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Die andere Intelligenz

Wie wir morgen denken werden - Ein Almanach neuer Denkansätze aus Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur

Erschienen am 11.02.2004
25,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608940855
Sprache: Deutsch
Umfang: 331 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 23.3 x 16.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In den vergangenen Jahrzehnten wurden auf unterschiedlichen Wissensgebieten neue Denkansätze entwickelt, die uns helfen, schwierige natur- und sozialwissenschaftliche Fragen besser zu verstehen. Dies demonstrieren die grenzüberschreitenden Beiträge dieses Bandes aus Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft. Sie beschreiben die neuen, verbindenden Muster einer anderen Intelligenz, die wir brauchen, um den komplexen Problemen des 21. Jahrhunderts gewachsen zu sein. Eine Intelligenz, die in Natur und Gesellschaft, in Politik und Unternehmen, in Forschungsprojekten und Bildungsprozessen neue Einsichten vermitteln und disziplinübergreifend neue Lösungsmöglichkeiten eröffnen könnte. Dabei geht es nicht um bloßes Wissen, sondern um einen anderen Umgang mit unserem Wissen und Nichtwissen. Wir hören auf, nur linear zu denken, nur mit Ja und Nein zu argumentieren, nur mit Null und Eins zu operieren. Wir beginnen jenes neue, wieder einschließende Denken einzuüben, das gleichermaßen anschaulich und intuitiv, systemisch und vielschichtig ist, das mit Sowohl-als-auch-Strukturen ebenso wie mit übergreifenden Mustern arbeitet. Wir fangen an, 'Elektron und Elektra zusammenzudenken' (Bernhard von Mutius).

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Autorenportrait

Bernhard von Mutius, Sozialwissenschaftler und Philosoph, gilt als einer der einflussreichsten Denker im deutschsprachigen Raum, die sich disziplinübergreifend mit Zukunftsfragen und dem gesellschaftlichen Wandel beschäftigen. Zahlreiche Publikationen, Vorträge und Fernsehauftritte machten seine Analysen und Ideen über Erneuerungsprozesse in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur einem breiten Publikum bekannt.

