Beschreibung
Wie und vor allem mit welchen Mitteln kann es der Wirtschaft, auf sich allein gestellt, gelingen, sich selbst zu heilen und Krisen wie die aktuell vorherrschende zu bewältigen? Kann es überhaupt gelingen oder ist dies nolens volens nur mit entsprechenden staatlichen Eingriffen möglich? Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz formuliert die große Frage in der Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts so: 'Welche Rolle soll der Staat spielen?' (Stiglitz 2011). Darauf gibt ein weiterer Wirtschafts-Nobelpreisträger, Paul Krugman, folgende Antwort: 'Europa braucht wie die Vereinigten Staaten unbedingt einen fiskalischen Stimulus, um den Einbruch der privaten Ausgaben wettzumachen. Doch im Unterschied zu den Vereinigten Staaten besitzt Europa keine gemeinsame Regierung' (Krugman 2009). Schon an diesen beiden Expertenantworten erkennt man, dass hier wenig Einigkeit besteht. Es werden dann zu diesem Konflikt in schöner Regelmäßigkeit die entsprechenden Thesen der Klassiker und Keynesianer gegeneinander ins Feld geführt, die jedoch allesamt aus dem letzten Jahrhundert stammen und zum Beispiel die heute extrem wichtige Rolle des Finanzsektors häufig außer Acht lassen.
Autorenportrait
Antje Jakesch, Wirtschaftsingenieurin, Jahrgang 1969, schreibt in ihrer Abschlussarbeit über ein aktuelles politisches Thema: Marktwirtschaft und Politik, Europa und USA im Vergleich. Ihr nebenberufliches Studium mit dem akademischen Grad Bachelor of Engineering schloss die Autorin 2014 ab. Selbst als Vertriebsleiterin in der Wirtschaft tätig, verfolgt sie mit großem Interesse das wirtschaftliche und politische Geschehen und nutzte die Gelegenheit der Abschlussarbeit für einen Vergleich der beiden wirtschaftspolitischen Weltanschauungen im Hinblick auf das aktuelle Weltwirtschaftsgeschehen und die Auswirkungen heutigen Handelns für künftige Entwicklungen.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel 2.1.3, Ansätze in der Beschäftigungspolitik:Um die ausreichende Versorgung mit Gütern zu realisieren, müssen die Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit, Technologie und Boden bestmöglich eingesetzt werden. Generell geht es in der Beschäftigungspolitik um den wichtigen Produktionsfaktor Arbeit (vgl. Welfens 2013: 17).Durch den Konjunkturzyklus ergeben sich in Marktwirtschaften Veränderungen, die Auswirkungen auf das Arbeitsangebot haben. In der Phase der Rezession kommt es zu einer steigenden Zahl Arbeitswilliger, die keine Arbeit finden. Dieses Phänomen nennt man daher auch konjunkturelle Arbeitslosigkeit (vgl. Welfens 2013: 34).Alle Überlegungen des klassisch-neoklassischen Ansatzes gingen grundsätzlich von Vollbeschäftigung als Normalfall aus. Anhaltende Phasen von Unterbeschäftigung waren nicht vorgesehen und so wurden weder die Ursachen hierfür untersucht, noch gab es entsprechende Lösungen. Man nahm an, nur zu hohe Löhne hätten auch negative wirtschaftliche Auswirkungen und könnten Arbeitslosigkeit mit verursachen. Daher wurden Lohnsenkungen als Allheilmittel zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit gepriesen (vgl. Willke 2012: 23). Wenn die Beschäftigten sinkende Löhne akzeptieren, dann stellen die Unternehmer wieder Arbeitskräfte ein und die Arbeitslosigkeit verschwindet von allein: ein geschlossener Kreislauf also. Partialanalytisch betrachtet bedeutet dies, dass Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nach Ansicht der Neoklassiker vom Reallohn bestimmt werden (vgl. Wagner 2011: 27).Die Neoklassiker verwenden die Akzelerationshypothese als Gegenargument zu den keynesianischen Thesen. Diese Akzelerationshypothese besagt im Kern, dass, will der Staat die Arbeitslosenquote unter der natürlichen Quote halten, er laufend die Inflation erhöhen muss. Gerade in Zeiten vor Wahlen ist der Staat geneigt dies zu tun, da eine niedrigere Arbeitslosenquote wahlkampftechnisch immer positive Auswirkungen hat, jedoch die eingesetzten Mittel und Maß-nahmen meist nur von kurzfristiger Natur sind (vgl. Wagner 2011: 135). Damit geht auch hier wieder eine klare Absage an den Staat, sich einzumischen. In Kapitel 5.2 wird es noch Gelegenheit geben, diesen Teilbereich näher zu betrachten.2.1.4, Ansätze in der Haushalts- und Fiskalpolitik:Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln erwähnt, soll sich nach Ansicht der Klassiker / Neoklassiker der Staat weitestgehend aus dem Wirtschaftsgeschehen heraushalten. Er hat lediglich den Ordnungsrahmen zu schaffen. Gleichzeitig soll er seinen Haushalt entsprechend seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten führen. Geht es also der Wirtschaft eines Staates gut, dann fließen auch die Einnahmen des Staates in Form von Steuern. Während beim Privathaushalt für die Einkommenserzielung zwingend eine Faktorleistung in Form von Arbeit erbracht werden muss, gilt beim Staat dieses Prinzip von Leistung und Gegenleistung nicht. Ein Staat erzielt seine Einnahmen in erster Linie mit Steuern, für die nicht zwingend eine Gegenleistung erbracht werden muss (vgl. Altmann 2009: 72f.).Es gilt auch hier, dass wirtschaftliches Wachstum Grundvoraussetzung für die Verbesserung der sozialen Verhältnisse ist. Anders ausgedrückt, kann man den Kuchen erst an die Bürger verteilen, wenn er von der Wirtschaft bereitgestellt worden ist (vgl. Ribhegge 2011: 269). Durch Steuersenkungen kann der Bürger in die Lage versetzt werden, noch mehr zu konsumieren und damit wiederum die Staatseinnahmen zu erhöhen, was gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Wirtschaft hat. So wird bei der angebotsorientierten Politik auf Senkung der Grenzsteuersätze bei der Einkommenssteuer bzw. der Körperschaftssteuer als probates Mittel zurückgegriffen, um so die Rentabilität der Investitionen zu verbessern, Beschäftigung und somit Wachstum zu generieren (vgl. Welfens 2013: 33).Einen Einfluss der Politik durch finanzpolitische Maßnahmen, wie Erhöhung der Staatsausgaben in Rezessionsphasen, lehnen die Verfechter der klassischen Thesen strikt ab, da sie langfristig mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage durch dieses Instrument rechnen. Dazu wird später in Kapitel 5.3 zum Thema antizyklische Fiskalpolitik noch näher eingegangen.
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