Beschreibung
Die Rede vom "gerechten Krieg" provoziert heute Abwehr. Krieg und Gerechtigkeit passen für uns nicht zusammen. Friede und Ungerechtigkeit aber auch nicht und der Friede muss geschützt werden.Das neuzeitliche Völkerrecht ersetzte die alte, im Rahmen einer Friedensethik entwickelte, Denkfigur vom gerechten Krieg durch das allgemeine Recht des Staates, Krieg zu führen. Es ging nicht mehr um Moral, sondern um Staatsräson. Die Katastrophe zweier Weltkriege hat dieses Konzept ad absurdum geführt.Nach 1945 sollten die Vereinten Nationen eine Ordnung des Weltfriedens sichern. Der Kalte Krieg hat dem enge Grenzen gesetzt, aber nach dessen Ende sind Kriege, vor allem Bürgerkriege noch zahlreicher geworden. Gibt es Chancen, den Krieg durch gemeinsame Anstrengungen der Staaten dauerhaft zu überwinden?Die vorliegende Schrift geht dieser Frage nach, indem sie die Entwicklung von Ethik und Völkerrecht zu Krieg und Frieden von der Antike bis in unsere Zeit nachzeichnet.
Autorenportrait
Prof. Dr. Bernhard Sutor, 1930 geboren, studierte 1950-55 Latein, Geschichte, Philosophie und Theologie in Mainz und Freiburg/Br.; war 1955-1978 im gymnasialen Lehramt in Rheinland-Pfalz tätig; ab 1960 als Fachleiter für Politische Bildung/Sozialkunde am Staatl. Studienseminar in Mainz. Dort Zusatzstudium der Politikwissenschaft und Promotion 1965; Lehrbeauftragter an der Universität Mainz. Von 1978-1995, vertretungsweise bis 1997, Inhaber des Lehrstuhls Politikwissenschaft III (Polit. Bildung/Didaktik der Sozialkunde) an der Kath. Universität Eichstätt; daneben an der Kath.-Theol. Fakultät zuständig für Christliche Gesellschaftslehre.
Inhalt
Vorwort1. Krieg und Frieden in der griechisch-römischen Antike1.1. Macht gegen Recht: Ein Beispiel1.2. Das archaische Kriegsrecht und seine allmähliche Eingrenzung1.3. Kriegs- und Friedensethik bei Platon und Aristoteles1.4. Cicero über den gerechten Krieg2. Krieg und Frieden im frühen Christentum2.1. Ein Blick auf Israel und das Alte Testament2.2. Frieden und Krieg im Neuen Testament2.3. Christen und Kriegsdienst vor und nach Konstantin2.4. Friedens- und Kriegsethik bei Augustinus 3. Die Lehre vom gerechten Krieg im Mittelalter3.1. Der christlich-religiöse Kontext: Heiliger Krieg - Gottesfriede -Landfriede3.2. Die Lehre vom gerechten Krieg bei Thomas von Aquin (1225-1274)3.3. Ausgang des Mittelalters: Francisco de Vitoria (1483-1546) 4. Krieg und Frieden im neuzeitlichen Völkerrecht4.1. Hugo Grotius: Vom Recht der Völker zum neuzeitlichen Völkerrecht4.2. Kriegsrecht als Recht des Staates4.3. Humanitäres Kriegsvölkerrecht (ius in bello) 5. Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden5.1. Die allgemeine Bedeutung der Friedensschrift Kants5.2. Die Präliminarartikel: Bedingungen des Friedens5.3. Die Definitivartikel: Rechtssubstanz des Friedens5.4. Garantien des Friedens6. Christliche Friedensethik seit dem Zweiten Weltkrieg: Revision der bellum-iustum-Lehre angesichts der Massenvernichtungswaffen6.1. Politisch-ethische Defizite der tradierten Lehre vom gerechten Krieg6.2. Die politisch-ethische Aporie angesichts der Massenvernichtungswaffen6.3. Die neue Friedensethik der katholischen Kirche6.4. Friedensethische Positionen in der evangelischen Kirche 7. Epochenwechsel im Völkerrecht: Völkerbund und Vereinte Nationen7.1. Der Völkerbund: Kriegsverhütungsrecht zwischen den beiden Weltkriegen7.2. Die Vereinten Nationen: Frieden durch ein System kollektiver Sicherheit 8. Friedenssicherung durch die Vereinten Nationen? - Erfahrungen und Probleme seit 19458.1. Kriege und Kriegstypen nach 19458.2. Die Ausnahmen: Kriege mit UN-Mandat gegen eine Aggression8.2.1. Der Korea-Krieg (1950-1953)8.2.2. Der Krieg gegen den Irak (1991)8.3. Die "Blauhelme": Friedenssicherung durch Entwicklung von Aushilfen 9. Neue Probleme nach dem Kalten Krieg: Humanitäre Intervention und Kriegsprävention9.1. Kriege nach dem Kalten Krieg9.2. Humanitäre Intervention im Rahmen der Vereinten Nationen?9.3. Der Grenzfall: Die Intervention im Kosovo (1999)9.4. Dringlichkeit und Grenzen der Prävention10. Friedensförderung: Menschenrechte und freiheitliche Ordnung10.1. Menschenrechte als Grundlage und als Aufgabe der Vereinten Nationen10.2. Internationale Strafgerichtsbarkeit10.3. Universale Geltung der Menschenrechte im Pluralismus der Kulturen?11. Friedensförderung durch Entwicklung11.1. Zum Zusammenhang von Entwicklung und Frieden11.2. Der Wandel entwicklungspolitischer Konzepte: good governance als Entwicklungsbedingung11.3. Globalisierung und die Frage nach einer internationalen wirtschaftlichen Rahmenordnung11.4. Internationale Umweltpolitik12. Alternativen einer Weltfriedensordnung12.1. Idealismus oder Realismus?12.2. Hegemoniale oder multilaterale Friedensordnung?12.2.1. Krieg gegen den internationalen Terrorismus? - Der Mangel an Weltinnenpolitik12.2.2. Die neue Sicherheitsdoktrin der USA - Vom wohlwollenden zum imperialen Hegemon?12.3. Der Irak-Krieg 2003 in völkerrechtlicher und ethischer Sicht12.4. Weltstaat oder Weltföderation?12.4.1. Warum und wozu eine Weltfriedensordnung? - Normativer Realismus12.4.2.
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