Beschreibung
Ein städtisches Freibad in den 70er-Jahren, ein Sommer an der Côte d Azur, ein katholisches Mädcheninternat in Österreich, die letzten Kriegstage im Mai 1945 - die Schauplätze in Günter Wels Debüt sind denkbar unterschiedlich. Seine Protagonisten jedoch haben eines gemeinsam: Sie sind auf dem Weg, erwachsen zu werden. Er fühlte sich unangreifbar in diesem Sommer, schreibt der Erzähler über einen seiner jugendlichen Helden. Hat keinen Sinn, sich das alles zu geben, lässt er einen anderen feststellen. Eindringlich und mit - teils tragischem - Witz beschreibt Günter Wels die Facetten des Erwachsenwerdens. Es ist der schmale Grat zwischen Scheitern und Hoffnung, auf dem seine Protagonistinnen und Protagonisten durch Kindheit und Jugend stolpern. Entstanden ist eine Sammlung von Coming-of-Age-Geschichten, die zwischen authentisch entworfenen Alltagsszenerien und einem wachgerufenen kollektiven Gedächtnis Raum für das eigene Erinnern lassen.
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Autorenportrait
Günter Wels, geboren 1963 in Bad Ischl. Aufgewachsen in der oberösterreichischen Statutarstadt Wels. Unter seinem Pseudonym Günter Kaindlstorfer arbeitet er als Journalist u. a. für den ORF, den Deutschlandfunk, den Bayerischen Rundfunk, den WDR, den SWR, das Schweizer Radio DRS und für 3sat. Maitage ist sein literarisches Debüt.
Leseprobe
Jetzt wird es sich entscheiden, Kleiner., sagte Joe. Was?, sagte ich. Was wird sich entscheiden? Ob du am Abend eine Runde auf meinem Moped fahren darfst oder nicht. Die anderen lachten. Kein Interesse, sagte ich. Dein Moped kannst du dir in den Arsch schieben! Joe stieß sich vom Geländer ab. He, he, he!. Ach, laß ihn, sagte Richie. Dem Kleinen geht eh schon der Stift. Du kannst ihn ja nachher hinten auf der Wiese versemmeln. Vom Zehner aus hatte man einen guten Blick über das Messegelände und die Stadt bis hinüber zu den hügeligen Ausläufern des Hausrucks. Ich konnte die Aussicht im Augenblick allerdings nicht wirklich genießen. Alles in mir war Panik und Schwindel, alles drehte sich und rotierte, ich konnte nichts dagegen machen. Das Kindergeschrei da unten, eine unverständliche Lautsprecherdurchsage, das Stimmengewirr der Schaulustigen am Beckenrand, das alles verschwamm zu einer einzigen stumpfen Geräuschkulisse, die aus weiter Ferne zu mir herüberzuwehen schien. Irgendwo pfiff der Bademeister. Harry grinste und sagte etwas, das ich nicht verstand. Ich sah nur die Bewegungen seiner Lippen. Die anderen lachten. Offenbar hatte Harry etwas wahnsinnig Witziges von sich gegeben. Ich löste mich vom Geländer und atmete tief durch. Dann trat ich an die Betonkante.