Beschreibung
Jeder zehnte berichtspflichtige Kassenantrag wird nicht wie beantragt vom Gutachter befürwortet. Wer sich für eine sachliche Auseinandersetzung mit Gutachtern oder für das manchmal unvermeidliche Obergutachterverfahren wappnen möchte, erhält nun Hilfestellung. Die Autoren verdeutlichen die verschiedenen Fallstricke des Gutachterverfahrens und veranschaulichen die häufigsten Ablehnungsgründe anhand zahlreicher Praxisbeispiele. Der Leser erfährt, wie das Verfassen von Antragsberichten einem Perspektivenwechsel und der Verbesserung der eigenen therapeutischen Arbeit dienen und zugleich Spaß machen kann. Udo Boessmann ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutische Medizin. Ermächtigt von der hessischen Landesärztekammer bildet er ärztliche und psychologische Psychotherapeuten aus. Die Schwerpunkte seiner Lehrtätigkeit sind: Theoretische Grundlagen der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, diagnostische und therapeutische Nutzung der Arzt-Patient-Beziehung mit besonderer Berücksichtigung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand, methodenübergreifende Supervision und Moderatorentraining. Ingo Jungclaussen ist als Diplom-Psychologe in eigener Praxis für Psychotherapie und Coaching in Köln sowie als Antragssupervisor tätig. Im Rahmen seines Beratungsangebotes pro-bericht hält er bundesweit fortbildungszertifizierte Gruppenseminare und Einzelschulungen zum Antragsbericht ab. Er ist Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP).
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Leseprobe
Was ist zu tun, wenn ein Psychotherapieantrag nicht im vollen Stundenumfang bewilligt wurde, wenn die Gutachter Nachbesserungen fordern oder den Antrag sogar gänzlich ablehnen? Dann stellen sich leicht Gefühle von Unzulänglichkeit, Kränkung, Entwertung und Verärgerung ein und der Gutachter wird häufi g zur Projektionsfläche für Gefühle von Ohnmacht und narzisstischer Wut. Diese negativen Gefühle bringen uns nicht weiter. Wir können unsere Leser an dieser Stelle nur damit trösten, dass wir diese Gefühle aus eigener Betroffenheit kennen und sie als menschlich und natürlich ansehen. Letztendlich sind wir aber gezwungen, zu einer vernünftigen Auseinandersetzung mit der Problematik zurückzufi nden. Es geht um folgende wesentliche Anforderungen: Wir müssen die Nachteile, die wir und unsere Patienten durch eine negative Stellungnahme des Gutachters erleiden, möglichst rasch und vollständig beseitigen. Wir müssen Vorkehrungen treff en, dass wir ein solches Problem möglichst nicht mehr bekommen. Wir müssen anerkennen, dass die Kritik des Gutachters auch als Anlass genommen werden kann, gegebenenfalls eigene Wissenslücken durch Lektüre und Weiterbildung aufzufüllen. Um Sie, liebe Leserin, lieber Leser, für eine sachliche Auseinandersetzung mit Gutachtern und für das manchmal unvermeidliche Obergutachterverfahren zu wappnen, haben wir dieses Buch verfasst. Unser primäres Ziel ist es, Sie vor den häufi gsten Fehlern beim Schreiben von Berichten zu bewahren. Das Buch soll Ihnen prophylaktisch die verschiedenen Fallstricke des Gutachterverfahrens verdeutlichen. Wenn aber das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist und der Gutachter Ihren Bericht nicht bewilligt (bzw. genauer: die Kosten-Bewilligung nicht befürwortet) hat, wollen wir Sie in doppelter Hinsicht unterstützen: Zum einen wollen wir dazu beitragen, dass Sie die schmerzvolle Nichtbefürwortung und Stellungnahme des Gutachters konstruktiv nutzen, um Ihre Diagnostik und Th erapieplanung noch einmal selbstkritisch zu refl ektieren, zum anderen wollen wir Sie zu einem möglichst zeitökonomischen und zielführenden Vorgehen anleiten, damit Sie ohne weitere Umwege eine vollständige Bewilligung der von Ihnen geplanten Therapie erwirken. Wir geben Ihnen zunächst eine Übersicht über die häufi gsten Gründe, die zu einer Ablehnung führen. Dabei basieren unsere Angaben im Wesentlichen auf die Ergebnisse verschiedener Studien von Prof. Gerd Rudolf (siehe Kapitel II). Es folgen Beispiele aus der Praxis, welche die aufgeführten Ablehnungsgründe konkret verdeutlichen. Jedem abgelehnten Fall sind die erfolgreiche oder erfolglose Überarbeitung bzw. der Widerspruch beigefügt, welche von den Psychotherapeuten vorgenommen wurden und welche von uns ausführlich diskutiert beziehungsweise überarbeitet wurden. Anhand dieser Praxisbeispiele veranschaulichen wir die Gründe, die zu der einen oder der anderen Entscheidung geführt haben. So lassen sich die Anforderungen, die der Bericht für eine erfolgreiche Bewilligung erfüllen muss, besser verstehen. Zum Schluss geben wir Ihnen einen Leitfaden, wie Sie auf abgelehnte Berichte im Obergutachterverfahren reagieren können, an die Hand. Das Gutachterverfahren ist umstritten (siehe unter anderem Köhlke, 1999), gedacht ist es aber im Sinne der Patienten, die hier auch vor falschen Behandlungen geschützt werden sollen. Und das sollte auch das Anliegen eines jeden professionellen Th erapeuten sein. Das Gutachterverfahren soll die Qualität der Behandlungen schützen und prüfen, was natürlich wiederum keineswegs bedeutet, dass die besten Th erapeuten auch die besten Berichte schreiben. Dass das Berichte-Schreiben keine Qual und kein Prüfungsstress sein muss, sondern einem Perspektivenwechsel und der Verbesserung der eigenen therapeutischen Arbeit dienen und auch noch Spaß machen kann, das wollen wir hier gerne vermitteln. Leseprobe