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Der Weg nach Mittelerde

Wie J.R.R. Tolkien 'Der Herr der Ringe' schuf, Hobbit Presse

Erschienen am 23.03.2018
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608963700
Sprache: Englisch
Umfang: 556 S.
Format (T/L/B): 4 x 21.5 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Tom Shippey, Professor für Mediävistik und Tolkien-Experte, führt uns zu den wahren Quellen von Tolkiens Inspiration. Millionen von Lesern sind fasziniert von J. R. R. Tolkiens Werk und seinem grenzenlosen Einfallsreichtum. Tom Shippey, Professor für Mediävistik und Tolkien-Experte, führt uns zu den wahren Quellen von Tolkiens Inspiration. Das wichtigste Buch zu Tolkiens Werk unverzichtbar für alle TolkienFans Übersetzt vom TolkienExperten Helmut W. Pesch Einbeziehung des 'Herr der Ringe'Films J. R. R. Tolkien war über drei Jahrzehnte lang Professor in Oxford. Sein Fachgebiet war die Philologie, die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft. Zu Tolkiens Zeit war diese Wissenschaft jedoch an ihre Grenzen gestoßen. So schuf Tolkien sich seine eigene Welt, eine Welt aus Sprache. Wie dieser schöpferische Prozess vonstatten ging, davon erzählt Tom Shippey in 'Der Weg nach Mittelerde': eine faszinierende, mit ungewöhnlicher Klarheit und Fachkenntnis geschriebene Erkundung von J. R. R. Tolkiens Kreativität und den Quellen seiner Inspiration. Shippey zeigt im Detail, wie Tolkiens wissenschaftlicher Hintergrund ihn dazu führte, ein Werk zu schaffen, dessen Faszination nun bereits mehr als ein halbes Jahrhundert überdauert und Millionen von Lesern in ihren Bann gezogen hat. Eine Reise zu den Wurzeln von 'Der Herr der Ringe' - das Standardwerk zu J. R. R. Tolkien, ergänzt um ein Kapitel zur Verfilmung durch Peter Jackson, liegt nun erstmals in deutscher Sprache vor.

Autorenportrait

Wie kaum ein anderer ist Tom Shippey dazu prädestiniert, über Tolkien (und ganz in seinem Sinne) zu schreiben: hat er doch selbst in Oxford gelehrt, teilweise noch während Tolkiens eigener Lehrtätigkeit, und Tolkiens eigene Fächer. Shippey hatte den Lehrstuhl für Mediävistik an der Universität von Leeds inne, denselben, den Tolkien früher bekleidet hatte. 2001 wurde er mit dem 'World Fantasy Award' ausgezeichnet. Shippey lehrt zur Zeit an der Universität von St. Louis, USA.

