Beschreibung
»Der Fasan flog durch alle Räume des Palasts, der Affe kletterte aufs Dach, der Hund kroch unter die Dielen, um herauszufinden, wo die Schätze versteckt waren, was ihm auch alsbald gelang.«
Schatzsucher sind nicht alle Tiere in den japanischen Märchen, die hier von Alexander Gruber neu erzählt werden. Aber immer können sie verblüffen und überraschen, hilfreich und mitleidig sein, ja, als zauberkundige Füchsin sich in die entfernte Ehefrau verwandeln. Was Wunder in einem Land, das aus sage und schreibe 6852 Inseln besteht, und wo es seit dem Jahr 712 schriftliche Märchensammlungen gibt.
Mit diesem 7. Band unserer Reihe »Tiermärchen vieler Völker« sind wir im Fernen Osten angekommen. Und mit dem »Storchenreiter« stehen wir am Rand des Ozeans und blicken auf die unendliche Fülle des Lebens von Tieren und Menschen.
Autorenportrait
Alexander Gruber wurde 1937 in Württemberg geboren. Seit 1967 arbeitete er zunächst als Lektor und Dramaturg beim S. Fischer Verlag. Später ging er als Chefdramaturg an die Bühnen der Stadt Bielefeld. Er ist erfolgreicher Theaterautor, unter anderem vieler Kinderstücke, und hat zahlreiche englische und französische Dramen übersetzt und bearbeitet.
Leseprobe
VorwortTiermärchen - darunter versteht man üblicherweise Märchen, die von Ereignissen unter Tieren erzählen. Auch die Wissenschaft teilt so ein. Damit sind jedoch nicht Fabeln gemeint, worin Tiere nur Menschen oder deren personifizierte Eigenschaften vertreten, selbst wenn sie weit ausholen in die Menschenwelt wie etwa »Reinecke Fuchs«. Diese Einteilung lässt also, um beim Vertrauten zu bleiben, »Rotkäppchen« oder den »Gestiefelten Kater« im Gegensatz zum »Lumpengesindel« oder »Katz und Maus in Gesellschaft« nicht als ¿Tiermärchen¿ gelten. Doch darüber setzt sich unsere Reihe »Tiermärchen vieler Völker« deshalb hinweg, weil im Anfang der Zeiten, will sagen, soweit die kulturelle Erinnerung zurückreicht, Mensch und Tier keineswegs getrennt sind. Die Stammmutter der Turkvölker etwa ist eine Wölfin, und im Garten Eden führt eine Schlange Eva in tödliche Versuchung - ganz zu schweigen von der Vielgestaltigkeit der antiken Götter: Zeus, in Gestalt eines weißen kretischen Stiers entführt die phönizische Prinzessin Europa; seither heißt der Erdteil nach ihr. Mensch und Tier handeln zusammen, sind - wie es der Wirklichkeit entspricht - eine lebendige Einheit, eine Schicksalsgemeinschaft, bis wir Menschen sie aufkündigen, ja, sie aufgekündigt haben: unbegriffen und nicht verarbeitet bis heute.Viele japanische Tiermärchen, die ich im vorliegenden Band der Reihe »Tiermärchen vieler Völker« erzähle, reichen weitzurück in die Anfänge aufgeschriebener Geschichte und Geschichten im ¿Land der aufgehenden Sonne¿. Das macht siespannend, denn wir erleben, dass, gleichgültig wo, Menschen kämpfen und kämpfen müssen um ihr Mensch-Sein, und dassTiere ihnen helfen. Bleiben sie unter sich, halten sie uns ein Brennglas vor.
Sonstiges
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