Beschreibung
Dies ist kein Ratgeber. Dies ist ein Plädoyer dafür, queere Familien nicht länger als defizitär zu betrachten, sondern im Gegenteil anzuerkennen, dass sie es sogar besser machen als die klassische Hetero-Kleinfamilie. Dies ist eine Erkundung queerer Elternschaft und ihrer vielfältigen Realitäten, die sich noch immer gegen rechtliche und gesellschaftliche Diskriminierung behaupten und den längst begonnenen rechten Backlash mehr als andere fürchten müssen. Dies ist zugleich eine Analyse der Mechanismen, die in Hetero-Familien Ungleichheit zementieren, auch wenn Selbstbild und Anspruch dem längst entgegenstehen. Nicht zuletzt ist dies eine ungemein geistreiche Anregung, 'outside the box' zu denken und tief verankerte Grundannahmen über Elternschaft und Familie hinter sich zu lassen. Lisa Bendiek nutzt ihr Wissen als lesbische Mutter, das ihres Umfelds und die Ergebnisse unzähliger Studien, um ein fundiertes Bild der verschiedenen Familienmodelle zu zeichnen. Sie zeigt, wie tradierte Geschlechterrollen und eine Logik der Alternativlosigkeit in Hetero-Familien noch immer verhindern, dass Care-Arbeit und Berufstätigkeit gleichberechtigt aufgeteilt werden. Dies führt zu Unzufriedenheit, die häufig in Trennungen mündet - ein Armutsrisiko für die dann meist alleinerziehende Mutter und die Kinder. Ressentiments wie der Sorge um das Kindeswohl in Regenbogenfamilien begegnet Lisa Bendiek mit derselben 'empirisch fundierten Großkotzigkeit', mit der sie Hetero-Familien nahelegt, sich im eigenen Interesse ein Beispiel an queeren Familien zu nehmen: für glücklichere Eltern und Kinder und für eine gleichberechtigere Gesellschaft.
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Edition Nautilus GmbH
Katharina Picandet
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Schützenstraße 49a
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Autorenportrait
Lisa Bendiek, geboren 1988 in Rüdesheim am Rhein als Tochter einer Familienernährerin und eines Hausmannes. Studium der Ethnologie und Psychologie in Hamburg, Halle (Saale) und Paris. Freiberufliche Tätigkeit u.a. als Trainerin für feministische Rhetorik und als Dolmetscherin für die Mobile Opferberatung für Betroffene rechter Gewalt Sachsen-Anhalt. Hauptberuflich ist sie Referentin für diskriminierungskritische Bildungsarbeit, aktuell mit den Schwerpunkten rassismuskritische Sensibilisierung fur Pädagog*innen in Sachsen, Argumentationstrainings gegen Rechtspopulismus und feministische Rhetorik.
Leseprobe
Auch viele Eltern in heterosexuellen Beziehungen, besonders Mutter, streben im 21. Jahrhundert nach gleichberechtigten Formen von Elternschaft. Manchen gelingt es sogar, eine egalitäre Arbeitsverteilung zu entwickeln. Vaterbilder sind in Bewegung; vielen Menschen gilt mittlerweile der sogenannte 'neue Vater' als Ideal. Überregionale Tageszeitungen porträtieren Väter in Elternzeit, Elternzeitschriften betonen die Bedeutung des Vaters fur die kindliche Entwicklung. Selbst die Bundesregierung gibt Studien in Auftrag, die herausfinden sollen, was Väter zur stärkeren Beteiligung an der Erziehung ihrer Kinder motiviert. Dieses Buch ist, unter anderem, der Versuch, mir selbst die Fragen zu beantworten, die ich meinem eigenen Vater nicht mehr stellen kann. Der Mann, der mich erzogen hat, war ein 'neuer Vater', lange bevor es diesen Begriff gab. Als ich zwei Jahre alt war, hängte er seinen Job an den Nagel und wurde hauptberuflich Vater. Später, während meiner Kindergartenzeit, arbeitete er eine 20-Stunden-Woche als Sozialbetreuer in einer Unterkunft fur Gefluchtete. In seinem Arbeitszeugnis steht: 'Herr Bendiek verlässt uns auf eigenen Wunsch, da seine Tochter eingeschult wird.' () Im Laufe der Recherche fur dieses Buch habe ich unter anderem versucht zu verstehen, was cis Männer dazu bringt, ähnliche Entscheidungen zu treffen wie mein eigener Vater - und Alltagsverantwortung fur ihre Kinder zu ubernehmen. Sozialwissenschaftliche Studien uber Hausmänner und außergewöhnlich aktive Väter sind unverzichtbar fur eine feministische Analyse von Reproduktionsarbeit. Fur mich sind sie, zusätzlich, eine Möglichkeit, mich meinem eigenen Vater nah zu fuhlen. Ein Ersatz fur die Gespräche, die wir nie gefuhrt haben.
Schlagzeile
Warum sind Lesben die besseren Eltern? Was läuft schief in der Hetero-Kleinfamilie? Und warum tun sich Staat und Gesellschaft so schwer, queere Familien als vollwertige Familien anzuerkennen?