Leseprobe

KAPITEL VIER: WANDERUNGEN AUF DER KARTE Karten und Namen Zwischen der Veröffentlichung von The Hobbit und des ersten Bandes von The Lord of the Rings vergingen siebzehn Jahre. Es ist wohl wahr, dass in der Zwischenzeit ein Weltkrieg stattfand und Tolkiens Familie Zuwachs bekam, während Tolkien selbst sich vielen beruflichen Pflichten widmen musste, die er, wie er später betonte, nicht vernachlässigte. Dennoch liegt der Hauptgrund für den langen zeitlichen Abstand in dem Tempo und der Natur von Tolkiens eigener Kreativität. Er kam von Mittelerde nicht los - ja, ihr widmete er seine akademischen 'Schaffensjahre' -, aber die Entstehung des Herrn der Ringe erwies sich als eine Sache mit eigenen Gesetzen, denen man ihren Lauf lassen musste. Dank der Veröffentlichung von ' The History of Middle-earth ', insbesondere von Band VI bis IX, wissen wir nun einiges mehr über diesen Prozess als zu dem Zeitpunkt, als das vorliegende Buch ursprünglich geschrieben wurde. Zunächst einmal kann man sehen, dass der Erfolg des Hobbit Tolkien wohl ziemlich überrascht hatte und er auf die sehr naheliegende Frage des Verlags nach einer Fortsetzung sicherlich nicht vorbereitet war. Wie wir wiederum nun viel besser wissen und wie unten in Kapitel sieben dargelegt wird, hatte er viele Jahre lang an dem gearbeitet, was später Das Silmarillion werden sollte, und einiges an Material dazu vorliegen. Im November 1937 (die Originalausgabe des Hobbit war im September jenes Jahres erschienen) schickte er eine Auswahl dieser Texte an seinen Verleger Stanley Unwin, nur um einen Monat später eine höfliche Absage zu erhalten, vermutlich auf der Grundlage einer unvollständigen Lektüre. 1 Stanley Unwin wollte eine Fortsetzung, keine Vorgeschichte, und mehr über Hobbits, nicht über Elben. Tolkien begann dementsprechend vom Ende des Hobbit an weiterzuschreiben. Das erste Kapitel trug den Titel A long-expected party, 'Ein lang erwartetes Fest', wie er bis zur endgültigen Veröffentlichung bestehen bleiben sollte. Allerdings dürfte es jeden überraschen, der mit Der Herr der Ringe vertraut ist und dann die frühen Entwürfe in The Return of the Shadow durchliest, wie wenig Tolkien an Plan oder Konzept im Kopf hatte, als er zu schreiben begann. Bilbos Ring sollte gewiss eine Rolle spielen. Aber er ist (einer Notiz zufolge, die vielleicht ein paar Monate nach Beginn geschrieben wurde), 'nicht sehr gefährlich, wenn zu guten Zwecken gebraucht'; siehe Shadow, S. 42. Wie Christopher Tolkien ausführt, bleibt der Ring eine ganze Zeit lang nicht mehr als ein 'recht praktisches magisches Utensil', wobei die 'zentrale Konzeption des Herrscherringes noch nicht vorhanden' war. Wann genau Tolkien diese zentrale Idee kam, ist immer noch nicht klar; siehe Shadow, S. 70, 87, 227. Inzwischen begann die Figur, die Aragorn oder ' Strider ' (dt. 'Streicher') werden sollte, ihre Laufbahn als 'ein merkwürdig aussehender, braungesichtiger Hobbit ' namens Trotter, der immer hölzerne Schuhe trug und dem man genau wie Aragorn zuerst im Gasthaus 'Zum Tänzelnden Pony' in Bree begegnet. ' Trotter ' bereitete Tolkien immense Probleme: Mindestens drei Mal notierte er: 'Wer ist Trotter ?', als Frage an sich selbst, und kam zu völlig unterschiedlichen Antworten - er war ein Vetter Bilbos; er war ein Hobbit, der auch ein Waldläufer war; er war ein Elbe in Verkleidung - bis er sich schließlich darauf festlegte, dass er ein Mensch und ein Abkömmling der Menschen des Nordens war. Selbst nachdem die Figur als der hochgewachsene und langbeinige Aragorn Gestalt angenommen hatte, hielt Tolkien hartnäckig an dem immer unpassenderen Namen ' Trotter ' fest, schrieb sogar etwas zu dessen Rechtfertigung, was als Erklärung von ' Telcontar ' bis in die endgültige Fassung überdauern sollte (zur Entwicklung siehe Shadow, 137, 210, 214, 223; Treason, 6; War, 390; und LotR, 863 [3:154]). Wie Christopher Tolkien wiederholt feststellt, konnte sein Vater äußerst zäh über mehrere Revisionen hinweg an einer Szene festhalten und zugleich deren Kontext