Beschreibung
Sarah Contis zweiter Fall führt die Ermittlerin in die Abgründe der Zürcher Kunstszene. Nach der Vernissage einer Ausstellung über die Kunst nordkoreanischer Dissidenten wird im neuen Chipperfield-Bau des Zürcher Kunsthauses die Leiche einer Frau entdeckt. Die Mordwaffe: ein provokantes Kunstwerk. Das Mordopfer: eine scharfzüngige Kulturjournalistin, die sich mit ihrer Arbeit mehr Feinde als Freunde machte. Die Tat: eine beinahe künstlerisch inszenierte Hinrichtung. Je tiefer Sarah Conti in das Labyrinth der möglichen Täter eintaucht, desto verwirrender werden die Spuren. Auf der Suche nach dem Mörder gerät die Kommissarin in eine Welt, in der Geld und Schweigen unheilige Allianzen eingehen.
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Autorenportrait
Fabio Lanz ist das Pseudonym des Publizisten und Autors Martin Meyer. Geboren in Zürich, durchlief er eine Karriere in diversen Tätigkeiten, bevor er das Schreiben entdeckte. Dabei entwickelte sich sein Blick für das Schöne und das Böse. Fabio Lanz lebt in Zürich und in der Provence. Nach Ein kaltes Herz (2021) und Das Fallbeil (2023) erscheint 2024 mit Ikarus der dritte Band seiner Zürich-Krimireihe .
Leseprobe
PROLOG Der Schnee lag schwer und dicht. In der Nacht hatte es abermals geschneit, sodass das Schweizer Mittelland wie ein sanft gefalteter Teppich erschien, aus dem einzelne Berge und Hügelzüge verschlafen herausragten. Sogar die Seen lagen ganz still in diesem Muster aus Flächen und Kämmen. Der Nebel saß tief und ließ die Ufer verschwimmen. Gegen Morgengrauen war von Westen her ein scharfer Wind aufgekommen. Hätte sich ein tüchtiger Berggänger um diese Zeit in die Steilhänge des Pilatus verloren, so hätte er gehört, wie die Bise geradezu furios um die granitenen Zinnen des Gipfels tobte. Und vielleicht hätte er auch gesehen, dass die schwarzen Dohlen dagegen anflogen, mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung, und sich immer wieder blitzschnell fallen ließen, um das Spiel gleich wieder von vorne zu beginnen. Februar. Ein Monat mit wenig Charakter. Ein reichlich langweiliges Zwischendurch, das bloß den Vorteil hatte, den ewig langen Januar gestoppt zu haben und dem lebhaften März vorauszueilen. So war es doch, wenn man ehrlich war und nicht voreingenommen, weil der eigene Geburtstag zufällig in den Februar fiel. Sarah war allerdings der Meinung, dass kaum ein Monat besser geeignet war, in Ruhe und Zuversicht seine Arbeit zu tun. Als sie ihrem Kollegen Carl davon erzählt hatte, die Theorie der Monate und ihrer Charaktere beschrieben hatte, hatte der nur gelacht und gesagt, es sei bemerkenswert, dass die große Ermittlerin so kalenderverbunden sei. Früh um acht Uhr schwamm sie im Pool des Hotels. Wie es ihre Gewohnheit war, wenn sie Zeit dafür hatte: eine knappe Stunde, geübt, konzentriert, ein starkes Hin und Her. Und ein Ritual, bei dem der Kopf bald ausgeknipst war, dieses Gehirn, das sonst so mächtig in Bewegung war, kombinierte, Schlüsse zog, Ideen herankommen ließ, prüfte, wieder verwarf. Zum Ende der Übung stieg sie durch eine Schleuse in den Warmwasserteil, schwamm nach draußen, spürte die eiskalte Luft wie eine Ohrfeige, umrundete ein paar steinerne Sitze und fand sich an der Längswand wieder, die als Terrasse oder Balustrade in spektakulärer Weise den Blick freigab: auf den Vierwaldstättersee, aber noch viel weiter, weit hinab und hinein ins Seeland, dann nach Nordosten hin zum Zugersee, und wenn die Sicht klar war, konnte man sogar die Kapellbrücke, das Wahrzeichen der schönen Stadt Luzern, erkennen, wie auf einem Plakat, das von ununterbrochenen Sommerfreuden und heiteren Vergnügungen erzählte. Jetzt schien nichts davon wahr. Es war Winterzeit, die Starre im Land, und massenweise kahles Gehölz, das wie tot in der Gegend stand. Sarah senkte den Kopf. Sie bemerkte, wie steil das Gelände unter dem schwebenden Infinitypool nach unten rauschte. Rechter Hand verlief die Trasse der Standseilbahn, die Talstation lag direkt am See und machte in dieser Jahreszeit einen traurigen Eindruck. Nach links hin türmte sich das Massiv des Pilatus. Noch lange nicht die Nordwand des Eigers, dachte Sarah amüsiert. Aber dennoch etwas Drohendes, Finsteres, Lauerndes. 'Na, schon fertig? Belebt und gestählt?' Fred war kaum hörbar von hinten herangeschwommen und hatte seine Hände auf Sarahs Schultern gelegt. Sie zuckte zusammen, lachte und wand sich. 'Du hast ja Nerven. Lässt mich ganz alleine schwimmen und kommst dann aus dem Nichts und spielst den Inquisitor. Nicht unbedingt die feine Art.' Es war nicht ernst gemeint. Es gab, seit sich die beiden kennengelernt hatten und ein Paar mit Phasen und Pausen geworden waren, fast durchweg diesen leicht ironischen Ton. Diesen Sound aus Wohlsein, Augenzwinkern und Distanz, sogar einer Spur von Diplomatie. Als wüssten beide, Sarah und Fred, dass ein bisschen Komödie dieser Beziehung mehr Elan und Profil verleihen würde als die pure Passion, die Paare packte, bis sie auseinanderliefen, um in den nächsten Sturm zu rennen. Mit anderen ähn
Schlagzeile
Das Kunsthaus kommt nicht zur Ruhe