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Emin Pascha, Herr von Äquatoria

Ein exzentrischer deutscher Arzt und der Wettlauf um Afrika

Erschienen am 27.09.2010
22,99 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783421043764
Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S., 17 s/w Illustr., mit Abbildungen
Format (T/L/B): 3 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Afrikaforscher, Gouverneur, Kolonialpolitiker: Das abenteuerliche Leben des Emin Pascha 'Emin Pascha, Herr von Äquatoria' ist die faszinierende Lebensgeschichte eines deutschen Abenteurers, die eindringlich die Atmosphäre der Kolonialzeit heraufbeschwört. Als Eduard Schnitzer wird Emin Pascha 1840 in Schlesien geboren. Sein Medizinstudium bricht er ab, es zieht ihn in die Welt. Über das Osmanische Reich gelangt er nach Afrika, wo er Verwalter der Provinz Äquatoria wird. Als Äquatoria nach dem Mahdi-Aufstand von der Außenwelt abgeschnitten wird, sorgt sich die europäische Öffentlichkeit um Pascha und schickt gleich zwei Rettungsexpeditionen los. Ein Wettlauf um seine Rettung beginnt. In ihrem neuen Buch beschreibt die Erfolgsautorin Patricia Clough das abenteuerliche Leben dieses in Vergessenheit geratenen Afrikaforschers und erzählt zugleich ein Stück deutscher Kolonialgeschichte.

Autorenportrait

Patricia Clough, 1938 in England geboren, hat viele Jahre als Korrespondentin für große britische Tageszeitungen wie die Times und den Independent aus Deutschland berichtet. Bei DVA erschienen von ihr: Hannelore Kohl. Zwei Leben (2002), In langer Reihe über das Haff. Die Flucht der Trakehner aus Ostpreußen (2004) und zuletzt Aachen - Berlin - Königsberg. Eine Zeitreise entlang der alten Reichsstraße 1 (2007).

Leseprobe

FASZINATION AFRIKA Die folgende Geschichte schlummert nun schon seit mehreren Generationen auf den Dachböden der Vergangenheit. Wie die Studioporträts von schnurrbärtigen Männern in Tropenanzügen inmitten von Palmen aus Pappe, wie die verstaubten antiquarischen Bücher, die von Expeditionen in unbekannte Länder berichten, gehört sie zu einer längst vergangenen Epoche, die unserer heutigen Zeit so wenig ähnelt, dass man häufig den Eindruck hat, als seien seitdem erheblich mehr als nur hundertdreißig Jahre vergangen. Für die Zylinder tragenden Gentlemen in Europa und den Vereinigten Staaten, für ihre Frauen in mit Spitze gesäumten Kleidern und ihre in Matrosenanzüge gesteckten Kinder war diese Geschichte eines der packendsten Abenteuer ihrer Zeit. Sie wurde ihnen über mehrere Jahre hinweg von der Presse ins Haus getragen und war vollgepackt mit all den Einzelheiten, die die Leser so liebten: furchtlose Helden, die ihr Leben riskierten, um jene zu retten, die in Not geraten waren, Männer, die sich durch dampfende, unerforschte Dschungel und über sonnendurchglühte Savannen kämpften und sich mutig dem Kampf gegen Bösewichter und Wilde stellten. Die Geschichte war gespickt mit Gefahren, Gewalt und Spannung, und stets standen die Ehre und die Macht der Nation auf dem Spiel. Was tat es schon zur Sache, wenn die tatsächlichen Ereignisse etwas anders lagen: Das würden die Leser schon noch früh genug herausfinden. Für den Augenblick zumindest spiegelte diese Geschichte ihre Zeit wider, eine aufregende, berauschende Zeit, in der sich der Horizont der Betrachter ungeheuer erweiterte. Sonnengegerbte Onkel kamen mit Elefantenstoßzähnen und Eingeborenenspeeren heim; Gäste wurden mit dem Klang eines orientalischen Gongs zum Dinner gebeten. Manche Familien breiteten stolz Tigerfelle auf dem Boden aus, mit ausgestopftem Kopf natürlich, über den der Butler immer wieder fluchend stolperte. Es gab riesige lederne Kabinenkoffer, die Dampfmaschinen fauchten und zischten, die Schiffssirenen heulten und lieferten die Begleitmusik zu den tränenreichen Abschieden unerschrockener Reisender, die zu exotischen Plätzen aufbrachen, wo sie sich schwere, lebensbedrohliche Krankheiten holten oder womöglich auch den Tod fanden. Bei diesen Reisenden handelte es sich um Abenteurer jeglicher Couleur; manche suchten Ruhm und Reichtum, andere waren entschlossen, die rapide größer werdende Welt zu erforschen oder auch zu verbessern. Sie mochten Händler sein, die an fernen Küsten ein Vermögen mit Kautschuk, Fellen, Elfenbein, Gold und Gewürzen machen wollten. Oder Forscher und Wissenschaftler, die manchmal jahrelang in unbekannten Weltgegenden verschwanden, und zwar ohne Funk, ohne Hubschrauber oder gar Landkarten, nur bewaffnet mit ihren wissenschaftlichen Instrumenten, ihrer Neugier und ihren Tagebüchern. Manche waren gar Missionare, die alles daransetzten, den 'Wilden', die an andere Götter glaubten und merkwürdige Riten hatten, Christentum und (natürlich nach europäischem Maßstab) die 'Zivilisation' zu bringen. Manche zogen aus, um zu heilen oder gegen die Plage des Sklavenhandels zu kämpfen. Ein paar flohen womöglich vor dem Bankrott, vor nörgelnden Gattinnen, dem Gesetz oder auch vor sich selbst. Tatsächlich wiesen einige der bekanntesten 'Helden' tiefe psychologische Verwundungen auf. Durch- aus nicht wenige zogen hinaus (ohne sich dessen vielleicht bewusst zu sein), um ihre Fantasien auf riesigen und gefährlichen Spielplätzen auszutoben, auf denen es keine solchen Beschränkungen gab wie in ihren engen Gesellschaftsstrukturen daheim - Spielplätze, auf denen sie Mut und Abenteuerlust beweisen konnten, große Risiken eingingen, das Gefühl ungeheurer Überlegenheit genossen, ihre Talente entwickelten, großartige Karrieren hinlegten und nach der Unsterblichkeit griffen. Diese Herausforderungen konnten das Beste herausholen aus jenen, die sich auf den Weg machten: Mut, innere Stärke, Selbstaufgabe und wahres Heldentum. Sie konnten aber auch das Allerschlimm