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Psychologie des Terrors

Warum junge Männer zu Attentätern werden

Erschienen am 16.02.2009, 1. Auflage 2009
17,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783579065267
Sprache: Deutsch
Umfang: 176 S.
Format (T/L/B): 2 x 22 x 14 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Die Abgründe terroristischer Gewalt Wie terroristische Gewalt entsteht und was man dagegen tun kann Eine Reise in die Abgründe einer zerstörerischen menschlichen Eigenschaft Durch den 11. September 2001 sind Namen wie Mohammed Atta und Osama bin Laden weltbekannt geworden. An diesem Tag veränderten Terroristen die Welt. Warum werden junge Männer zu Attentätern? Was steckt hinter diesem Phänomen? Welche Traumata finden sich in den zerstückelten Biographien dieser Männer? Und wie kann man sie erkennen, behandeln oder sogar heilen? Wolfgang Schmidbauer untersucht die Motive junger Terroristen, beschreibt an Fallbeispielen den Einfluss der Massenmedien und verdeutlicht, wie Aggressionen entstehen und sich auf brutale Weise entladen. Sein detailreiches Buch zeigt auch, mit welchen Strategien es gelingen kann, die terroristische Gefahr zu senken oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen

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Autorenportrait

Wolfgang Schmidbauer, geboren 1941, Dr. phil., studierte Psychologie und promovierte 1968 über "Mythos und Psychologie". Er lebte dann einige Jahre als Autor in Italien. 1972 gründete er mit Kollegen ein Institut für analytische Gruppendynamik und wenig später die Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse. 1977 prägte er in dem Bestseller "Die hilflosen Helfer" den Begriff des Helfer-Syndroms. Heute arbeitet Wolfgang Schmidbauer als Autor und Psychoanalytiker in eigener Praxis in München.

Leseprobe

Mit politischen Übeln ist es wie mit Krankheiten: Solange sie noch leicht zu heilen sind, sind sie schwer zu erkennen. Wenn sie aber jeder erkennen kann, ist es für eine Heilung oft zu spät. Niccolo Macchiavelli Angesichts der Bereitschaft junger Männer und (seltener) Frauen, sich für ein politisches Ziel in die Luft zu sprengen, versagt die Alltagspsychologie. Die Beweggründe der Täter wirken rätselhaft; sie werden von ihnen auch meist mit religiösen Erlösungs- und Opfervorstellungen rationalisiert. Aber eine vertiefte Untersuchung der seelischen Entwicklung dieser Menschen zeigt, dass die Bereitschaft, anderen und sich selbst in einer derart explosiven Aggression zu begegnen, nicht in fremden kulturellen Traditionen oder einem veralteten Aberglauben wurzelt. Selbstmordterror kann heute überall dort entstehen, wo bestimmte innere und äußere Bedingungen erfüllt sind. Das zeigt auch die Tatsache, dass inzwischen diese zu allem bereiten Täter auch in Europa geboren und erzogen werden. Die dem Menschen durch die Technik geschenkten Möglichkeiten, durch kleine Bewegungen immense Wirkungen zu erzielen, haben wir in ihrem Gefährdungspotenzial noch kaum erkannt. Es geht um eine seelische Dynamik, die mit der faszinierenden Macht über die Bilder beginnt, die jedem Kind der Konsumgesellschaft durch die TV-Fernsteuerung geschenkt wird. Sie führt zur Macht über Leben und Tod, die jeder hat, der am Drücker einer Waffe ist und steigert sich noch in der Möglichkeit, selbst zur Bombe zu werden. Besonders gefährlich scheint die Faszination von Waffen und Explosionen für junge Männer. Angesichts einer Gesellschaft, die männliche Überlegenheit (etwa an roher Kraft) nicht mehr brauchen kann und im Arbeitsleben "weibliche" Tugenden (wie Einfühlung, Ausdauer, Geduld, Verhandlungsgeschick) fordert, wird die Waffe zu einer Prothese des erschütterten männlichen Selbstgefühls. Kampf und Flucht, die menschlichen Ur-Affekte, stehen den Primitivreaktionen zum Schutz des Selbstgefühls nahe. Wie ängstliche Spaziergänger, die einen Platz im Inneren der Gruppe suchen, wenn von außen ein bellender Hund herbeiläuft, entlasten wir uns, indem wir möglichst viele andere zwischen den Angreifer und uns selbst bringen. In vielen Stellungnahmen zum Terrorismus wird der Abstand zu den Tätern übertrieben; sie werden als eine krankhafte Extremvariante menschlichen Verhaltens gesehen, als ein böses Rätsel. Seit ich als Therapeut arbeite, haben mich die Hinter- und Abgründe jener menschlichen Eigenschaft beschäftigt, die wir Idealismus nennen und mit dessen Analyse sich heute die Narzissmusforschung beschäftigt. Eine der Folgen war die Beschäftigung mit dem Helfer-Syndrom, eine andere die mit der Destruktivität von Idealen, dem Alles-oder-nichts-Prinzip. Ich war immer daran interessiert, wie sich narzisstische Bedürfnisse Einzelner in Gruppen, Institutionen und Organisationen niederschlagen. In diesen Arbeiten entwickelte ich einige spezifische Vorstellungen über soziale Ausdrucksformen des Narzissmus: den pharisäischen, den kannibalischen, den parasitären Narzissmus. Der pharisäische Narzissmus gewinnt Sicherheit und Selbst-Aufwertung aus der Abwertung anderer (Herr, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie dieser!); der kannibalische Narzissmus richtet diese Entwertungen mit einem hohen Risiko der Selbst-Zerstörung gegen jene Personen, von deren Anerkennung sich die oder der Betroffene abhängig fühlen, gegen ein Elternteil, einen Liebespartner, einen Arbeitskollegen, Mitarbeiter oder Vorgesetzten (Mobbing). Der parasitäre Narzissmus führt zu Erscheinungen wie Klatsch, Starkult, Denunziation; eine gegenwärtig aktuelle Form sind die so genannten Trittbrettfahrer, die behaupten, eine Bombe gelegt oder einen Brief vergiftet zu haben. In diesem Buch will ich eine weitere soziale Form der narzisstischen Störung untersuchen: den explosiven Narzissmus der menschlichen Bombe. Wer sich so lange wie ich mit der öffentlichen Rolle der Psychologie beschäftigt hat, wir Leseprobe

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