Beschreibung
Ein mitreißendes Leseerlebnis voller Dramatik und großer Gefühle Südfrankreich im August 1944: Inmitten der Kriegswirren finden sie zueinander. Doch ihre Liebe ist nicht stärker als der Tod. Elaine muss von dem Résistance-Kämpfer Jean Olivier Abschied nehmen, ohne zu ahnen, dass ihr noch weitaus Schlimmeres bevorsteht. Jahrzehnte später, zur Feier ihres achtzigsten Geburtstags, durchlebt Elaine noch einmal jene vergangenen Tage voll Schatten, aber auch Licht. Gabriele Droste schreibt in der Tradition von Rosamunde Pilcher und Charlotte Link.
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Autorenportrait
Gabriele Droste, gebürtige Hamburgerin, studierte Kunst und Germanistik in München sowie französische Literaturgeschichte in Paris an der Sorbonne. Dort arbeitete sie anschließend in der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft und wurde dann Journalistin.
Leseprobe
Claire trat einen Schritt zurück und betrachtete das Bild auf ihrer Staffelei. Sie war noch nicht zufrieden. Sie hatte etliche Skizzen angefertigt, und im Augenblick erschienen sie ihr gelungener als das halbfertige Porträt in Öl. Das Licht, die Rosen im Hintergrund - all das entsprach der Atmosphäre in diesem Garten. Was störte sie an dem Frauenbildnis? Es war eindeutig Elaine, die ihr von der Leinwand aus zulächelte. Da war die für sie typische, kerzengerade Haltung, die sie auf dem Stuhl eingenommen hatte. Mit der Allüre einer immer noch schönen Frau, die in wenigen Wochen ihren achtzigsten Geburtstag feiern würde. Das einst feuerrote Haar hatte seine Farbe noch nicht gänzlich verloren, und das Licht des späten Nachmittags verlieh ihm einen schimmernden Glanz. Die Fältchen, die ihr Gesicht wie ein feines Netzwerk durchzogen, hatten sich wundersamerweise an keiner Stelle tiefer eingegraben. Und Elaines Lächeln, wenngleich gelegentlich spöttisch, war voller Warmherzigkeit. Claire legte den Kopf schief. Das Lächeln war ihr gelungen. Dennoch fehlte etwas. Claire kaute auf dem Pinselstiel herum. Natürlich, die Augen. Diese smaragdgrünen Augen! Wach, lebendig und verschmitzt. Manchmal unergründlich und auch voller Traurigkeit. Die Augen waren ihr noch nicht geglückt und sie würden der schwierigste Teil des Porträts sein. Claire seufzte, legte den Pinsel aus der Hand und zündete sich eine Zigarette an. An Elaines melancholischen Blick erinnerte sie sich noch aus ihrer frühen Jugend. Er hatte sie schon damals fasziniert. Vielleicht, weil sie die Menschen unbewusst seit jeher mit den Augen einer Malerin betrachtet hatte? Sie, Claire, war die engste Freundin von Elaines Tochter Virginie gewesen, und diese hatte ihr erzählt, dass die erste große Liebe ihrer Mutter im Krieg umgekommen sei. Beide waren in der Résistance gewesen. Claire hatte das tragisch und zugleich unendlich romantisch gefunden. Und sie und Virginie hatten sich die »große Liebe«, die man im Leben sicher nie mehr vergessen konnte, ausgemalt. Und sich dann später in denselben Mann verliebt! »Worüber denkst du nach, Claire?« Elaine hatte nach einer Stunde geduldigen Modellsitzens um eine Pause gebeten und stellte nun einen Weinkühler sowie zwei Gläser auf dem Tisch. »Zeit für ein Glas Minuty. Zuvor würde ich, wenn du es erlaubst, gern einen Blick auf mein Konterfei werfen.« Sie trat vor die Staffelei und betrachtete das Bild. »Du schmeichelst mir, Claire. Machst mich um zehn Jahre jünger. Aber es wird gut. Sehr gut. Dennoch begreife ich nicht, warum der Bürgermeister ein Porträt von mir in Auftrag gegeben hat. Es ist mir unangenehm.« »Ich verstehe ihn«, meinte Claire. »Man will die Gemäldeabteilung im Museum erweitern. Und du bist schließlich in Saint-Tropez eine bekannte Persönlichkeit. Eine seinerzeit sehr beliebte Ärztin und eines der wenigen noch lebenden Mitglieder der Résistance. Für mich ist es außerdem ein schöner Auftrag.« »Deinetwegen habe ich mich ja überhaupt darauf eingelassen.« Elaine seufzte. »Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn der Auftrag nur dem Garten gegolten hätte, vielmehr meinen Rosen. Du hast der Belle des Jardins und der Baronne de Rothschild mit nur wenigen Pinselstrichen Leben eingehaucht. Schade, dass Bilder nicht auch noch duften können. Der Duft ist das Gefühl der Blumen.« Claire trat zu den Sträuchern. Sie musste Elaine Recht geben. »Wirklich betörend. Und jede riecht anders. Man könnte ganz schwindlig davon werden. Der Duft ist das Gefühl - was für ein schöner Satz!« »Stammt nicht von mir, sondern von Heinrich Heine«, sagte Elaine. »Mein Freund Antoine hat den Dichter verehrt und zitierte ihn damals gelegentlich. Und in der Schule gab es eine Lehrerin, die ihn liebte und uns nahe brachte.« Claire nickte. »So eine hatte ich auch. Leider habe ich fast alles vergessen.« Sie wandte sich wieder der Staffelei zu. »Es sind deine Augen, Elaine, mit denen ich noch nicht zufrieden bin. Sie haben einen so vielschichtigen Ausdruck, dass Leseprobe