Leseprobe

Bernhard von Mutius Die andere Intelligenz oder: Muster, die verbinden Eine Skizze "Intelligentzia (-sia). Der Teil einer Nation, welcher nach selbständigem Denken strebt." Oxford Dictionary, 3. Auflage 1934 I. Je mehr wir wissen, desto weniger scheinen wir weiterzuwissen. Nur wenige Jahre nach der mit so großem Wissensoptimismus und so vielen Zukunftsverheißungen gefeierten Jahrhundertwende ist allenthalben Ernüchterung eingetreten. Trotz neuer Informationstechnologien und reichhaltig sprudelnder Wissensquellen sind wir augenscheinlich nicht klüger geworden. Die verfügbaren Expertisen von Globalisierungsexperten und internationalen ThinkTanks haben nicht dazu beigetragen, die Welt friedfertiger zu machen. Der gewachsene Sachverstand von Wirtschaftsweisen und Beratern hat der Ökonomie nicht dazu verholfen, sich in stabileren Bahnen zu entwickeln. Und nahezu überall scheinen die Interventionsversuche der Politik weiterhin durch die Logik des Mißlingens gekennzeichnet zu sein. Die schon oft ausgerufene Orientierungskrise ist offensichtlich zu einem Dauerzustand geworden. Unser Denken hält nicht Schritt mit den beschleunigten, immer komplexer werdenden Prozessen, die wir selbst angestoßen haben. Unser intellektuelles Vorstellungsvermögen scheint hinter unserer Fähigkeit, materielle Produkte herzustellen, immer weiter zurückzubleiben. Ist es also nicht vermessen, in dieser Zeit von "neuen Denkansätzen" oder gar von einer "anderen Intelligenz" zu reden? Seit Jahren wird über den Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft gesprochen, der den geistigen Gütern und den intellektuellen Ressourcen eine neue und bestimmende Rolle in dieser Zeit zuweise. Gleichwohl muß man heute den Eindruck gewinnen, daß der sogenannte Zeitgeist denkerischen Bestrebungen und intellektuellen Bewegungen ferner denn je steht. Zwar haben weitsichtige Köpfe immer wieder darauf hingewiesen, daß wir vermutlich in eine Epoche eintreten, in der "geistige Leistungen die einzige Quelle sind, aus der noch strategische Wettbewerbsvorteile erwachsen können" (Lester C.°Turow). Allein, ein Großteil der sonst so auf Leistung bedachten Führungsschicht unserer Gesellschaft ist weiterhin unverdrossen und nahezu ausschließlich damit beschäftigt, den Kult der anfaßbaren Güter und ansehnlichen Fassaden zu zelebrieren und sich selbst in den entsprechenden Medien nicht ohne Stolz als anti-intellektuelle Elite zu präsentieren. Vor einiger Zeit gab es in einer bekannten deutschen Sonntagszeitung eine Umfrage zum Thema "Welche Rolle spielen Intellektuelle in der deutschen Gesellschaft?". Die treffendste Antwort darauf - formuliert von einer gewissen Maja Prinzessin von Hohenzollern - lautete: "Ich jedenfalls setze mich für Toleranz gegenüber Randgruppen ein". Doch unterhalb der Oberflächenströmungen, in denen sich diese Art "Gesellschaft der Gesellschaft" spiegeln, können wir das Entstehen von etwas anderem wahrnehmen: In den vergangenen Jahrzehnten wurden in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, Forschungs- und Lehreinrichtungen fruchtbare neue Denkansätze und Lösungsmethoden entwickelt, die für das Verstehen komplexer sozialer Entwicklungen und für ihre verständige Gestaltung einen erheblichen Zugewinn bedeuten. Sie stammen u. a. aus der Komplexitätsforschung und aus den Kognitionswissenschaften, aus der Hirnforschung, aus den Systemtheorien und aus der systemischen Therapie und Beratung, aus neueren philosophischen, ökonomischen und kulturwissenschaftlichen Arbeiten sowie aus der Selbstreflexion der Künste und der Literatur - um nur einige Ausschnitte des Spektrums zu nennen. Zumeist werden sie nur vereinzelt wahrgenommen, nicht interdisziplinär in ihren inneren Zusammenhängen behandelt und nicht mit den übergreifenden Gestaltungsaufgaben in Wirtschaft und Gesellschaft verbunden. Das hier vorgelegte Buch, eine Art "Almanach neuer Denkansätze", ist ein Versuch, diese Lücke zu schließen. Sondiert werden sollen die verbindenden Muster der neuen Denkansätze, die über die Disziplingrenzen hinaus das Alltagsdenken bereichern könnten und die einen Erkenntnisstand markieren, hinter den man in den Diskursen dieser Zeit nicht mehr zurückfallen sollte. II. Die Formulierung "Muster, die verbinden" geht zurück auf den Anthropologen, Biologen und Psychologen Gregory Bateson, der vor geraumer Zeit die folgenden Zeilen schrieb: "Ich kannte einmal einen kleinen Jungen in England, der seinen Vater fragte: ‚Wissen Väter immer mehr als die Söhne?', und der Vater sagte: ‚Ja'. Die nächste Frage war: ‚Papi, wer hat die Dampfmaschine erfunden?', und der Vater sagte: ‚James Watt'. Darauf der Sohn: ‚Aber warum hat sie dann nicht James Watts Vater erfunden?'" Gregory Bateson hat viele Söhne und Töchter ermuntert, über die geistigen Errungenschaften der Vätergenerationen hinauszugehen, und dazu inspiriert, selbständig neu zu denken. Er hat selbst in seinen Arbeiten auf ganz unterschiedlichen Gebieten übergreifend gedacht und versucht, verbindende Muster aufzuzeigen. Er begann bei den biologischen Mustern, die für das Lebendige, für die sogenannte "Creatura", kennzeichnend sind°-°diese demonstrierte er u. a. am Beispiel der Scheren eines Krebses, den er seinen Schülern und Studenten im Unterricht vorsetzte in der Hoffnung, daß sie nicht Quantitäten, sondern Qualitäten, die Gestalt und die Formen als Muster des Lebendigen erkennen würden. Von den biologischen Mustern spannte er den Bogen über die "evolutions-logischen" Muster - Stichwort "System-Umwelt-Beziehungen" - hin zu den psychologischen Mustern, die sich etwa in den Familienbeziehungen herausbilden: denken wir an das wohl bekannteste Muster des double bind. Und von diesen weiter bis zu informations- und kommunikationslogischen Mustern: Bedeutungen zu deuten erfordert immer, Kontext-Bezüge wahrzunehmen, um nur ein Beispiel zu nennen. Bei Greogory Bateson sind denn auch bereits manche der Denkansätze zu finden, die in den hier vorgelegten Beiträgen in ganz verschiedenen Disziplinen in neuen Zusammenhängen entfaltet und fruchtbar gemacht werden. Dabei sind die Arbeiten, die in diesem Band zusammengeführt werden, in Charakter und Stil sehr unterschiedlich. Das ist so gewollt, entspricht den Intentionen des Herausgebers ebenso wie dem Stand der Forschung und der interdisziplinären Diskussion. Hier soll nicht die Vielfalt individueller Überlegungen zu einer geschlossenen Phalanx ausgerichtet werden, die weder aktuell vorhanden noch künftig erwünscht ist. Hier wird vielmehr - unter Achtung der Besonderheiten der jeweiligen Forschungs- und Praxisbereiche sowie ihrer spezifischen Begriffsbildungen°-°nach möglichen Berührungspunkten oder Überschneidungen der Denkansätze gesucht. Es geht also nicht um das Herstellen einer äußerlichen Gleichförmigkeit, sondern um das Aufspüren der inneren Verbindungsfäden in einem offenen, dialogischen Herangehen. Dies stimmt überein mit der Leitidee und der Arbeitsweise des "Bergweg-Forums: Denken der Zukunft", in dem einige der Autoren dieses Bandes über viele Jahre hinweg zu grenzüberschreitenden Gesprächen zusammengekommen sind. Als Motto der Bergweg-Gespräche hatten wir einen Gedanken von Joseph Beuys gewählt, der auch für diese Textsammlung stehen könnte: Vor der Frage: Was können wir tun? muß der Frage nachgegangen werden: Wie müssen wir denken? Das Denken neu durchdenken, es als Probehandlung ausbilden, bevor wir handeln - darauf käme es an in einer Zeit voller Ungewißheiten und in einer Welt vielfältiger, kaum noch überschaubarer technologischer und gesellschaftlicher Verwicklungen, die immer abstraktere Züge annimmt. III. Bei aller Vielfalt und Unterschiedlichkeit gibt es der Themenstellung entsprechend natürlich eine Reihe von inhaltlichen Gemeinsamkeiten der hier vorgestellten Denkansätze, die man z.°B. mit den Begriffen "systemisches", "zirkuläres", "mehrdimensionales" oder "vernetztes" Denken kennzeichnen könnte. Ich glaube jedoch, daß diese Begriffe allein n...

