Beschreibung
Seit vielen Jahren hält der Bösewicht Nero den Dachslord Sonnenblitz gefangen. Dann aber, mithilfe des Falken Skarlath, gelingt Sonnenblitz die Flucht und er zerschlägt im Kampf Neros sechskrallige Klaue. Eines ist ihm und Skarlath nun gewiss: Die Rache Neros, die sie überallhin verfolgen wird. Als Sonnenblitz zum Stammsitz seiner Urahnen auf dem Berg Salamandastron zieht, heftet sich Nero an seine Fersen. Sein Tross zieht auch dicht an Redwall vorbei und beinahe fällt die friedliche Abtei der Beutegier der finsteren Gesellen zum Opfer. Die Redwaller wissen sich zu helfen, doch dann wird ihnen ihre Gutmütigkeit beinahe zum Verhängnis. Inzwischen bereiten sich Sonnenblitz und seine Gefährten am Berg Salamandastron auf den entscheidenden Kampf gegen Nero vor.
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Autorenportrait
Brian Jacques wurde 1939 in Irland geboren und wuchs im nordenglischen Liverpool auf, wo er auch heute wieder lebt. Seine eigene Biografie ist den Geschichten, die er schreibt, gar nicht so unähnlich. Mit fünfzehn ging er zur See, nach seiner Rückkehr arbeitete er als Dockarbeiter, Brummifahrer, Polizist und Animateur. Mit all diesen Erlebnissen im Kopf schrieb er für die Kinder einer Blindenschule "Redwall", den Beginn einer großen Saga, die er als Junge selbst gern gelesen hätte. Inzwischen warten Kinder und Jugendliche in aller Welt auf neue, spannende Abenteuer aus Redwall.
Leseprobe
Der Rüttelfalke Skarlath wurde später flügge als seine Geschwister; der Herbst war so gut wie vorbei, als er den Hort verließ, um nie mehr dorthin zurückzukehren. So ist es bei Greifvögeln der Brauch. Sie sind ungestüm und auf Unabhängigkeit bedacht, lieben die Freiheit und kennen nichts Schöneres, als hoch oben am Himmel jeder für sich ihre Kreise zu ziehen. So war es auch bei Skarlath der Fall, aber da er jung und verwegen war, flog er nach Norden und ging so dem Winter in die Falle. Sturmwinde, aus den abgelegensten Zonen der Welt herangefaucht, pusteten den Falken mit sich fort. Der junge Greif wurde zum Gefangenen eines aberwitzigen Schneegestöbers, das ihn über Berg und Tann und Tal hinwegwirbelte. Tosende Böen jagten ihn durch die Lüfte, einen Klumpen klitschnasser Federn inmitten eines Kokons aus pappigen Schneeflocken, die sich in kleinen Verwehungen in seinem Gefieder festsetzten. Ohne dass er sich dagegen wehren konnte, katapultierten die Winde Skarlath wie einen Pfeil in ein Gehölz, wo der Falke mit voller Wucht gegen den Stamm einer alten Weißbuche geschleudert wurde. Rücksichtslos fauchte der Sturm weiter und ließ in seinem grässlichen Geheule Trauerfanfaren schmettern - und hinter ihm blieb bewusstlos der junge Falke zurück. Nur langsam kam Skarlath wieder zu sich. Es war finstere Nacht und absolut windstill, im Wald regte sich kein einziges Lüftlein. Die Kälte war bitter und schneidend, ringsum blitzte und funkelte Raureif auf den schwer mit Schnee beladenen Zweigen. Irgendwo ganz in der Nähe sah Skarlath den Flammenschein eines Feuers, von dessen Wärme dagegen war nichts zu spüren. Aus dem beleuchteten Ring drangen Stimmen und ungebärdiges Gelächter an sein Ohr, die Skarlath lockten, doch als er sich zu bewegen versuchte, musste der junge Rüttelfalke vor Schmerzen loskreischen. Sein Körper war vom Scheitel bis zur Kralle in einem Panzer aus Eis eingeschlossen; Skarlath war festgefroren, gleichsam mit ausgebreiteten Schwingen am Stamm der Weißbuche angenagelt. Sechskrallen-Nero saß dem Feuer am nächsten. Er war zwar noch ein junges Frettchen, trotzdem unverkennbar der Anführer der rund drei Dutzend Halunken, die seine Bande bildeten. Nero, hoch gewachsen , drahtig und gerissen, hatte sich zum Chef des verwegenen Haufens gemacht, weil er schneller und stärker war als jeder andere, der es gewagt hatte, ihn herauszufordern. Nero war für Freund und Feind gleichermaßen scheußlich anzuschauen, da er sich mit Scharlachrot und Grün Tupfen ins Gesicht gemalt und seine Zähne grellrot gefärbt hatte. Um den Hals trug er eine Kette aus den Reißzähnen und den Klauen erschlagener Feinde. Gleich sechs Krallen besaß Neros linke Vorderpfote - soeben ruhte sie auf dem Knauf eines langen Krummsäbels, den der Schurke durch einen Gürtel aus Schlangenleder geschoben hatte. Die Schmerzensschreie des Falken ließen das Frettchen auffahren. Er verpasste dem Hermelinmann, der neben ihm saß, einen Fußtritt und knurrte: 'Trattak, zisch ab und schau nach, was den Radau macht.' Folgsam trottete das Hermelin hinaus ins Dickicht der schneebeladenen Bäume. Es dauerte nicht lange, bis Trattak Skarlath ausfindig gemacht hatte. 'Hier drüben', rief er, 'hier ist irgend so n blöder Vogel doch glatt am Baum festgefroren!' Nero setzte ein verschlagenes Lächeln auf und nahm einen jungen Dachs ins Visier, der mit einem Lederseil an einem gefällten Baumstamm festgebunden war. Der Dachs war etwa ebenso jung wie das Frettchen. Man hatte den Armen mit Riemen aus ungegerbtem Leder so eng an den Pfoten und am Maul gefesselt, dass er sich kaum noch rühren konnte. Auf dem Kopf des Dachses zog sich ein breiter goldfarbener Streifen durchs Fell. Das Frettchen zog seinen Säbel und setzte die Klinge mitten in diesen hellen Farbstreifen. 'Na los, mach schon, Fettsack, trag deinen Herrn und Meister da rüber.' Das Gesindel rings ums Feuer johlte und lachte, als Nero auf dem Rücken des Dachses Platz nahm und ihn antrieb, indem ...