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Evolutionstheorien in den Natur- und Sozialwissenschaften

eBook - Campus Einführungen

Erschienen am 15.09.2003, 1. Auflage 2003
13,99 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593400501
Sprache: Deutsch
Umfang: 162 S., 2.20 MB
E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Die Evolutionstheorie ist nicht nur ein zentrales Konzept der Biologie, sie hat das moderne Weltbild und das Selbstverständnis des Menschen geprägt. Sie war und ist jedoch auch Gegenstand heftiger Kontroversen in den Kultur- und Sozialwissenschaften, vor allem hinsichtlich der Vererbung und der kognitiven und emotionalen Ausstattung des Menschen. Manuela Lenzen macht mit den grundlegenden Mechanismen der Evolution, den Methoden ihrer Erforschung und der wechselvollen Geschichte und Rezeption der Evolutionstheorie in Wissenschaft und Gesellschaft vertraut.

Autorenportrait

Manuela Lenzen, Dr. phil., ist Philosophin und freie Wissenschaftsjournalistin. Sie schreibt u. a. für die FAZ und die Frankfurter Rundschau. Bei Campus erschien von ihr 2002 Natürliche und künstliche Intelligenz.

Leseprobe

Und was ist ein Gen?Fast täglich ist in den Zeitungen von Genen für bestimmte Eigenschaften oder Erkrankungen die Rede, die gefunden worden seien. Diese Redeweise suggeriert ein simples Bild der Vorgänge in der Zelle, bei denen die Gene wie kleine Schalter Eigenschaften an- oder abschalten können. Dieses Bild ist mehr als grob vereinfachend und wird den komplexen Vorgängen in der Zelle nicht gerecht. Unter den Milliarden Basenpaaren des menschlichen Genoms finden sich 30.000 bis 40.000 für Proteine kodierende Sequenzen. Die Mitochondrien und Chloroplasten enthalten weiteres genetisches Material, das sich ebenso durch Teilung fortpflanzt wie die DNA des Zellkerns.Der Begriff »Gen« wurde 1909 von dem Botaniker Wilhelm Johannsen (1857¬1927) geprägt. Bis in die 50er Jahre hinein war die Ein-Gen-ein-Protein-Hypothese verbreitet, derzufolge jedes Gen eben den Bauplan für ein bestimmtes Protein enthält. Doch je mehr über das Geschehen in der Zelle bekannt wird, desto mehr verschwimmt der Begriff des Gens. Weder steht ein Gen für ein Merkmal, noch steht es unbedingt für ein Protein. Das Verhältnis ist vielmehr eines von »many to many«: Viele Gene beeinflussen viele Merkmale, und viele Merkmale werden von mehr als einem Gen beeinflusst. Welche Bedeutung ein Gen hat, hängt zudem auch davon ab, in welcher Umgebung es sich befindet. Ein Gen muss nicht einmal ein bestimmter Ort auf einem Chromosom sein, sondern kann sich über mehrere Chromosomen erstrecken. »Gen« bezeichnet heute zumeist eine Transkriptionseinheit, zu der auch regulierende, nicht selbst kodierende Teile gehören. Bisweilen werden Gene auch als diejenigen Abschnitte mit phänotypischen Auswirkungen ausgemacht. Nur in diesem, nicht repräsentativen Fall, ist die Rede von einem Gen »für« etwas sinnvoll. Der gängigen Redeweise liegt ein Bild der Gene als isolierter Funktionseinheiten zugrunde, die Ernst Mayr einmal spöttisch als »Bohnensackgenetik« bezeichnete. Doch Gene verhalten sich nicht zueinander wie die Bohnen in einem Sack. Sie sind vielfältig mit anderen Genen und mit dem übrigen Geschehen in der Zelle verbunden.Ernst Mayr, geboren 1904, studierte Medizin und Zoologie, nahm an zahlreichen Expeditionen teil und war Professor für Zoologie an der Harvard University. Er ist einer der Begründer der modernen Evolutionären Synthese.Das molekulare Geschehen hat sich als viel komplexer erwiesen, als Mendel dies annehmen konnte, und Wissenschaftstheoretiker streiten heute um die korrekte Beziehung von Mendelscher und molekularer Genetik. Fest steht, dass in den meisten molekulargenetischen Abhandlungen die Mendelsche Gendefinition keine Rolle mehr spielt.

Inhalt

InhaltEinleitung 9Evolutionstheorien vor Darwin 18Von den Schöpfungsmythen bis zur Aufklärung 19Gibt es Ordnung in der Vielfalt? 25Von Donnersteinen und armen Sündern: Die Deutungvon Fossilien 27Drei Kollegen mit drei Theorien: Cuvier, Geoffroyde Saint-Hilaire und Lamarck 30Darwins Evolutionstheorie 38Konkurrenten unbekannterweise: Darwin undWallace 38Die Grundlegung der Evolutionstheorie 47»Bis hinunter zu Provinzialblättern«: Eine rasante Rezeptionsgeschichte 52Über Darwin hinaus 57Gregor Mendel und die verspätete Theorie der Vererbung 57Weismann begründet den Neodarwinismus 60Die Moderne Evolutionäre Synthese 62Die Grundlagen der Vererbung: Chromosomen,DNA und die Zellteilung 65Mutationen, der Rohstoff der Evolution 66Wozu ist Sex gut? 70Und was ist ein Gen? 71Art und Artbildung 73Was ist eine Art? 73Isolationsmechanismen 77Die Ebenen der Selektion 79Sind es wirklich nur die Gene? Die Theorie der Entwicklungssysteme 82Der Evolution über die Schulter schauen:Experimentelle Evolutionsforschung 84Der Baum des Lebens 87Wie alles begann I: Die Urzeugung 89Wie alles begann II: Theorien der chemischen Evolution 90Zusammenarbeiten statt aufessen: Die Endosymbiontentheorie 93Die Suche nach dem richtigen Stammbaum 94Eine kurze Geschichte des Lebens 96Der Mensch 99Der Mensch in der Evolutionsforschung 99Die Abstammung des Menschen 102Die Besonderheiten des Menschen 103Evolution und Kultur 105Soziobiologie und Evolutionspsychologie 109Mehr Freiheit für die Kultur: Die Memetik 116Die Evolutionstheorie außerhalb der Biologie 120Die Karriere einer Metapher 120Nicht nur Feindschaft: Die Theologie 123Die Bibel hat doch recht: Der Kreationismus 125Evolutionstheorien in der Philosophie 128Evolutionäre Erkenntnistheorie 128Evolutionäre Ethik 131Evolutionstheorien in der Soziologie 135Der Sozialdarwinismus 137Die Evolution selbst in die Hand nehmen: Eugenik 143Evolution praktisch 146Wie der Mensch den Gang der Evolution beeinflusst 146Die Evolution als Ingenieur: Evolutionäre Algorithmen 149Der Blick aufs Ganze 151Literaturverzeichnis 154Glossar 158Zeittafel 161

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