Beschreibung
Die Acceptance & Commitment Therapie (ACT) ist ein neuer psychotherapeutischer Ansatz, der davon ausgeht, dass Menschen in der Regel nicht bereit sind, unerwünschte Gedanken, Gefühle und körperliche Zustände zu erleben. Versuchen sie jedoch diese zu vermeiden, entsteht Leid. Durch achtsame Akzeptanz - indem die Patienten zu unterscheiden lernen zwischen dem, was sie verändern können, und dem, was nicht verändert werden kann - werden Kräfte für Veränderung mobilisiert. Nach einem allgemeinen Überblick über das ACT-Modell und seine theoretischen und philosophischen Grundlagen erhält der Leser eine Anleitung, wie die sechs zentralen ACT-Prozesse zu verstehen und zu nutzen sind. Die einzelnen Kapitel enthalten zahlreiche Übungen, mit deren Hilfe das Gelernte angewendet werden kann.
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Autorenportrait
Jason Luoma, Ph. D., ist klinischer Psychologe, Leiter des Forschungs- und Ausbildungszentrums der Portland Psychotherapy Clinic.
Leseprobe
Die wissenschaftlichen Untersuchungen, auf denen dieses Buch basiert, zeigen deutlich, dass Dinge, die in der äußeren Welt Gutes bewirken, sehr leicht Schaden anrichten können, wenn sie auf die innere Welt eines Menschen angewandt werden. Wenn wir beispielsweise abblätternde Farbe nicht mögen, können wir sie von der Wand abkratzen und diese neu anstreichen. Denken wir hingegen nicht gern an ein in der Vergangenheit erlebtes Trauma und versuchen, "es abzukratzen", geben wir ihm möglicherweise genau dadurch eine zentralere Bedeutung und machen es auf diese Weise wichtiger und einflußreicher. Wenn wir fürchten, dass uns in Zukunft eine Dürreperiode bevorsteht, können wir einen Wasserspeicher anlegen, um in der Zukunft unseren Durst stillen zu können. Doch wenn wir fürchten, in Zukunft zurückgewiesen zu werden, und wir deshalb zu verhindern versuchen, dass uns jemals wieder ein anderer Mensch auf diese Weise verletzen wird, können wir dadruch unsere Beziehungen zu anderen Menschen ganz generell gefährden, oder wir vermeiden es grundsätzlich, feste Verpflichtungen einzugehen, und verstärken genau dadurch die Rolle, die Zurückweisung in unserem Leben spielt. ACT basiert auf grundlegenden Verhaltensprinzipien und ihrer Ausdehnung auf die menschliche Sprache und Kognition, so wie die Relational Frame Theory (RFT - Hayes et al. 2001) es erklärt. Die RFT erklärt den Ursprung unserer verbalen Fähigkeiten. Es ist wichtig, dass wir diese Theorie in ihren Grundzügen verstehen, denn sie bildet die Grundlage der ACT. Diese theoretische Basis gibt auch Aufschluß darüber, weshalb die ACT, die in einem gewissen Sinne der kognitiv-behavioralen Therapie (KBT) zuzurechnen ist, sich andererseits so stark von dieser unterscheidet. Die RFT erklärt, dass wir als kleine Kinder lernen, Ereignisse aufgrund bestimmter sozialer Konventionen zueinander in Beziehung zu setzen. Unter einem "Ereignis" verstehen wir in diesem Zusammenhang alles, was ein Mensch erlebt, beispielsweise ein Objekt zu sehen, einen Geruch zu riechen, einen anderen Menschen physisch zu berühren, einen Gedanken zu haben oder eine Emotion zu spüren. Aufgrund des Trainings, das wir in der sozialen/verbalen Gemeinschaft, in der wir leben, erhalten, lernen wir, auf ein Ereignis so zu reagieren, wie es der ihm zugeschriebenen Beziehung zu einem anderen Ereignis entspricht, also nicht einfach aufgrund der physischen Eigenschaften eines solchen Ereignisses. Zur Veranschaulichung dieses Konzepts ein Beispiel: Vor der vollständigen Ausprägung der sprachlichen Fähigkeiten zieht ein kleines Kind eine größere Münze, die weniger wert ist, einer kleineren mit höherem Wert vor, und es weint wahrscheinlich, wenn es die kleinere statt der größeren Münze geschenkt bekommt. Ein Kind mit ausgereifteren verbalen Fähigkeiten hingegen zieht die kleinere Münze gegenüber der größeren vor, weil erstere laut gesellschaftlicher Übereinkunft einen größeren Wert hat, und vermutlich weint das Kind, wenn es statt der kleineren die größere Münze bekommt, und dies, obwohl es die betreffende Münze noch nie benutzt hat, um sich etwas davon zu kaufen. Die Funktion von Münzen (der "Ereignisse" in diesem Beispiel) basiert also einzig und allein auf der willkürlichen Festlegung oder dem gesellschaftlichen Konsens, dass der Wert der physisch größeren Münze "kleiner" ist als derjenige der physisch kleineren Münze.