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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783932927287
Sprache: Deutsch
Umfang: 143 S., 53 Farbfotos
Format (T/L/B): 1.2 x 21 x 14.3 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

'Bis heute hat(Alligator) Eugen noch keinen Besucher gefressen. Keinen, von dem man weiß. Denn was er kriegt, verschlingt er nicht nur mit Haut und Haaren, sondern zur Not auch mit Personalausweis.' Doch keine Angst vor wilden Tieren. Helge Timmerberg ist für uns furchtlos durch die Zoos gezogen und hat sie alle besucht: Eisbär Lars, Hornfisch Heinz oder Walross Antje. Mit großer Sympathie für die Tiere entdeckt Timmerberg bei ihnen menschliche Züge. Er beschreibt ihre unterschiedlichen Liebes- und Jagdtechniken, die verblüffen, erschauern lassen aber immer wieder auch für äußerste Heiterkeit sorgen. Illustriert mit über 50 Farbfotografien von Frank Zauritz, die ungewohnte, ja auch skurrile Seiten der Tiere herausstellen, ist ein Buch entstanden, das nicht nur zum Schmunzeln verleitet, sondern bei dem man auch etwas lernen kann: Nützliches: 'Ein Breitmaul-Nashorn streichelt man so: man schlägt es. Was wir streicheln nennen, spürt es leider nicht. Wichtig: mit der flachen Hand schlagen.' Lebensrettendes: 'Außerdem gäbe es durchaus eine Möglichkeit, mit einem attackierenden Strauß fertig zu werden. ,Man muss sich seinen Hals greifen, den Kopf nach unten ziehen und zwischen seine Beine halten.' Aber ein Problem bleibt: ,Irgendwann muss man ihn wieder loslassen.'' Tröstliches: 'Was lehrt uns das Warzenschwein? Nicht traurig sein. Auch wenn wir glauben, hässlicher als die Nacht zu sein, da draußen gibt es noch immer etwas, das hässlicher ist als wir.' Bärenlogik: 'Habe ich einen Bissen genommen, gehört alles Essbare in und um die Hütte mir. Diskussionen darüber können nur aus der Krone eines hohen Baums geführt werden oder mit einem großkalibrigen Gewehr. Kleinkaliber, mit denen man Vögel und Hasen schießt, nützen bei einem Kodiakbären so wenig wie ein beherzt geworfenes Erdbeereis.' Kurzum: Aus Gesprächen mit Tierpflegern, durch stundenlanges Beobachten oder gar einen Besuch im Orang Utan-Käfig ist sie entstanden: Eine echte Liebeserklärung an die Tiere!

Autorenportrait

Helge Timmerberg entschloss sich mit zwanzig im Himalaja dazu, Journalist zu werden. Seitdem schreibt er Reisereportagen aus allen Teilen der Welt. Nur Crew-Mitglieder der großen Fluglinien sind möglicherweise mehr unterwegs. Seine Wohnung nennt er Basis-Camp, und alle Ansätze des modernen Nomaden, ernsthaft sesshaft zu werden, schlugen bisher fehl. Timmerberg schreibt für die wichtigsten Pressetitel der Republik, von Bunte bis Tempo, von Playboy bis SZ-Magazin, von Bild bis Zeit. Erste Bucherfolge sind "Tiger fressen keine Yogis" (HC vergr., vgl. Piper-TB ISBN 3-492-24059-3) und "Timmerbergs Reise-ABC" (Solibro ISBN 3-932927-20-6). "Nichts ist so aufregend wie die Wahrheit: Helge Timmerberg ist der legitime Erbe von Hunter S. Thompson." taz, 2.6.2003 Das AutorenTeam: Helge Timmerberg und Frank Zauritz haben an zahlreichen Reportagen zusammengearbeitet. Aus der gegenseitigen Inspiration entstanden launige Reportagen, wie z.B. für den Playboy "Das Model und der Prinz", eine Reportage über ein deutsches Luxuscallgirl und ihr Leben bei den Scheichs; oder mit "Teatime in Marrakesch" eine Reportage über einen Opiumselbstversuch für das "Blond Magazine". Dass die beiden immer sehr viel Spaß zusammen haben, ist in jeder Zeile und auf jedem Foto des ersten gemeinsamen Buches zu spüren. Der Autodidakt Frank Zauritz kaufte sich mit 18 von einem kleinen Lottogewinn seine erste Kamera, die seinem Leben fortan eine Richtung gab. Ab Mitte der Neunziger in Berlin, konzentrierte er sich auf Portraitfotografie. Seither ist er "Menschenfotograf". Zauritz betreibt eine geradezu ethnologisch beobachtende Fotografie, die dicht am Menschen (hier: Tier) bleibt. Veröffentlichungen finden sich in (inter-)nationalen Medien von The Guardian bis Aftonbladet, von Playboy bis El Mundo, von Spiegel bis SZ-Magazin.