und Bedeutung grundlegend ändern. Doch in diesen frühen Stadien kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Tolkiens Weg zu einer Handlung eher Schlafwandeln glich als einem zielgerichteten Vorgehen. Mit einer gewissen Beschämung (siehe das 'Vorwort' zu dieser Ausgabe) blicke ich zurück auf meinen frühen Versuch, etwas dergleichen aus Tolkiens fertigem Ergebnis abzuleiten. Kein Wunder, dass der Professor gerne mehr mit mir über 'den Plan' geredet hätte, 'wie er erscheint oder zu finden sein mag'! Er hätte mir gesagt, dass die Konstruktion, die zu finden ich mir solche Mühe gab, einfach nicht da war, sicherlich nicht von Anfang an und womöglich überhaupt nicht. Dennoch, um Bilbo zu zitieren, 'not all those who wander are lost'. Nicht jeder, der ziellos herumstreift, hat sich auch tatsächlich verirrt. Tolkien hatte zwar weder einen großen Plan noch eine zentrale Idee, hatte keine Pläne gemacht für eine Fortsetzung zum Hobbit und konnte sein ' Silmarillion '- Material nicht direkt verwenden, aber er war nicht völlig ohne Quellen, aus denen er schöpfen konnte. Etwas von dem, was in seinem Kopf vorging, wird deutlich aus einem der größeren Unterschiede zwischen Der Hobbit und Der Herr der Ringe, nämlich ihrer Verwendung von Karten und Namen. Karten und Namen In Der Hobbit kommen erstaunlich wenig Namen vor. Natürlich gibt es die zwölf Zwerge, alle aus dem Dvergatal -Gedicht entlehnt und vermutlich von den meisten Lesern als eine homogene Gruppe wahrgenommen, die nur von Fili und Kili, die jünger sind als die anderen, dem dicken Bombur und dem freundlichen Balin aufgelockert wird und natürlich von Thorin, dem Anführer. Es gibt nur wenige elbische Namen und Bezeichnungen, und keine von denen, die vorkommen - Bladorthin, Dorwinion, Girion, Galion, Moria und Esgaroth -, haben in der Geschichte eine wichtige Funktion. Der Elbenkönig bleibt in Der Hobbit namenlos und wird erst in Der Herr der Ringe als Thranduil benannt ( LotR, 240 [1:292]). Die einzigen Hobbit-Nachnamen, die genannt werden, sind Baggins, Took und Sackville-Baggins (wobei sich Letzterer als Anomalie in Mittelerde und falscher Zungenschlag erweisen soll), sowie ' Messrs Grubb, Grubb and Burrowes ' als Auktionatoren kurz vor dem Ende. Elrond, Azog, Radagast, die lautmalerischen Namen der Raben Roac und Carc - damit ist die Liste in Der Hobbit so gut wie vollständig. Eine übliche Praxis Tolkiens in diesem Stadium war es, einfach Namen mittels Großschreibung zu bilden. So lebt Bilbo in einem Tunnel, der in den Hang eines Hügels führt: ' The Hill, as all the people for many miles round called it '. Der Bach am Fuß von ' The Hill ' wird ' The Water ' genannt, das Dorf der Hobbits am ' The Water ' heißt ' Hobbiton ' (nahe ' Bywater '), und so geht es weiter nach ' Wilderland ', wo wir die ' Misty Mountains', den ' Long Lake', den ' Lonely Mountain ', einen Fluss namens ' Running ' und ein Tal namens ' Dale ' finden. Selbst ' Gandalf ' ist, genau genommen, ein Name dieses Typs. Auch er kommt aus dem Dvergatal, wo er in unmittelbarer Umgebung von Thráinn, Thorinn und Thrór aufscheint, doch Tolkien betrachtete ihn offenbar mit einem gewissen Vorbehalt, da er das Element - álfr enthielt, wogegen seiner Meinung nach Elben und Zwerge nur auf den Seiten des OED in Eintracht beisammen lebten. Was also tat ein ' Gandalf ' in einem Zwergenkatalog, und was war überhaupt ein gand - ? Bei einem Blick in das Icelandic Dictionary von R. Cleasby und Gudbrand Vigfusson wäre Tolkien auf die Interpretation gestoßen, dass die Bedeutung von gandr 'etwas zweifelhaft' sei, aber vermutlich ' irgendetwas Verzaubertes oder ein von Zauberern benutztes Objekt', während gandálfr entweder ein 'Zauberer' oder vielleicht ein 'verhexter Dämon' war. Er schloss offenbar daraus, dass diese Wörterbuch-Definition wieder einmal falsch war und dass gandr 'Stab' bedeutete (das übliche Requisit eines Zauberers, wie man dies selbst an Shakespeares Prospero oder Miltons Comus ablese...

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