Beschreibung
Das fruheste Dokument fur die Eigenstandigkeit der Anthroposophie Dass Spiritualitat nicht zwingend mit der Ubernahme hinduistischer und buddhistischer Inhalte zu begrunden ist, war ein wichtiges Anliegen Rudolf Steiners von Anfang an. In seinen Augen ist Spiritualitat ein Evolutionsgeschehen, das sich im Laufe der Zeit verandert und durch die Kulturen schreitet. So richtete sich sein Blick auf die Ursprunge einer christlich- abendlandischen Spiritualitat, die er im griechischen und agyptischen Mysterienwesen sah. Das fuhrt er in diesem Vortragszyklus aus, seinem fruhesten, von dem eine Mitschrift vorliegt. Rudolf Steiner entwickelt hier geistige Linien, die mit Heraklit beginnen und bis Augustinus und Scotus Eriugena reichen. Im Anschluss an diesen Vortragszyklus begann er mit der Abfassung der Schrift 'Das Christentum als mystische Tatsache'. Damit vollzog er eine Weichenstellung. Rudolf Steiner distanziert sich mit diesen Vortragen deutlich von der traditionellen Ubernahme esoterischer Inhalte, indem er eine geistige Spur verfolgt, die von den Wurzeln abendlandischer Mysterienkultur bis in die Gegenwart eines christologisch begrundeten spirituellen Empfindens fuhrt. Auch wenn die Mitschrift noch nicht die spater ubliche Genauigkeit aufweist, zeigen die Ausfuhrungen doch in aller Deutlichkeit, dass man es hier mit einem entscheidenden Dokument der Konstitutierung der Anthroposophie zu tun hat.
Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
Rudolf Stiner Verlag
Johannes Onneken
verlag@steinerverlag.com
St. Johanns-Vorstadt 19-21
CH 4056 Basel
Importeur:
ATHENA Verlag e.K.
ATHENA Verlag e.K.
info@athena-verlag.de
Mellinghofer Strase 126
DE 46047 Oberhausen
Autorenportrait
Rudolf Steiner wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec (Königreich Ungarn, heute Kroatien), geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Wien und promovierte an der Universität Rostock mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit, die mit dem Satz endet: «Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.» Diese Überzeugung leitete ihn auch in seiner Tätigkeit als Goethe-Herausgeber in Weimar, als Schriftsteller, als Redakteur und Vortragsredner in Berlin, später in Dornach und an vielen anderen Orten Europas. Seine durch Bewusstseinsforschung erweiterte Sichtweise, die er «Anthroposophie» (Weisheit vom Menschen) nannte, ermöglichte es ihm, auf zahlreichen Lebensgebieten praktische und tiefreichende Impulse zu geben, stets mit dem Ziel einer spirituellen Erneuerung der Zivilisation. Nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft, deren Deutscher Sektion er zunächst als Generalsekretär vorstand, wirkte bei der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft mit. Im Goetheanum in Dornach bei Basel bekam die Gesellschaft ihr Zentrum «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft». Als der Doppelkuppelbau aus Holz durch Brandstiftung zerstört wurde, stellte sich Rudolf Steiner an die Spitze der neu begründeten Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Steiner starb am 30. März 1925. Sein Werk umfasst neben zahlreichen geschriebenen Büchern Nachschriften von rund 6000 Vorträgen und ist in der «Rudolf Steiner Gesamtausgabe» zum großen Teil ediert.
Leseprobe
Textauszug: Nun tritt uns auch bei Heraklit das entgegen, was uns bei allen derartigen Personlichkeiten entgegentritt, welche in ahnliche Uberhebungen, Unbescheidenheiten und so weiter verfallen sind, indem er den Ausspruch tut: Ich weiß alles. Damit will er wohl aber nichts anderes sagen als das Folgende: Als ich noch Knabe und Jungling war, da sah ich mit sinnlichen Augen und horte mit sinnlichen Ohren, ich nahm wahr mit den Sinnen. Als ich Mann geworden war, da sah ich die Dinge, die in der zweiten Natur sind, die im Logos sind. Er war aber immer noch beschrankt. Er sagt daher, ich habe nicht gemeint, dass ich immer von aller Weisheit ergriffen war. Ich meinte, ich weiß, wie man das All anschauen muss. Er meinte also, dass er das, was andere auf sinnliche Weise sehen, auf eine andere, geistige Weise sieht. Das wurde moglich durch Selbstverwandlung, durch Verwandlung des individuellen Selbst in das allgemeine Selbst. Er hat aus dem All ins All hineingesehen. Das ist es, was Heraklit glaubt erreicht zu haben, als er sagte: Ich weiß in mir alles.