM und PDF. Bei den Formaten PDF und EPUB ohne DRM müssen Sie lediglich prüfen, ob Ihr E-Book Reader kompatibel ist. Wenn ein Format mit DRM genutzt wird, besteht zusätzlich die Notwendigkeit, dass Sie einen kostenlosen Adobe® Digital Editions Account besitzen. Wenn Sie ein E-Book, das Adobe® Digital Editions benötigt herunterladen, erhalten Sie eine ASCM-Datei, die zu Digital Editions hinzugefügt und mit Ihrem Account verknüpft werden muss. Einige E-Book Reader (zum Beispiel PocketBook Touch) unterstützen auch das direkte Eingeben der Login-Daten des Adobe Accounts – somit können diese ASCM-Dateien direkt auf das betreffende Gerät kopiert werden.
Da E-Books nur für eine begrenzte Zeit – in der Regel 6 Monate – herunterladbar sind, sollten Sie stets eine Sicherheitskopie auf einem Dauerspeicher (Festplatte, USB-Stick oder CD) vorsehen. Auch ist die Menge der Downloads auf maximal 5 begrenzt.