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Rungholts Sünde

Historischer Kriminalroman

Erschienen am 12.03.2007
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442363117
Sprache: Deutsch
Umfang: 570 S.
Format (T/L/B): 4.3 x 20.5 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Historische Hochspannung vom Feinsten! Lübeck, zur Passionszeit 1392: Eine Hitzewelle erstickt die Stadt, doch den ehrbaren Bürgen gefriert das Blut in den Adern. Es werden Leichen gefunden, mit Steinen in der Brust an Stelle des Herzens. Auf Bitten des Magistrats ermittelt der bärbeißige Patrizier Rungholt mit seinen Helfern Kapitän Marek und der aufgeweckten Chirurgin Sinje, deren kecker Widerspruchsgeist und medizinische Kenntnisse ihn ziemlich faszinieren. Doch die Lösung des bizarren Falls liegt nicht in der Fremde, sondern bei Rungholt selbst: in seiner größten, ungesühnten Sünde - und bei einem frommen Wanderprediger. Nach dem erfolgreichen Erstling nun der neue Roman um den bärbeißigen, Patrizier Rungholt.

Autorenportrait

Derek Meister wurde 1973 in Hannover geboren. Er studierte Film- und Fernsehdramaturgie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg und schreibt erfolgreich Serien, abendfüllende Spielfilme fürs Fernsehen - und Romane. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe des Steinhuder Meers.

Leseprobe

Prolog Lübeck, 22. März Anno 1392 - zwei Tage vor Mittfasten Die Erde ist unser aller Grab. Gerecht blickt der Allmächtige auf uns herab. Doch hier unten sind wir seiner Liebe fern. Allrich wollte diesen beängstigenden Gedanken abschütteln, doch es gelang dem jungen Mann nicht. Zu trostlos war der schlammige Ort am Fuße des Brunnenschachts, an dem er arbeitete. Behutsam schob er die Leiter beiseite und kniete sich hin. Der Boden unter seinen Knien fühlte sich kalt an. Seine Beinlinge hatten sich voll Wasser gesogen. Schon seit mehreren Stunden versuchten sein Bruder und er herauszubekommen, warum sich ihre Senkbohlen nicht weiter in die Erde bohrten. Anscheinend waren sie auf eine harte Erdschicht gestoßen. Mit beiden Händen schob Allrich den feuchten Lehm beiseite und kontrollierte die schweren Holzbalken. Hier unten sind wir fern von Gott. In den letzten Wochen überkamen den Brunnenbauer diese frevelhaften Gedanken immer häufiger. Denn war Gott nicht überall, war er nicht allmächtig? 'Hast du was gefunden?' Allrich sah den schmalen Schacht hinauf. Oben, kaum zu erkennen vor dem abendlichen Himmel, reckte Nantwig den Kopf über die Kante, aber anstatt sich die Leiter hinabzubemühen, grinste sein Bruder nur. 'Komm lieber runter und hilf mir!' Allrich schob noch mehr Erde und Lehm beiseite, kratzte und stocherte dann mit einer kleinen Schaufel unter der letzten, schweren Holzbohle herum, um zu finden, was ihre Bohlen aufhielt. Endlich konnte er im Matsch die untere Kante des Balkens ausmachen. 'Bring eine Fackel runter', rief er. Es würde bald dunkel werden, und er hatte keine Lust, im Finsteren unten im sumpfigen Lehmloch zu hocken - auch wenn es einer ihrer eigenen Brunnen war. Eines ihrer eigenen, lehmigen Löcher. Und zudem ein gekonnt gegrabenes Loch. Allrich war stolz auf ihre Arbeit, auch wenn ihn das Graben in der Tiefe ängstigte. Der Brunnen maß etwas mehr als ein Klafter auf ein Klafter und führte, von Schachtbohlen bewehrt, viereckig und schnurgerade nach unten. Direkt in die Erde von Pelzhändler Fossedes Hinterhof, ihrem Auftraggeber. Da fiel Allrich ein, dass sie noch immer nicht bezahlt worden waren. Außer einem kläglichen Vorschuss hatte der Mann sie bisher nur vertröstet. 'Vorsicht mal, Brüderchen!', ertönte Nantwigs Stimme erneut von oben. Doch die Warnung kam zu spät - die Fackel, die Nantwig fallen gelassen hatte, traf Allrich am Kopf. 'Au! Verflucht! Immer drauf, Nantwig! Natürlich! Der Herr ist ja zu dumm, mit der Fackel in der Hand runterzukommen.' Fluchend kroch Allrich herum und griff nach dem mit Binsen umwickelten Ast. Am frühen Morgen waren die beiden Brüder auf eine Tiefe von drei Klaftern vorgedrungen, aber noch immer waren sie nicht auf ausreichend Grundwasser gestoßen. Immerhin war das Erdreich, in das sich langsam die Schachtbretter hinabgesenkt hatten, zusehends schlammiger geworden. Beinahe ohne ihr Zutun waren die schweren Holzbohlen in die Erde gesunken, nur von ihrem eigenen Gewicht beschwert. Doch gerade als Allrich die dreizehnte Bohle oben aufsetzen wollte, hatten sich die Bretter nicht mehr bewegt, auch als sie mit schweren Hämmern nachgeholfen hatten. Mit einem dumpfen Schaben strich Allrichs Schaufel an etwas Hartem entlang. Er stocherte im Lehm herum und spürte einen Widerstand. Da steckte etwas Schweres in der Erde. 'Hier ist tatsächlich was unter dem letzten Balken', rief er seinem Bruder zu und versuchte, das harte Stück unter der Sohlenbohle hervorzubekommen. Zuerst dachte Allrich an einen kleinen Findling, bevor er das Ding aus dem Erdreich gehebelt hatte und es in den Brunnenschacht gerutscht war. Aber es war kein Findling. Die unterste Bohle hatte auf Backsteinen aufgesetzt. Deswegen war sie nicht weiter abgesunken. 'Hier sind noch welche.' Aufgeregt zog Allrich weitere Steine unter der Bohle hervor und konnte noch mehr Ziegelsteine unter der Sohlenbohle sehen. Er zog einen aus dem Matsch. Als er den Lehm mit der Schaufel weggekratzt hatte, Leseprobe