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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492054089
Sprache: Deutsch
Umfang: 400 S.
Format (T/L/B): 3.7 x 21 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Autorenportrait

Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart - das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Autors, welcher den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet, erhielt 2009 den Stuttgarter Krimipreis und den Heimito-von-Doderer-Preis. Bereits zweimal wurde Heinrich Steinfest für den Deutschen Buchpreis nominiert: 2006 mit »Ein dickes Fell«; 2014 stand er mit »Der Allesforscher« auf der Shortlist. 2016 erhielt er den Bayerischen Buchpreis für »Das Leben und Sterben der Flugzeuge«.

Leseprobe

Achtung, Sie hören jetzt Schönberg! Eine Art Vorspann Der Beginn eines jeden Buchs leidet unter einem großen Manko: Es fehlt die Musik. Wie gut hat es da der Film, dessen Vorspann getragen wird von einer klanglichen Ouvertüre, die verspricht, was nachher erfüllt wird oder nicht, aber in jedem Fall den Zuseher augenblicklich in ihren Bann zieht, augenblicklich eine Aufregung, eine Rührung oder ein Staunen hervorruft. Denken Sie zum Beispiel an Der Weiße Hai. Im wirklich allerersten Moment, als mitten im Weltraum die rotierende Erdkugel der Universal Studios sichtbar wird, vernehmen wir die Echolaute aus einem Unterwassersonar, harmlos noch, zwitschernd, plaudernd, ein friedliches Meer, nur daß es friedliche Meere nicht gibt. Und gleich darauf, als die Namen der Produzenten in einfachen weißen Lettern sich vor absoluter Schwärze abzeichnen, setzt die Musik ein, sie nähert sich bedrohlich, die Musik, und mit ihr der große Fisch. Man sieht ihn aber nicht, sondern die Kamera scheint in den Augen des Fisches einzusitzen, zeigt, was er sieht, wie er jetzt durchs Riff gleitet. Dies mutet zwar eher an wie der Ausblick eines Anemonenfisches, aber erstens heißt es ja, selbst diese Winzlinge würden Taucher attackieren, und außerdem ist es weiterhin die Musik - noch kräftiger, noch unheimlicher, mehr Instrumente, mehr Noten -, die so unverkennbar signalisiert, wie groß dieser Fisch sein muß und daß in dieser Geschichte sehr, sehr lange nichts gutgehen wird. Als nun die Musik endet (beziehungsweise zum biederen Gedudel einer Mundharmonika übergeht), wechselt die Kamera zu einer fröhlichen Gruppe junger Menschen, die spätabends am Strand sitzen und feiern - und wir fragen uns sofort, wer von denen jetzt so blöd sein wird und Steven Spielberg den Gefallen tut, im Meer schwimmen zu gehen.   Es sind zwei Filme und die beiden zu ihnen gehörenden Musiken, die das Verhältnis der modernen Menschen zum Wasser insgesamt geprägt haben: Der Weiße Hai und Psycho. Einmal das Meer, einmal die Dusche. Ohne die Kompositionen von John Williams und Bernard Herrmann wäre der Horror nur der halbe. Der Fisch böse, aber auch nur ein Fisch. Das Messer tödlich, aber trotzdem ein bloßes Artefakt, das mißbräuchlich benutzt wurde. Erst die Musik gibt dem Horror eine Stimme, im wahrsten Sinne, eine Stimme, die aus der Hölle stammt und den Hai wie auch das Messer mit einer finsteren Seele ausstattet. (Man kann das leicht beweisen und braucht sich nur die beiden Filme ohne die Musik anzusehen. Was sich dann offenbart, ist zwar noch immer kein Spaß, aber es fehlt nun jene Dämonie, die die Klänge zu transportieren verstehen. Eine Dämonie, die den Schrecken schrecklicher macht - und zugleich schöner.)   Es stimmt, Titelsequenzen wurden dafür geschaffen, die Namen der Schauspieler, der produzierenden und kameraführenden und anderweitig involvierten Personen in rascher Folge mehr oder weniger prominent zu präsentieren. Doch es ist die Musik, die zu diesem frühen Moment den Zuseher und Zuhörer unmittelbar in den Film hineinzieht. In der Art, wie man ohne jede Vorwarnung einen Kuß erhält oder eine Ohrfeige. Ein Buchumschlag oder Prolog ist dagegen schwächlich. Ein kleines Zittern im Vergleich zum Schüttelfrost. Ich würde viel darum geben, könnte ich der Geschichte, die hier zu erzählen ist, eine Einleitung verleihen, die mit Musik und verdichteten Bildern unterlegt wird, Bildern, vor deren Hintergrund Personen oder Dinge auftauchen und verschwinden gleich Geistern. Geistern von Bedeutung. Wie würde ich diese Eröffnungssequenz umsetzen? Welche Musik verwenden? Eine klassische oder eher eine dieser Zwölftonkompositionen, die an unseren Nerven zerren? Aber eben ganz anders, als viele es im Konzertsaal empfinden, dort die Nerven tötend, beim Vorspann hingegen in der Tat an ihnen ziehend: eine Spannung erzeugend. Ja, ich denke, ich würde etwas von Schönberg nehmen. Und dazu anfangs völlig uneindeutige dunkle Bilder, in die sich nach und nach helle, bläuliche Flecken misc

Schlagzeile

Vom Manager zum Bademeister. Vom Zyniker zum Romantiker. Von der Höhenangst zur Bergbesteigung.