Beschreibung
Hitler hat gesiegt, die Atombombe fiel nicht auf Hiroshima, sondern auf London. Das Germanische Weltreich ist errichtet. Lediglich der großasiatische Raum wird von den Japanern beherrscht. Berlin ist die Hauptstadt der Macht, die Hauptstadt Deutschlands und damit der halben Welt. Der Papst und der Dalai-Lama werden in einer Kölner neurochirurgischen Klinik gefangen gehalten, von Irland bis zum Ural erheben sich die SS-Ordensburgen, die Zuchtmutterklöster, die Walhallen der Ariosophen, die Napolas und Untermenschenlager. Das ist die Kulisse, als Adolf Hitler stirbt und unter ungeheurem Pomp bestattet wird. Sein Nachfolger heißt Ivo Köpfler (Heil Köpfler!). Mittendrin in diesem Albtraum der getreue Parteigenosse Albin Totila Höllriegl, ein Österreicher, den ein gewaltiger Auftrag nach Berlin führt. Wenn das der Führer wüsste sorgte sowohl auf der Frankfurter Buchmesse 1966 als auch bei der Literaturkritik für Aufsehen und wurde zum Verkaufsschlager, der sich einige Zeit in den Bestsellerlisten halten konnte. Ein Roman, den man nicht mehr vergisst. Mit Gastauftritten von Heimito von Doderer und Martin Heidegger, für den Basil eigens eine Kunstsprache erfunden hat.
Autorenportrait
Otto Basil (19011983) Studium der Germanistik und Paläontologie in Wien und München. Danach arbeitete er als Journalist und Verlagslektor, Barpianist und Industrieangestellter. Er wirkte außerdem als Dramaturg und Publizist in KulturZeitschriften. Anfang der 1920er Jahre war er einer der Herausgeber der Zeitschrift Das Wort. Weiterhin schrieb er Mitte der 1920er Jahre Artikel für das Prager Abendblatt. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahr 1938 erhielt er Schreibverbot. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Pressereferent und Dramaturg am Wiener Volkstheater und gab die Literatur und Kunstzeitschrift PLAN heraus. Von 1948 bis 1964 war Basil Leiter des Ressorts Kultur der Tageszeitung Neues Österreich sowie bis zu seinem Tod 1983 freier Schriftsteller in Wien.
Leseprobe
Als hätten sie sich verabredet, wurde über den Tod des Führers kein Wort mehr verloren; das war gut. Heilige Scheu, vielleicht war es Vorsicht, hielt sie davor zurück. Auch die Frage der Nachfolge, der Folgen überhaupt, ließ man besser aus dem Spiel. Anselma erwähnte nur ein Gerücht, das sich in Parteikreisen der Reichshauptstadt eingenistet hatte, wonach der Führer auf dem Sterbebett sein politisches Vermächtnis auf Band gesprochen habe, das Tonband aber verschwunden sei; es war mehr als wahrscheinlich, dass der Waldteufel das Testament an sich genommen hatte. Vor dem Waldteufel, so genannt nach dem im Krieg gegen die Titos von ihm aufgezo¬genen historischen Unternehmen Waldteufel der Ustascha und deren Hiwis - Hilfswilligen -, zitterten alle ohne Ausnahme. Dieser Deutschkroate, dessen richtigen Namen niemand kannte, hatte es verstanden, seine doppelte Schlüssel-stellung in der Partei zu einer uneinnehmbaren Festung auszu¬bauen. Er war Stabsleiter im Amt des - übrigens unter un¬geklärten Umständen - verstorbenen Martin Bormann ge¬wesen. Nach dessen Tod (oder Verschwinden) übernahm er das verwaiste Amt, wobei er Bormanns Chefadjutanten kaltstellte; gleichzeitig ernannte ihn der Führer zum Chef der Reichs¬kanzlei, obwohl Ivo Köpfler - dies sein politischer Tarn¬name - alles andere eher als Berufsdiplomat war. Köpfler, Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Chef der Reichskanzlei und Reichsminister ohne Geschäftsbereich, war nach Adolf Hitler der mächtigste Mann im Staat. Keiner hatte so wie er das Ohr des Führers besessen.