Inhalt

* Bernhard von Mutius: Die andere Intelligenz oder: Muster, die verbinden. Eine Skizze Günter Küppers: Wissen und Nicht-Wissen. Für einen neuen Umgang mit Wissenschaft und Technik * Heinz von Foerster: im Gespräch mit Christiane Floyd. Systemik oder: Zusammenhänge sehen * Ernst Peter Fischer: Genetik als Geisteswissenschaft oder: Erklärungen für das Leben, das sich mit den Genen selber schafft. * Sigrid Weigel: Zur Rolle von Bildern und Metaphern in der Rhetorik der Biowissenschaften * Wolf Singer: Die Erforschung organisierter Systeme oder: Die Notwendigkeit einer theoretischen Fundierung der Lebenswissenschaften. * Helge Ritter: Die neuen Denkmuster der künstlichen Intelligenz * Helm Stierlin: Selbstorganisation und bezogene Individuation als verbindende psychotherapeutische Konzepte * Roswita Königswieser: Unhörbares hören. Anleitung zur Selbstorganisation * Franz Reither: Komplexität als Herausforderung und Chance. Befunde aus Forschung, Praxis und Simulation * Fredmund Malik: Komplexität, Management und Patterns of Control * Fritz B. Simon: Manisch-depressive Märkte * Uwe Jean Heuser: Homo oeconomicus humanus * Birger P. Priddat: Kooperation. Politik und Ökonomie. Eine Netzwerkdimension * Franz-Theo Gottwald: Kooperation, Konkurrenz und ökologische Ethik: Nachhaltigkeit als In-Beziehung-Sein * Michael Bartsch: Neues Leben - alte Normen. Neue Denkwege im Recht * Eckard Minx, Harald Preissler: "Die Sonne geht nicht im Osten auf". Zukunftsfähiges Denken und verantwortliches Handeln * Bernhard von Mutius im Gespräch Bernhard E. Bürdek, Gestaltung neu denken. * Andreas Heinecke: Die andere Wahrnehmung. Zwischen Kunst und Wissenschaft - das Soziallabor * Michael Hutter: Muster, die verbinden. Ökonomische Beobachtungsfiguren in Prousts "Recherche" * Brigitte Kronauer: Unerklärliche Wechselwirkung. Aspekte der Ambivalenz * Bernhard von Mutius: Zur Entstehungsgeschichte und zum Aufbau dieses Bandes Über die Autoren

Schlagzeile

Es gibt Grenzen, die man überschreiten muß, um die Welt zu verstehen.

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