Beschreibung
Die Orange ist die lauteste unter den Früchten. Als Signalfarbe leuchtet sie in weite Ferne, setzt ihr Licht als Zeichen von Enthusiasmus, Diesseitigkeit. Als Farbe der holländischen Kicker wie der tanzenden Bagwan-Jünger*innen ist sie notorisch mit ihrem ausgestellten Optimismus. Der mythische Sänger Orpheus & andere - Orangen? In 3 Kapiteln und 3 Variationen des Orpheus-Mythos stellt Norbert Lange sich wagemutig der Frage nach dem lyrischen Subjekt. Der Band beginnt mit einer Transkreation von Gedichten des US-amerikanischen Kultautors Jack Spicer, die spotlightartig die Stationen der Orpheus-Geschichte wiedergeben, gefolgt von einer Komödie, die in die Gegenwart führt und ganz und gar nichts Göttliches an sich hat: ein episches Langgedicht, in der Tradition lyrischer Epen von den Suren des Korans und den Terzinen Dantes über die rhythmische Prosa französischer Autoren (Gaspard de la Nuit, Victor Segalen). Große Übertreibungen findet man in diesen Texten, die von Orangen und Parasiten erzählen, die man für groteske Spiegelbilder des Sängers Orpheus halten kann, deren Lächerlichkeit aber zunehmend einen höllischen Narzissmus aufdeckt, dem selbst die Zerstörung des Planeten eine willkommene Bühne ist. Das 3. Kapitel greift das danteske Schreckensszenario der Orangen wieder auf und schlägt den Bogen zurück zu den tragischen Orpheusgedichten am Anfang: eine Künstlernovelle in Briefen und mit essayistischen Passagen des 1965 verstorbenen Dichters Jack Spicer an Nobert Lange. Eine Parabel über das Leiden an dem Egoismus und selbstgenügsamen Narzissmus des Dichterstandes. Norbert Lange führt in diesem epischen Kraftakt seine 'Arbeit am Mythos' aus, als Abbrucharbeit direkt am Fundament. Ein erregendes und anregendes Stück Poesie.
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Autorenportrait
Norbert Lange, 1978 in Gdynia geboren, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Sein Tätigkeitsfeld sind Übersetzungen und Herausgaben von Dossiers zu größtenteils US-amerikanischen und britischen Dichter*innen in der Zeitschrift Schreibheft und in Buchform. Zuletzt: Jerome Rothenberg und Charles Bernstein. 2005 erschien sein Gedichtband Rauhfasern, 2010 der Essayband Das Geschriebene mit der Schreibhand, 2012 der Gedichtband Das Schiefe, das Harte und das Gemalene. Norbert Lange ist als Übersetzer von Charles Bernstein mit dem Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie ausgezeichnet worden.