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Ich flehe um Hinrichtung

Die Begnadigungskommission des russischen Präsidenten

Erschienen am 26.02.2003
24,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783630880075
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format (T/L/B): 3.2 x 22 x 14.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Luchterhand Literaturverlag Penguin Random House Verlagsgrup
ann.schnoor@penguinrandomhouse.de
Neumarkter Str. 28
DE 81673 München

Autorenportrait

Anatoli Pristawkin wurde 1931 bei Moskau geboren. Er verbrachte mehrere Kriegsjahre in Waisenhäusern. 1959 beendete er sein Studium am Moskauer Literaturinstitut. Im selben Jahr wurden seine ersten Erzählungen veröffentlicht. In Deutschland bekannt wurde er mit den Romanen "Schlief ein goldnes Wölkchen" und "Wir Kuckuckskinder" sowie der Erzählung "Der Soldat und der Junge", in denen er die traumatischen Erlebnisse seiner eigenen Kindheit als russisches Waisenkind unter den Bedingungen des Stalinismus künstlerisch verarbeitet hat. Sein Roman "Schlief ein goldnes Wölkchen" wurde unter dem Titel "Kinder des Sturms" verfilmt. Anatoli Pristawkin ist Mitbegründer der Schriftstellervereinigung "April". Von 1992 bis 2001 war der engagierte Vorkämpfer für demokratische Reformen Vorsitzender der Begnadigungskommission beim russischen Präsidenten Boris Jelzin. Seit 2001 ist er als Berater von Präsident Putin tätig.

Leseprobe

In der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli fuhren Noskow und Orlow in betrunkenem Zustand zu der Kreuzung der Autostraße Perm-Kudymkar und der Straße in die Siedlung Mendelejewo. Dort trafen sie die Jugendlichen Bogdanow, Korjakin, Filimonow und die Geschädigte Lichatschowa, die mit der Vorortbahn von Perm zur Station Mendelejewo gefahren und zu dieser Kreuzung gegangen war, um von hier per Anhalter zu ihrer Mutter im Kreis Kudymkar zu fahren.' Ich bitte den Leser, den Protokollstil zu entschuldigen, aber so sind die Gerichtsakten nun einmal abgefaßt. Also: 'Mit dem Ziel, Lichatschowa zu vergewaltigen, bedrängten Noskow und Orlow sie hartnäckig, mit ihnen irgendwohin zu gehen, und Noskow riß ihr die Reisetasche von der Schulter und entfernte sich mit Orlow in der Annahme, daß Lichatschowa ihnen wegen ihrer Sachen schon folgen würde. Bogdanow und Korjakin wollten Lichatschowa gegen die Nachstellungen der ersten beiden in Schutz nehmen und boten ihr an, sie zu einer Hütte unweit der Station Mendelejewo zu bringen, und sie stimmte zu. Orlow und Noskow konnten sich denken, wo Lichatschowa war, sie fuhren zu der Hütte, jagten Bogdanow und Korjakin davon und versuchten, Lichatschowa zu vergewaltigen, doch sie leistete heftigen Widerstand, riß sich los und lief weg, aber Noskow holte sie ein und warf sie zu Boden. Um weiteren Mißhandlungen zu entgehen, riß Lichatschowa Noskow das Messer aus der Tasche und versuchte sich umzubringen, sie fiel auf die Klinge und verlor das Bewußtsein. Noskow und Orlow faßten die Geschädigte unter den Armen und schleiften sie zurück in die Hütte, wo sich auch Olschewski befand, der die beiden zu der Hütte gefahren hatte. Im Beisein von Olschewski schlug Noskow vor, Lichatschowa tiefer in den Wald zu bringen, zu vergewaltigen, sie dann umzubringen und zu vergraben, und Orlow stimmte zu. Sie boten dem minderjährigen Olschewski an, ihnen zu helfen, er fand sich bereit und blieb mit Orlow bei der Geschädigten. Noskow ging in die Siedlung, um einen Spaten zu holen, fand jedoch keinen und kam mit zwei Hacken zurück. Als Lichatschowa zu sich kam, wollte Orlow erst gar keinen Widerstand aufkommen lassen und schlug sie ein paarmal ins Gesicht, dann führten die drei sie tiefer in den Wald und begannen vor ihren Augen, das Grab für sie auszuheben. Noskow und Orlow zwangen Lichatschowa, sich auszuziehen, und gemeinsam mit Olschewski, sich gegenseitig helfend, indem sie ihre Beine festhielten, vergewaltigten sie die Frau. Danach handelten sie entsprechend ihrer vorherigen Absprache: Orlow warf ihr den Pullover übers Gesicht, Noskow brachte ihr mit einem Messer mehrere Stiche im Brustbereich bei und ließ es in ihrem Körper stecken, und Orlow trat auf das Messer, um die Klinge tiefer in den Körper zu treiben, dann warfen sie die noch Lebende in die Grube, warfen auch ihre Sachen hinein und schaufelten zu dritt die Grube zu. Als sie sahen, daß Lichatschowa sich unter der Erdschicht noch bewegte, traten Orlow und Noskow auf ihren Körper, um ihn mit ihrem Gewicht niederzudrücken, und als aus der Erde ein Fuß der Geschädigten zum Vorschein kam, schlug Noskow mehrmals mit der Hacke darauf. Als Lichatschowa sich nicht mehr rührte, bedeckten die drei das Grab mit Zweigen und gingen davon. Noskow hatte ihr Geld und Sachen im Wert von 87 Rubel entwendet. Am nächsten Tag gingen sie zu der Stelle zurück, gruben den Leichnam aus, übergossen ihn mit Benzin und zündeten ihn an, dann vertieften sie die Grube, warfen den Leichnam wieder hinein, schaufelten ihn zu und bedeckten die Erde mit Zweigen.' Solch ein Fall war das. Einer von vielen, die wir jetzt lesen mußten. Aber wir waren nicht vorbereitet, so etwas zu lesen. Wir lasen mit Pausen, mit Unterbrechungen, die manchmal ein paar Tage dauerten. Ich habe den Fall absichtlich so zitiert, wie er in der Akte niedergelegt war, ohne jegliche Emotion. Ein Protokoll, das durch seine Sachlichkeit beeindruckte. Kennengelernt, mißhande ...

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