Beschreibung
Bis heute hat sich eine allgemeine Bildwissenschaft nicht etabliert, und die Frage, welche Art von Wissenschaft dies überhaupt wäre bzw. welche konkrete Gestalt sie haben könnte oder haben sollte, ist noch unbeantwortet. Die vorliegenden Ausführungen sind von der Auffassung geleitet, dass eine allgemeine Bildwissenschaft nur im Sinne eines disziplinenübergreifenden Unternehmens möglich ist. Sie ist keine neue, weitere Disziplin, die neben die bereits ausgebildeten Bildwissenschaften tritt, sondern nichts anderes als der Theorierahmen, der für die unterschiedlichen relevanten Disziplinen ein integratives Forschungsprogramm liefert.
Im vorliegenden Band wird ein Vorschlag für einen solchen Theorierahmen unterbreitet. Er geht auf einen einzigen, systematisch zusammenhängenden Gedanke zurück, dessen Kurzform lautet: Bilder sind wahrnehmungsnahe Zeichen. Der Titel "Allgemeine Bildwissenschaft" lehnt sich daher zwar an die sehr erfolgreiche Etablierung einer allgemeinen Sprachwissenschaft an und bringt die Überzeugung zum Ausdruck, dass eine ähnlich nachhaltige Entwicklung auch im Bildbereich möglich ist. Damit ist aber nicht gesagt, dass Bilder wie sprachliche Zeichen untersucht werden sollen, sondern dass ihre Erforschung nur im Verbund von semiotischen und wahrnehmungstheoretischen Überlegungen möglich ist.
Dieser systematische Zusammenhang legt in historischer Hinsicht nahe, dass es sich beim "linguistic turn" im Grunde genommen um einen "semiotic turn" gehandelt hat, der aber durch die traditionelle rationalistische Auszeichnung der höheren Erkenntniskräfte nur in eingeschränkter Weise realisiert worden ist. Der noch ausstehende "visualistic turn" wäre demnach ein Unternehmen, mit dem das unvollendete Projekt des "semiotic turn" um zumindest eine der sensuellen Formen der Welterschließung vervollständigt würde.
Autorenportrait
Klaus Sachs-Hombach, geb. 1957, studierte Philosophie, Psychologie und Germanistik an der Universität Münster. 1990 schloss er seine Promotion an der Universität Münster ab, 2003 die Habilitation an der Universität Magdeburg. Von 1991 bis 1993 erfolgte ein Forschungsaufenthalt in Oxford und am MIT in Cambridge, MA. Seit 2011 ist er Professor für Medienwissenschaft (Medieninnovation/Medienwandel) am Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen. Forschungsschwerpunkte: Bildtheorie, Kommunikationstheorie, Medientheorie, Zeichentheorie, Ästhetik, Kulturtheorie, Geschichte und Theorie der Psychologie und Kognitionswissenschaft. Aktuelle Publikationen: Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln [Herbert von Halem Verlag] 2003/²2006/³2013; Bilder Sehen Denken. Zum Verhältnis von begrifflich-philosophischen und empirisch-psychologischen Ansätzen in der bildwissenschaftlichen Forschung. Köln [Herbert von Halem Verlag] 2011 (Hg. mit Rainer Totzke); Origins of Pictures. Anthropological Discourses in Image Science. Köln [Herbert von Halem Verlag] 2013 (Hg. mit Jörg R. J. Schirra); Bildwissenschaft und Visual Culture. Köln [transcript] 2014 (Hg. mit Marius Rimmele und Bernd Stiegler).
