Beschreibung
Wenn Recht zu Unrecht wird Sie verlor ihre ganze Familie. Um ihren Tod zu sühnen, zieht Jeannette Baker gegen einen der größten Chemiekonzerne der USA vor Gericht. Als ihrer Klage stattgegeben und das Unternehmen zu 41 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt wird, ist die Sensation perfekt. Doch dann geht Krane Chemical Inc. in Berufung, und eine Intrige unglaublichen Ausmaßes nimmt ihren Lauf. Mit 'Berufung' knüpft John Grisham an seine großen Erfolge 'Die Jury' und 'Die Firma' an - ein Thriller um Recht und Gerechtigkeit, der unter die Haut geht. In wenigen Minuten wird das Urteil der Jury erwartet. Nach einem monatelangen, nervenaufreibenden Prozess ist der Moment gekommen, auf den Jeannette Baker so lange gewartet hat. Die junge Frau hat alles verloren. Ihr kleiner Sohn und ihr Ehemann sind qualvoll an Krebs gestorben. Verantwortlich für ihren Tod ist Krane Chemical, davon ist Jeannette Baker überzeugt. Jahrelang hatte der Chemiekonzern hochgiftige Abfälle illegal entsorgt und damit das Trinkwasser der Region verseucht. Niemand hat die Kraft noch den Mut aufgebracht, den Kampf gegen den Chemieriesen mit seiner Armada von hoch bezahlten Anwälten aufzunehmen. Nur Jeannette Baker hat sich getraut. Als ihrer Klage stattgegeben und Krane Chemical zu 41 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt wird, ist die Sensation perfekt. Die Freude währt jedoch nur kurz. Angeführt von Firmenboss Carl Trudeau, geht der Chemiekonzern in Berufung. Um sein Unternehmen zu retten, ist Trudeau jedes Mittel recht.
Autorenportrait
John Grisham hat 28 Romane, ein Sachbuch, einen Erzählband und fünf Jugendbücher veröffentlicht. Seine Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.
Leseprobe
Es war vollbracht. Die Jury hatte ein Urteil gefällt. Beratungszeit zweiundvierzig Stunden, Prozessdauer einundsiebzig Tage, Einvernahme der vier Dutzend Zeugen fünfhundertdreißig Stunden. Feilschende Anwälte, ein dozierender Richter, gebannte Zuschauer, mit Argusaugen nach verräterischen Details Ausschau haltend. Nach der endlosen Klausur in einem bewachten Raum setzten zehn Geschworene stolz ihren Namenszug unter das Urteil, während die beiden Jurymitglieder, die anders abgestimmt hatten, unzufrieden in der Ecke saßen. Bei den übrigen gab es erleichterte Gesichter, Schulterklopfen und eine ordentliche Portion Selbstgefälligkeit. Sie waren siegreich aus dem Kleinkrieg hervorgegangen, konnten stolz in den Gerichtssaal einziehen und ein Urteil präsentieren, das sich ihrer Entschlossenheit und dem erbitterten Ringen um einen Kompromiss verdankte. Die schwere Prüfung war überstanden, sie hatten ihre Bürgerpflicht getan. Mehr als das. Es war vollbracht. Der Obmann der Jury klopfte an die Tür und riss Uncle Joe aus seinem Schlummer, den betagten Gerichtsdiener, der nicht nur den Raum bewacht, sondern auch die Geschworenen mit Nahrung versorgt, sich ihre Klagen angehört und diskret ihre Botschaften an den Richter weitergeleitet hatte. Früher, als sein Gehör besser funktioniert hatte, war das Gerücht im Umlauf gewesen, Uncle Joe belausche die Jurys durch eine dünne Sperrholztür, die er persönlich gekauft und eingesetzt habe. Doch mittlerweile war er schwerhörig und hatte seiner Frau - vorerst nur ihr - anvertraut, er spiele mit dem Gedanken, den Job nach diesem aufreibenden Prozess endgültig an den Nagel zu hängen. Er sei dem Stress, den ordnungsgemäßen Ablauf eines Verfahrens zu garantieren, nicht mehr gewachsen. 'Großartig', sagte er lächelnd. 'Ich hole den Richter.' Als hätte dieser sich irgendwo tief im Inneren des Gebäudes verschanzt und wartete nur darauf, von Uncle Joe zu hören. Er entschied sich aus alter Gewohnheit, einen Laufburschen die wundervolle Neuigkeit überbringen zu lassen. Und sie war wahrhaft wundervoll. Noch nie hatte in dem alten Gerichtsgebäude ein so langer und spektakulärer Prozess stattgefunden. Es wäre eine Schande gewesen, ihn ohne Entscheidung abbrechen zu müssen. Uncle Joes Laufbursche klopfte diskret an die Tür des Richters und trat einen Schritt in dessen Büro. 'Wir haben ein Urteil', verkündete er stolz, als hätte er persönlich an dem Beratungsmarathon teilgenommen und präsentierte dessen Resultat nun als Geschenk. Der Richter schloss die Augen und seufzte befriedigt. Sein zugleich nervöses und glückliches Lächeln verriet neben Erleichterung fast Ungläubigkeit. 'Treiben Sie die Anwälte zusammen', sagte er schließlich. Nach der beinahe fünftägigen Beratung der Jury hatte Richter Harrison sich schon fast mit seinem schlimmsten Albtraum abgefunden - der Möglichkeit, dass die Geschworenen zu keiner Einigung gelangen würden. Ein erbitterter vierjähriger Rechtsstreit, gekrönt von einem nicht minder erbittert geführten, vier Monate währenden Prozess - die bloße Möglichkeit eines resultatlosen Endes machte ihn krank. Er durfte nicht daran denken, dass eventuell alles von vorn begann. Nachdem er in seine abgetragenen, billigen Slipper geschlüpft war, sprang er mit einem spitzbübischen Lächeln auf und griff nach seiner Robe. Das langwierigste Verfahren einer abwechslungsreichen Laufbahn war endlich überstanden. Zuerst rief Uncle Joes Gehilfe in der ortsansässigen Kanzlei Payton & Payton an, die von dem gleichnamigen Ehepaar geführt wurde und mittlerweile in einem ehemaligen Ramschladen in einem heruntergekommenen Viertel der Stadt residierte. Ein Mitarbeiter nahm ab, lauschte ein paar Sekunden, legte auf und rief: 'Die Jury hat ihr Urteil gefällt!' Seine Stimme hallte durch die kleinen, provisorisch eingerichteten Büros, und seine Kollegen sprangen auf. Er verkündete die Neuigkeit ein weiteres Mal, während er zu dem Raum rannte, den alle das 'Loch' nannten. Die anderen Mitarbeiter versammelten sich hekt Leseprobe