Leseprobe

Eugen, der Alligator Das Stück Baumstamm, das da im Wasser liegt, ist ein Alligator und heißt Eugen. Er ist ein alter Knochen. Als Steffi Igiel im Tierpark als Pflegerin zu arbeiten begann, war er schon da, und das war vor 20 Jahren. Niemand weiß, wie alt er ist. Und niemand weiß, was geschehen wäre, wenn der Bauarbeiter damals nicht auf den Beckenrand, sondern zu Eugen ins Wasser gefallen wäre. Das heißt, eigentlich wissen's alle. "Im Prinzip sind sie wie Hunde", sagt die Pflegerin, "denen können sie auch Futter hinschmeißen, bis sie platzen." Folgendes geschah: Das Dach im Krokodilhaus bedurfte einiger Reparaturen, die Bauarbeiter bewegten sich gewohnt souverän auf den Gerüsten, und Tierpflegerin Igiel sagte: "Hoffentlich fallt Ihr da nicht runter." Antwort: "Och, wir fallen nirgendwo runter." Indiana Jones In den Abenteurerfilmen wird immer oben gekämpft, und unten warten die Krokodile. Mir käme das komisch vor, wenn ich Bauarbeiter wär. Einer fiel also runter, prallte auf den Beckenrand, sah das Krokodil und hatte dann nur noch eins im Sinn. Bauarbeiters Originalzitat: "Raus! Weg!" Dass er sich bei dem Sturz das Schlüsselbein gebrochen hatte, bekam er erst mit, als er aus dem Gehege entkommen war. Manche Leute haben wirklich unverschämtes Glück. Eugen kann nicht nur flott schwimmen, er springt auch gern mal aus dem Wasser, und, um ehrlich zu sein, die Pflegerin nennt es nicht mal springen. "Er schießt raus wie eine Rakete." Wasserungeheuer Eugen bewegt sich auch auf dem Land recht zügig, er kann sogar klettern. Die 1,50 Meter hohe Trennmauer zum Nachbarn Brillenkaiman musste erhöht werden, nachdem Eugen rübergekommen war. Aber zu Haus ist er im Wasser. Da ist er unschlagbar. Ein Schlag mit seinem Schwanz bricht einer Kuh das Genick, und sein Gebiss arbeitet nach dem Schraubstockprinzip. Die Kiefer gehen nicht mehr auseinander, wenn er einmal zugebissen hat. Darum kann er auch nicht abbeißen. Er muss sich um seine eigene Achse drehen, um sich Stücke rauszureißen. Am schlimmsten aber ist: Man sieht ihn nicht. Im Zoo sieht man Eugen, weil er ausgestellt ist, in Gottes freiem Regenwald glaubt man, er ist ein Haufen faules Laub, oder ein Stück Holz, oder ein großer Stein. Zudem kann er bis zu drei Stunden, ohne Luft zu holen, unter Wasser sein. Erst nach Anbruch der Dunkelheit kann man die Alligatoren mit einigermaßen Sicherheit fixieren, weil ihre Augen das Licht von Taschenlampen reflektieren. Persönliches Bereits in der letzten Folge hatte ich das Vergnügen von einer Begegnung mit einem Zootier außerhalb des Zoos (Jaguar) zu berichten. Die Sache mit dem Alligator passierte auf derselben Reise. Ich war mit Goldsuchern am Oberlauf des Rio Negro (Amazonien) unterwegs, an diesem Tag auf einem Kanu, denn der Fluss lief parallel zu unserem Weg. Irgendwann begann das Kanu unterzugehen. Es war überladen. Das Werkzeug zum Goldwaschen war darin und die Essensvorräte. Die durften nicht nass werden. Wir schon. Die Goldsucher schlugen vor, dass wir uns als Ballast verstehen und uns abwerfen. Ich weiß, es ist schwer zu glauben. Aber soll ich lügen, wenn es stimmt" Ich sprang aus dem Boot direkt auf einen Alligator. Natürlich hatte ich ihn nicht gesehen. Ohne es zu wissen und ohne es zu wollen, hatte ich damit das einzig Richtige getan. Alligatoren sind nicht daran gewöhnt, dass man auf sie springt. Was sie nicht gewohnt sind, irritiert sie. Irritiert sein ist ein anders Wort für Angst. Der Alligator hatte die Hosen voll. Sein Schwanz peitschte das Wasser. Er eilte davon. See you later Alligator Eugen wartet jetzt also seit mindestens 20, wahrscheinlich aber 30, vielleicht auch schon 40 Jahren im Tierpark Friedrichsfelde geduldig darauf, dass mal ein Besucher zu ihm runterfällt. Kinder beugen sich weit übers Geländer. Manchmal sitzt auch eines drauf. Nie ist was passiert, bis auf dieses eine Mal, als der Bauerarbeiter geflogen kam, und da hat Eugen nicht aufgepasst oder er war zu faul, es kann auch sein, da