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Das Echo der Flüsterer

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Erschienen am 24.10.2003
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570261163
Sprache: Deutsch
Umfang: 672 S.
Format (T/L/B): 5 x 18 x 12.7 cm
Lesealter: 12-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein packender Roman vom Bestseller-Autor Ralf Isau, der reales weltpolitisches Geschehen geschickt mit einer fantastischen Geschichte verwebt. "Spannender kann Geschichte kaum sein." Main Echo "Unbestritten, wieder ein spannendes und lesenswertes Buch von dem Stuttgarter Schriftsteller." Der Tagesspiegel

Autorenportrait

Ralf Isau wurde 1956 in Berlin geboren. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung arbeitete er zunächst als Organisationsprogrammierer. Zur Schriftstellerei fand er erst 1988, als er seiner neunjährigen Tochter ein selbst verfasstes Buch versprach: Sieben Jahre und anderthalbtausend Seiten später legte Isau nicht nur ein Buch vor, sondern "Der Drache Gertrud" und die zur legendären Neschan-Trilogie angewachsenen Romane "Die Träume des Jonathan Jabbok", "Das Geheimnis des siebten Richters" und "Das Lied der Befreiung Neschans". Isaus Roman "Das Museum der gestohlenen Erinnerungen" wurde 1997 mit dem "Buxtehuder Bullen" als bestes Jugendbuch des Jahres ausgezeichnet. Seither sind "Das Echo der Flüsterer", "Das Netz der Schattenspiele" und "Der Kreis der Dämmerung" erschienen. Isau lebt mit seiner Familie in Stuttgart.

Leseprobe

Das Starten der Motoren kam einem mittleren Erdbeben gleich. So jedenfalls empfand es Sarah. Für einige Augenblicke verdrängte ihr Misstrauen gegen dieses in allen Teilen zitternde Flugzeug sogar die Sorge um Jonas. Der Text des Telegramms verschwamm vor ihrem geistigen Auge und sie umklammerte Roberts Hand noch fester. Als sie zu ihrem Mann aufblickte, lächelte er ihr zu. Seine Zuversicht war nur gespielt. Sie wusste, wie sehr auch er unter der schrecklichen Nachricht litt. Die B-24 rollte an das Ende der Startbahn, blieb dort noch einige Sekunden lang mit brummenden Triebwerken stehen, dann brüllten ihre Motoren wie vier angriffslustige Bestien auf und zerrten das schwere Flugzeug vorwärts. Natürlich war dies nicht Sarahs erster Flug, aber sie hatte von Anfang an das Gefühl gehabt, er werde anders verlaufen als alle früheren. Die Maschine gewann schnell an Geschwindigkeit und hob unter - wie Sarah glaubte - ungewöhnlich heftigen Vibrationen vom Boden ab. Ihr ganzer Körper zitterte mit dem Flugzeug. Robert sagte etwas zu ihr, was in dem Lärm unterging, aber an seiner ausgestreckten Hand war zu erkennen, dass sie aus dem Fenster sehen sollte. Widerwillig tat sie es. Die Maschine beschrieb gerade eine weite Linkskurve, dann schwenkte sie auf südwestlichen Kurs ein, um der Küstenlinie von St. George zu folgen. Die Bermudainseln waren ein Paradies, doch Sarah konnte sich an dem türkis schimmernden Meer, den bunten Fassaden der jetzt winzig wirkenden Häuser und der aus der Höhe nur noch zu erahnenden Blütenpracht von Oleander, Hibiskus, Bougainvillea und Rosen nicht erfreuen. Weniger weil ihr das Fliegen an sich zuwider war, sondern vielmehr wegen der schrecklichen Gedanken und Selbstvorwürfe, die nun wieder in ihr aufstiegen. Nördlich der Hauptstadt Hamilton drehte die B-24 auf westlichen Kurs ab und passierte bald darauf Sommerset Island. Erst nach mehr als fünfhundertsechzig Meilen würde Sarah wieder Land sehen können. Das Meer erschien ihr an diesem Tag wie eine schier endlose Wasserwüste. 'Geht's dir gut, Schatz?' Das Dröhnen der Motoren war wie ein dicker Vorhang, der Roberts Stimme fast verschluckte. Sarah blickte in das besorgte Gesicht ihres Mannes. 'Wie könnte es? Warum sind wir nur zu diesem gottverlassenen Flecken geflogen, mitten im Meer, wo unser Sohn uns doch zu Hause braucht? Kannst du mir das sagen, Bob?' Robert fühlte ihre innere Zerrissenheit. Er hatte seiner Frau schon über so manches seelische Tief hinweggeholfen. Doch seine sonst so unerschütterliche Ruhe war ins Wanken geraten. Er erzählte irgendetwas von seinem Auftrag, den Stützpunkten bei Kindley Field und am Little Sound, erging sich sogar eine Zeit lang über die Bedeutung der Bermudainseln als Parkett diplomatischer Aktivitäten zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien. 'Erst vor zwei Jahren haben unsere Länder bei einer Konferenz auf den Bermudas die Prinzipien der "Luftfreiheit" und der "Ordnung in der Luft" vereinheitlicht, ein epochaler Schritt im internationalen Verkehrsrecht, und ...' Er stockte, wurde sich bewusst, was für einen Unsinn er da redete, und stieß hervor: 'Vielleicht wird ja noch alles gut, Schatz. Vater hat doch geschrieben, dass auch er nur "Nachricht" von Jonas' Tod erhalten hat. Es muss ein schrecklicher Irrtum sein ...' Roberts Stimme versickerte wie eine Meereswoge am Strand. Sarah hörte ihn nicht mehr. Sie blickte an ihm vorbei durch die zerkratzte Scheibe des Bullauges auf das Meer hinab und versuchte zu begreifen, was geschehen war. Eine Zeit lang konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Erst als sie sich dazu zwang, die vergangene Stunde noch einmal vor ihrem geistigen Auge Revue passieren zu lassen, vermochte sie den Faden ihrer Überlegungen wieder dort anzuknüpfen, wo ihn die Rotorblätter dieser Höllenmaschine durchtrennt hatten. Die Betonpiste war ein riesiges glühendes Backblech, auf dem sich Sarahs Gedanken in einen zähen Strom verwandelt hatten. Träge wi ...