Beschreibung
ÜBERWINTERN schildert vor dem Hintergrund einer Welt der Krisen und Verwerfungen die Geschichte der Radikalisierung zweier junger Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Benjamin und Jonas prügeln sich auf dem Schulhof. Der rebellische Aussenseiter Jonas und der karrierebewusste Gymnasiast Benjamin. Obwohl sie vieles trennt, entsteht eine Art Freundschaft. Ihre Wege gehen auseinander, doch Überdruss und Langeweile angesichts einer sinnlos scheinenden Welt führt sie immer wieder zusammen. Je zorniger sie werden, desto unbedeutender und verlogener wird ihnen die vertraute Umgebung. Der als zynisch und geschwätzig erscheinenden Welt haben sie nichts als ihre entgrenzte Männlichkeit entgegenzusetzen. Sie brechen sämtliche Verbindungen ab und ziehen als Söldner Richtung Osten.
Autorenportrait
Urs Zürcher, Dr. phil., geboren 1963, hat in Basel Geschichte, Philosophie und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft studiert, anschliessend in Zürich bei Prof. Dr. Jakob Tanner promoviert. Danach war er Lehrbeauftragter an der Universität Basel, arbeitete als Projektleiter und seit 2006 Lehrer und Ressortleiter an der Berufsfachschule Basel. Heute ist Urs Zürcher freischaffender Schriftsteller. Urs Zürchers Dissertation ist unter dem Titel Monster oder Laune der Natur. Medizin und die Lehre von den Missbildungen 1780-1914 im Wissenschaftsprogramm des Campus Verlag erschienen. Daneben schrieb er diverse Aufsätze und Artikel in verschiedenen Zeitschriften. Bisher erschienen: »Der Innerschweizer« und »Alberts Verlust«.
Leseprobe
'Seit er das Nazi-Schwein verprügelt hatte, war Eisenach mehr als ein Wort, hatte Farbe und Form angenommen wie eine leere Hülle, die mit Luft gefüllt wird. Er dehnte seine Spaziergänge aus, erforschte die Ränder der Stadt, machte Handyfotos, die er Lu zeigte und dann löschte, wanderte durch das Villenviertel auf dem Hügel, setzte sich manchmal auf eine Bank neben der kleinen Kirche im Zentralfriedhof, wunderte sich, weil der Ziegelturm, der nur ein paar Meter neben der Kirche stand, auch in Auschwitz hätte stehen können. Das ist die Mitte Deutschlands, fiel ihm ein. Hier, genau hier. Er machte ein Foto. Zeigte es Lu und löschte es.'