Beschreibung
Spanien blickt auf eine Besiedelung zurück, die vor mindestens 1,5 Millionen Jahren begonnen hat. Hier entstand in der Bronzezeit das erste staatliche Gebilde Westeuropas, seine natürlichen Reichtümer machten es zum Ziel der Begehrlichkeiten von Phöniziern und Griechen, Kelten und Karthagern, Römern und Germanen. Die Zeit von al-Andalus prägte das Denken und die Wissenschaften in ganz Europa für Jahrhunderte, die koloniale Expansion bescherte dem Land unermessliche Reichtümer und kulturellen Glanz - und legte gleichzeitig die Saat zum Absturz: Wirtschaftliches Elend und religiöse Despotie sind ebenso verbunden mit Spanien wie der Höhenflug zur Weltmacht. Bis heute ist der Vielvölkerstaat Spanien keine geeinte Nation - die politischen und kulturellen Konfliktlinien zwischen dem zentralistischen Einheitsanspruch und den Eigeninteressen von Basken oder Katalanen treten immer wieder deutlich zutage. Holger Ehling zeigt in seinem Buch die historischen Entwicklungen auf, die für das Verständnis des Landes unabdingbar sind und Spanien bis heute prägen.
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Autorenportrait
Holger Ehling ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Reporter in Afrika, Lateinamerika und Neuseeland, Korrespondent in London und Pressechef der Frankfurter Buchmesse und der Büchergilde Gutenberg. Als Autor und Herausgeber hat er bisher rund 20 Bücher veröffentlicht, darunter mehrere historisch-politische Länderporträts. Im Corso Verlag erschien 2019 sein Buch Lissabon. Begegnungen in der Stadt des Lichts.
Leseprobe
Für die republikanische Regierung kam der Militäraufstand nicht unerwartet: Bereits im Frühjahr 1936 wurden Offiziere, denen man nicht über den Weg traute, aus der obersten Militärführung entfernt und an Außenposten versetzt. General Emilio Mola, bis dahin Befehlshaber der Truppen in Marokko, fand sich in Pamplona wieder. General Manuel Goded Llopis, Inspekteur des Heeres, wurde nach Mallorca abkommandiert. Und General Francisco Franco, bis dahin Chef des Generalstabs der Armee, wurde als Militärbefehlshaber auf die Kanaren geschickt. Damit hatte die Regierung tatsächlich die richtigen Offiziere getroffen. Dass sie aber meinte, damit genügend Vorsorge betrieben zu haben, sollte sich als schwerer Fehler herausstellen. Ob die Verschwörer auf eine Krise gewartet hatten, um loszuschlagen, ist nicht bekannt. Sie bekamen sie aber, als im Juli ein linksgerichteter Offizier der Guardia de Asalto von Rechtsextremisten ermordet wurde. Das führte zu Verhaftungen in diesen Kreisen, bei denen der Monarchisten-Führer José Calvo Sotelo am 13. Juli erschossen wurde - wie sich später herausstellte, war dies kein Versehen, sondern ein von langer Hand geplanter Mord: Calvo Sotelo hatte die eigentlich verfeindeten Lager der Monarchisten geeint und war damit zu einem der prominentesten und populärsten Führer des konservativen Lagers geworden. Der Mord führte zum Schulterschluss auf der rechten Seite des politischen Spektrums, wo man sich sowieso zunehmend als von der Regierung ungeschützte Opfer der Reformpolitik sah. Dass die Kommunisten-Führerin Dolores Ibárruri den Mord an Calvo Sotelo öffentlich bejubelte, trug auch nicht zur Besserung der Situation bei.Am 17. Juli 1936 schlugen die Rebellen los, zunächst in Marokko, wohin Franco, getarnt als britischer Tourist, zuvor in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gebracht worden war. Dort waren die schlagkräftigsten Teile des Heers stationiert, dazu die spanische Fremdenlegion und Verbände, die aus berberischen Soldaten bestanden. Auch in Navarra schlugen die Rebellen unter Führung von General Mola los, in Sevilla ernannte sich der Mitverschwörer General Gonzalo Queipo de Llano zum Kommandanten und setzte die loyal gebliebenen Offiziere fest. Der Aufstand schien zunächst wenig Aussicht auf Erfolg zu haben: Ob in Marokko, Nordspanien, Madrid, Andalusien und Katalonien - überall verweigerte eine große Zahl der Angehörigen von Luftwaffe, Marine, Guardia Civíl und Guardia de Asaltos den Rebellen die Gefolgschaft. Auch im Heer blieb der Großteil der Mannschaftsdienstgrade der Republik treu, Offiziere und Unteroffiziere schlossen sich allerdings zum großen Teil den Rebellen an. Dies sollte sich im Laufe der Auseinandersetzungen als erheblicher strategischer Nachteil erweisen, denn es fehlte den republikanischen Truppen an erfahrenen Ausbildern und Führungsoffizieren.