0

Vergewaltigung

Aspekte eines Verbrechens, Nautilus Flugschrift

Erschienen am 23.11.2020, 3. Auflage 2020
Auch erhältlich als:
18,00 €
(inkl. MwSt.)

Lieferbar innerhalb ca. 1 - 2 Wochen

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783960542452
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Format (T/L/B): 2 x 21 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Das Standardwerk in überarbeiteter Neuausgabe - mit aktuellem Nachwort der Autorin: Wie sprechen wir u¨ber Vergewaltigung und welche Konzepte und Diskurse liegen dem zugrunde? Mithu M. Sanyal analysiert klug und kenntnisreich, welche Rolle Geschlechterbilder und Rassismus dabei spielen und was Selbstbestimmung und Konsens wirklich bedeuten. Sie zeigt, wie u¨ber Jahrhunderte nicht nur Sexualität, sondern auch Gewalt mit Geschlechterkategorien verknu¨pft wurde, und entwickelt Perspektiven, wie Vergewaltigung gesellschaftlich verhindert werden kann. In ihrem Nachwort reflektiert Sanyal die Entwicklungen seit Erscheinen des Buches 2016, sie schreibt u¨ber Repräsentation und #MeToo, Shitstorms und Solidarität.

Autorenportrait

Dr. Mithu Melanie Sanyal ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin sowie Referentin fu¨r Genderfragen und Dozentin an verschiedenen Universitäten. Sie schreibt fu¨r WDR, SWR, Deutschlandfunk, Der Spiegel, The Guardian, taz, Missy Magazine, Vice etc. Ihre Bu¨cher 'Vulva' (2009) und 'Vergewaltigung' (2016) wurden in mehrere Sprachen u¨bersetzt. Die englische Ausgabe 'Rape' wurde 2017 mit dem Preis Geisteswissenschaften International ausgezeichnet. 2021 erschien ihr Roman 'Identitti' (Hanser). Im selben Jahr erhielt Mithu Sanyal den Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen.

Leseprobe

Im Vergewaltigungsskript gibt es nur zwei Geschlechter: Täter und Opfer. Wer Vergewaltigung sagt, denkt an aggressive Männer und ängstliche Frauen, an Penisse als Waffen und Vaginas als ungeschützte Einfallstore in ebenso ungeschützte Körper; oder weniger martialisch: an Männer, die meinen, 'ein Recht' auf Frauenkörper zu haben. Um die Rechte dieser Frauenkörper zu verteidigen, prägte die Frauenbewegung in den 1970er Jahren die Parole 'Nein heißt nein!', die noch heute die Anti-Vergewaltigungs-Politik maßgeblich bestimmt. Diese Parole hat, wie im nächsten Kapitel ausgeführt wird, eine Geschichte und eine Funktion, doch bricht sie nicht mit den Vorstellungen, auf denen der Vergewaltigungsdiskurs basiert, nämlich: dass Männer sexuell aktiv bis überaktiv sind, während sich die Aktivität der Frauen auf Nein-Sagen beschränkt, dass männliche Sexualität monströs und gefährlich ist, gegenüber der 'guten' weiblichen Sexualität und so weiter. Auch ich habe 'Nein heißt nein!' auf zahllosen Demonstrationen, auf zahllosen Transparenten durch die Gegend getragen und mir mit Kajal auf den Bauch geschrieben (zusammen mit 'Mein Körper gehört mir' und 'Mein Bauch gehört mir'). Um die Welt von Vergewaltigung zu befreien, schien es ein kleiner Preis, dass sich unser Stil an diesem Punkt nur unwesentlich von der Rhetorik derjenigen unterschied, gegen die wir doch eigentlich kämpften. 'Welchen Teil von Nein verstehst du nicht?' war wenigstens witzig und es enthielt noch einen Hauch von Austausch. Doch 'Nein heißt nein' war das Äquivalent zu 'Noch ein Wort und du gehst ohne Abendbrot ins Bett.'