Inhalt
Inhalt
Vorwort
Vorwort zur 3. Auflage
Vorwort zur 4. Auflage
Einleitung
I. Philosophische Grundlagen einer Allgemeinen Bildwissenschaft
1. Kurze Geschichte der philosophischen Bildtheorie
1.1 Zwischen Verkörperung und Verweisung
1.2 Der Aufstieg der mentalen Bilder
1.3 Bilder als Symbolsysteme
1.4 Zusammenfassung und Ausblick: Bild und Repräsentation
2. Methodologische Voraussetzungen
2.1 Begriff und Begriffsfeld
2.2 Philosophie als Begriffskartografie
2.3 Theorie und Theorierahmen
2.4 Zusammenfassung und Ausblick: Bildwissenschaften und Bildwissenschaft
3. Bilder als wahrnehmungsnahe Zeichen
3.1 Enger Bildbegriff und weiter Bildbegriff
3.2 Bilder als Zeichen
3.3 Bild und Wahrnehmung
3.4 Zusammenfassung und Ausblick: Bild, Kommunikation und Medium
II. Ebenen der Bildanalyse
4. Bildsyntax
4.1 Zum Begriff der Syntax
4.2 Ein skeptischer Einwand
4.3 Bildelemente
4.4 Zusammenfassung und Ausblick: Von der Syntax zur Semantik
5. Bildsemantik
5.1 Zum Begriff der Semantik
5.2 Bild und Ähnlichkeit
5.3 Ähnlichkeit und Fiktionalität
5.4 Zusammenfassung und Ausblick: Von der Semantik zur Pragmatik
6. Bildpragmatik
6.1 Zum Begriff der Pragmatik
6.2 Bild und Prädikation
6.3 Pragmatische Aspekte der Bildbedeutung
6.4Zusammenfassung und Ausblick: Bildhandeln als implizite Kommunikation
III.Bildtypen und Bildmedien
7. Kleine Typologie der Bilder
7.1 Darstellende Bilder: Vom Trompe-l'½il zum Ideogramm
7.2 Strukturbilder: Von der Landkarte zum Diagramm
7.3 Reflexive Bilder: Vom abstrakten zum ungegenständlichen Bild
7.4Zusammenfassung und Ausblick: Exemplifikation und Medialisierung
8. Bilder als Medien
8.1 Das fotografische Bild
8.2 Das filmische Bild
8.3 Das elektronische Bild
8.4 Zusammenfassung und Ausblick: Medialisierung und Virtualisierung
9. Zur Medialität mentaler Bilder
9.1 Die Imagery Debate
9.2 Bild und Determinismus
9.3 Bild und kognitive Durchdringung
9.4 Zusammenfassung und Ausblick: Mentale Bilder und Künstliche Intelligenz
IV. Bildexterne Bestimmungsfaktoren
10. Bildfunktionen und Bildumgebungen
10.1 Die kognitive Funktion von Bildern
10.2 Die epistemische Funktion von Bildern
10.3 Die normative Funktion von Bildern
10.4 Zusammenfassung und Ausblick: Zur Leistungsfähigkeit der Bilder
11. Kognitive Aspekte der Bildverwendung
11.1 Stufen des Bildverstehens
11.2 Zum Begriff des Prototyps
11.3 Zum Begriff der kommunikativen Relevanz
11.4 Zusammenfassung und Ausblick: Verstehen und Imaginieren
12. Bild und Gesellschaft
12.1 Bild und Kultur
12.2 Bild und Manipulation
12.3 Bild und Bildrhetorik
12.4 Zusammenfassung und Ausblick: Das Bild zwischen Reflexion und Anwendung
Literaturverzeichnis
Personen- und Sachverzeichnis
Informationen zu E-Books
„E-Book“ steht für digitales Buch. Um diese Art von Büchern lesen zu können wird entweder eine spezielle Software für Computer, Tablets und Smartphones oder ein E-Book Reader benötigt. Da viele verschiedene Formate (Dateien) für E-Books existieren, gilt es dabei, einiges zu beachten.
Von uns werden digitale Bücher in drei Formaten ausgeliefert. Die Formate sind EPUB mit DRM (Digital Rights Management), EPUB ohne DRM und PDF. Bei den Formaten PDF und EPUB ohne DRM müssen Sie lediglich prüfen, ob Ihr E-Book Reader kompatibel ist. Wenn ein Format mit DRM genutzt wird, besteht zusätzlich die Notwendigkeit, dass Sie einen kostenlosen Adobe® Digital Editions Account besitzen. Wenn Sie ein E-Book, das Adobe® Digital Editions benötigt herunterladen, erhalten Sie eine ASCM-Datei, die zu Digital Editions hinzugefügt und mit Ihrem Account verknüpft werden muss. Einige E-Book Reader (zum Beispiel PocketBook Touch) unterstützen auch das direkte Eingeben der Login-Daten des Adobe Accounts – somit können diese ASCM-Dateien direkt auf das betreffende Gerät kopiert werden.
Da E-Books nur für eine begrenzte Zeit – in der Regel 6 Monate – herunterladbar sind, sollten Sie stets eine Sicherheitskopie auf einem Dauerspeicher (Festplatte, USB-Stick oder CD) vorsehen. Auch ist die Menge der Downloads auf maximal 5 begrenzt.