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Der letzte Schattenschnitzer

Roman

Erschienen am 13.09.2011
20,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608939170
Sprache: Deutsch
Umfang: 312 S.
Format (T/L/B): 3.3 x 21.3 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Von jeher wacht der Rat der Schattensprecher über das Gleichgewicht zwischen Menschen und Schatten. Noch bevor die sagenumwobene Maria Dolores das Licht der Welt erblickt, wächst ein Kind mit einer unglaublichen Begabung heran: Jonas Mandelbrodt. Er ist dazu bestimmt, die Sprache der Schatten zu erlernen. Mithilfe eines fast vergessenen magischen Zaubers ist er die einzige Hoffnung, den Krieg zwischen Mensch und Schatten zu verhindern. Als Jonas und Maria Dolores aufeinandertreffen, beginnt ein phantastisches Schattenspiel um Magie, Intrige und Macht.

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Autorenportrait

Christian von Aster, geboren 1973, studierte Germanistik und Kunst, um sich schließlich der Bühne, dem Film und dem Schreiben zuzuwenden. Neben seinen Fantasybüchern ist er auch mit seinen Lesungen, die gleichermaßen die Gothic- wie die Phantastikszene begeistern, einem großen Publikum bekannt. Außerdem betreibt er die Berliner Lesebühne 'Das StirnhirnhinterZimmer'. Christian von Aster wurde 2012 mit dem SERAPH-Preis ausgezeichnet.

