Beschreibung
Ilma Rakusa ist den Lesern und den Literaturmenschen lange schon bekannt nicht nur als raffinierte Autorin, sondern auch als eine leidenschaftliche Leserin, die aus dem Rückzug in die Lektüre mit bereichernden Funden und Entdeckungen wieder in die publizistische Öffentlichkeit tritt (und hier auf wunderbare Weise über das Gelesene zu berichten weiß). Kein Wunder also, dass ihr das Lesen als eine der Hauptfiguren des Widerstandes gilt gegen das Diktat des ökonomisch argumentierenden Zeitgeistes; das Lesen, das - trotz immer wieder praktizierter Formen des schnellen, rasanten Stils - als einzige Kunstform auf der Verweigerung von Tempo, Eile, Geschwindigkeit beharrt. In diesem programmatischen Essay werden noch einmal alle Formen der Beschleunigung und mehr noch alle Kritiker von Mobilität und Tempo - von Goethe bis Virilio - aufgezählt; mit lustvoller Heftigkeit widmet sich Ilma Rakusa dem Tempo in Arbeitswelt und Kommunikation, in Tourismus und Entertainment, und fragt sich schließlich: 'Wieviel Geschwindigkeit verkraften wir?' Das Auftauchen von Bewegungen wie slow food oder slow-cities, die wachsende Popularität von langsamen Reiseformen wie dem Wandern gibt zu denken: 'Es geht um ein Gegenprogramm zu Zeitmanagement, Zapping, Eventrausch und Trendhektik. Um ein Innehalten, hier und jetzt.'
Autorenportrait
Ilma Rakusa, geboren 1946, lebt als Schriftstellerin, Übersetzerin, Publizistin und Universitätslehrbeauftragte in Zürich. Zahlreiche Übersetzungen aus dem Russischen (Zwetajewa, Remisow), Französischen (Duras), Serbokroatischen (Ki) und Ungarischen (Kertész, Nádas); Lyrik- und Essaybände, Dramolette, Erzählungen, zuletzt "Love after love. Acht Abgesänge" (2001), "Von Ketzern und Klassikern. Streifzüge durch die russische Literatur" (2003). Bei Droschl erschienen 1994 ihre Poetikvorlesungen "Farbband und Randfigur". Wichtigste Auszeichnungen: Petrarca-Übersetzerpreis (1991), Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (1998), Adalbert von Chamisso Preis (2003).