Leseprobe

Ehrt eure Magier. Das ist, worum ich euch bitten will. Und fragt ihr mich, warum, dann werde ich euch verraten, dass ich einen dieser Magier gekannt habe. Oh ja, ich glaube, wahrhaft von mir behaupten zu können, dass ich Jonas Mandelbrodt gekannt habe. Besser, als irgendjemand sonst ihn gekannt hat. Doch über ihn zu schreiben fällt mir nicht leicht. Zumal es das Letzte ist, was ich tun werde. Und kaum, dass ich damit begonnen habe, spüre ich bereits, wie die Kraft aus mir herausfließt, sehe, wie sie sich vor mir auf dem Papier zu Buchstaben formt. Ich will diese Kraft zu Worten verbinden, Sätze daraus formen, mit denen ich diese Seiten fülle.Auf ihnen will ich die Geschichte Jonas Mandelbrodts erzählen, damit die Menschen ihn nicht vergessen. Ich will, dass sie von dem erfahren, was sich hinter den Dingen verbirgt und das zu erwecken es nicht mehr braucht, als mit Augen zu schauen, die gewöhnlich nach innen blicken. Ihr werdet euch fragen, wer ich bin, dass ich mir anmaße, von solchen Dingen zu schreiben.Von jenen Dingen hinter den Dingen. Sie zu ergründen bedurfte es Generationen weiser Frauen, Zauberkundiger und Gelehrter, die sich ganz und gar, mit Geist, Herz und Verstand, in die Wirren kosmischer Geheimnisse warfen, um diesen eine Ahnung des Verstehens zu entreißen. Nichts bin ich von alldem.Weder ein Magier noch ein Gelehrter. Niemals könnte ich selbst eintauchen in jene Strudel kosmischer Rätsel. Doch ich bin ein Teil von ihnen gewesen und aus ihnen aufgetaucht. Und darum sind sie mir weniger fremd als euch. Ich habe mehr gesehen, als eure Federn, Stifte und Tasten jemals auf Papier festhalten können. Ich sah Menschen tote Materie erwecken; sah Menschen, deren Bücher mehr bewegten als der Zorn alter Könige! Selbst solche, die Blei in Gold verwandelten, habe ich gesehen. Ihnen allen war ich bestimmt zu dienen. Und war nicht ich es, so waren es andere meiner Art. Ich sah Menschen schlafende Ungeheuer in den Herzen anderer wecken und mit ihrer Hilfe die Welt verheeren. Städte sah ich aus dem Nichts entstehen, und zu Nichts sah ich sie wieder zerfallen. All das sah ich und will euch doch nur um eines bitten: Ehrt eure Magier! Jene, die aus Schrecken und Wundern Geschichten formen, welche ihr verstehen könnt. Diese Zauberer sind die Menschen, die euch die Sprache der Dinge - der sichtbaren wie auch der unsichtbaren - übersetzen. Sie sind es, die euer inneres Auge lenken. Und selbst, dass ich diese Worte in eurer Sprache niederzuschreiben vermag, verdanke ich einem jener Zauberer. Einem, wie es ihn nur einmal gab auf der Welt: Jonas Mandelbrodt, der mich euch verstehen lehrte. Ich habe viele gekannt, war zahllosen zu Diensten, der einzige aber, an den ich mich erinnern will, während ich vergehe, ist er. Und darum bitte ich euch, eure Magier zu ehren. Und während eure Geschichtsschreiber bemüht sind, die Würde eines Cäsar, die Größe eines Napoleon und die Schönheit einer Nofretete zu überliefern, glänzt all das doch bloß matt verglichen mit dem Zauber Jonas Mandelbrodts.Vielleicht ist mein Urteil über ihn getrübt. Getrübt von all den Jahren, die ich ihm zu Füßen lag, den Jahren, die er mir ein guter Herr war, bevor er mir mein Dunkel verzieh und mir schließlich ein Freund wurde.Anfangs sah ich zu ihm auf wie zu zahllosen anderen zuvor. Doch wirklich zu ihm aufschauen tat ich erst, als ich ihm in die Augen blicken durfte Aber ich will keine weiteren Worte verschwenden, weiß ich doch nicht, wie viele mir noch bleiben. Gewiss wäre manches eurer Bücher ein besseres geworden, wäre die Tinte seines Autors so begrenzt gewesen wie die meine Doch genug davon. Ich will beginnen mit meiner Geschichte, denn ich will, dass man eines weiß: Ich habe Jonas Mandelbrodt gekannt. 1. BUCH Salz Körper KRISTALLISIERUNG 1. Who knows, what evil lurks in the hearts of men? The shadow knows! Intro zur Radiohörspielserie The Shadow (1930) Als Jonas Mandelbrodt auf die Welt kam, stand ein satter Vollmond am Himmel. Und doch war an seiner Geburt nichts von dem, was ich bei der Geburt von Männern empfand, die als Magier in eure Geschichte eingingen. Als Simon Magus in die Welt kam, be­ gann eine Sonnenfinsternis, die einen halben Tag andauerte und vier Könige vor Angst erzittern ließ. Ohne dass seine Mutter überhaupt von ihm gewusst hätte, entband sich Cagliostro inmitten eines Gewitters, das seine Ankunft wie mit Paukenschlägen begleitete. Houdini löste seine Nabelschnur sogar selbst, und als Crowley schließlich seine Augen öffnete, flammte ein neuer Stern am Nachthimmel auf So etwas geschieht, wenn die magisch Begabten in eure Welt kommen. Es heißt, dass die geheimen Kräfte des Kosmos den sieben­ ten Söhnen eurer siebenten Söhne innewohnen. Diese, so sagt man, sind die Magischen unter euch Menschen. Jonas Mandelbrodt hingegen war lediglich der Sohn von irgendwem, der ein Sohn von sonstwem gewesen war. Doch dessen ungeachtet begann er schon vor seiner Geburt, die Welt auf magische Weise zu verändern: So rauchte zum Beispiel seine Mutter mehr als ein Maya­Schamane vom Stamm der Quichése, die das Rauchen einst erfunden hatten. Kaum aber, dass sie von dem heranwachsenden Kind in ihrem Leib erfuhr, da hörte sie auf.Von einem Tag auf den anderen. Und noch mehr vollbrachte Jonas, lange bevor er überhaupt zur Welt kam: Dadurch nämlich, dass er im Leib seiner Mutter heranwuchs, veränderte er auch seinen Vater. Kaum nämlich, dass dieser von Jonas erfuhr, löste er sich in Luft auf. Das haben Väter schon immer getan. Einige zumindest. Und diese sind, wie ich zu behaupten wage, nicht die besten ihrer Art Dreitausend Gramm wog der kleine Jonas, als er ankam in eurer Welt. Und der fehlenden Zeichen wegen hätte ich schwören können, dass keine Unze an ihm magisch war Und auch der Ort seiner Geburt, die grauen Reihenhausabgründe einer deutschen Kleinstadt, besaßen keinen wirklichen Zauber. Hier warteten auf ihn das Licht der Welt, das Gesicht seiner Mutter und ein Hund, der zu alt zum Bellen war. Und all das sah Jonas mit den Augen eines Kindes, das unfertig und in der wirklichen Welt noch nicht ganz angekommen war. Das liegt daran, dass euer Körper in beinahe allem schneller ist als euer Geist. Wie schnell ist die Liebe gemacht, ein Buch gelesen oder ein Leben gelebt, ohne dass der Geist sich überhaupt auf den Weg begeben hat Der Körper Jonas Mandelbrodts war also in der Welt angelangt, in die seine Augen ohne Ziel und Sinn hineinstarrten. Und wenn ich ihn in jenen ersten Tagen schreien hörte, hätte ich einmal mehr schwören mögen, dass er nichts Besonderes war und nichts an ihm magisch Doch einem Menschen zu dienen, den die Götter ausersehen haben, nichts Besonderes zu sein, ist alles andere als schlecht.Wir sind, was wir sind. Eure Schatten. Nicht weniger und nicht mehr, und wir dienen demjenigen, an dessen Fuß das Schicksal uns heftet.Wer immer es ist. Und es ist ein angenehmes Dasein, wenn niemand auf die Idee kommt, uns zu formen, zu befragen oder zu Dingen zu bewegen, die wider unsere Natur sind. Auf eben solch ein gewöhnliches Dasein, abseits von Magiern, Alchemisten und Schattensprechern, richtete ich mich ein. Ich wollte mich treiben lassen in eurem entzauberten Zeitalter der Atome und künstlichen Stoffe, wollte durch eure Straßen fließen, stumm und unbemerkt, der Diener eines Menschen, der ebenso gut jeder andere hätte sein können Hund und Mutter würden mir bei diesem Dasein zur Seite stehen. Der Hund, ein Irish Setter, trug den Namen Argos, und die Mutter hieß Ruth. Den Namen des Hundes hörte ich jedoch öfter, denn da war niemand, der die Mutter gerufen hätte. Beinahe jedenfalls, denn es gab noch ihre Eltern. Die wohnten ein Haus weiter und schauten nun, kaum dass ihre Tochter sich von der Geburt erholt hatte, beinahe täglich vorbei, um nach ihrem Enkel zu sehen und nach einem neuen Schwiegersohn zu suchen. Ihre alten Gesichter erschreckten mich, wenn sie über dem Bettchen meines Herrn auftauchten. Ich kannte ... Leseprobe

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Fürchte deinen Schatten!

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