Beschreibung
Uppsala im Herbst 2003: Laura Hindersten meldet ihren Vater, einen Petrarca-Forscher und seltsamen Kauz, vermisst. Kurz darauf werden auf dem Land zwei ältere Bauern erschlagen aufgefunden. Zwei Morde ohne erkennbares Motiv. Ermittlerin Ann Lindell, allein erziehende Mutter, und ihre Kollegen von der Kriminalpolizei in Uppsala tappen im Dunkeln. Wegen seiner glaubwürdigen Charakterzeichnung und großen psychologischen Spannung hat die schwedische Presse diesen neuen Roman des erfolgreichen Kriminalschriftstellers als seinen bisher besten gerühmt.
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
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Autorenportrait
Kjell Eriksson, geboren 1953, lebt bei Uppsala und arbeitete bis vor kurzem als Gärtner. Seine Kriminalromane wurden in Schweden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Krimipreis für Debütanten und 2002 als Krimiroman des Jahres. Auf Deutsch sind bisher erschienen Das Steinbett (2002), Der Tote im Schnee (2003) und Die grausamen Sterne der Nacht (Zsolnay, 2005).
Leseprobe
Aus dem Schwedischen von Paul Berf. »Manfred Olsson.« »Guten Morgen, hier spricht Ann Lindell von der Kriminalpolizei Uppsala. Entschuldigen Sie bitte die frühe Störung.« Sie nahm das Telefon in die rechte Hand und schob die ausgekühlte linke in die Jackentasche. »Aha, worum geht's?« Manfred Olssons Stimme klang etwas reserviert. »Wir müssen Sie in einer bestimmten Angelegenheit sprechen«, begann Lindell ungewöhnlich vage. »Geht es um den Wagen?« »Nein, wieso, haben Sie.« »Vor vierzehn Tagen ist mein Auto gestohlen worden. Haben Sie es gefunden?« »Es geht nicht um Ihr Auto.« Ann Lindell lehnte sich an die Wand. Die aufgehende Sonne wärmte ihren fröstelnden Körper. Schon beim Aufwachen hatte sie gefroren, und an einem kalten Morgen Ende Oktober auf einen zugigen Hof gerufen zu werden machte die Sache nicht besser. Die Blätter eines Ahorns leuchteten in gelbroten Farbtönen. An manchen Stellen hatten kleine schwarze Pilzsporen sie verfärbt, so daß eine Verbindung entstanden war, die einem den unendlichen Reichtum der Vegetation, aber auch Wehmut und Vergänglichkeit vergegenwärtigte. Vereinzelte Schneeflecken zeigten, daß der Winter dieses Jahr früh gekommen war. Ola Haver trat aus dem Haus, entdeckte Lindell und nickte ihr zu. Er sah müde aus. Vorhin hatte er kurz erwähnt, daß sowohl die Kinder als auch seine Frau schwer erkältet waren. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, daß ihr Kollege den Anblick toter Menschen nur schwer ertragen konnte, weil er als Jugendlicher miterleben mußte, wie sein Vater - von einer Wespe in den Hals gestochen - beim Abendessen zusammengebrochen und innerhalb weniger Minuten gestorben war. »Kennen Sie einen gewissen Petrus Blomgren?« fuhr Lindell fort. »Nein, nicht daß ich wüßte«, sagte Manfred Olsson. »Sollte ich?« Im Hintergrund waren Stimmen zu hören. Es klang, als liefe der Fernsehapparat. »Was machen Sie beruflich?« »Alarmanlagen«, erklärte Olsson knapp. »Wieso?« »Wir haben einen Zettel mit Ihrer Telefonnummer bei einem gewissen Petrus Blomgren gefunden. Er muß sie irgendwoher bekommen haben.« Manfred Olsson blieb stumm. »Sie können sich das nicht erklären?« »Nein, wie gesagt.« »Kennen Sie sich in Jumkil aus?« »Nein, das kann ich nicht behaupten. Ich weiß, wo es liegt. Worum geht es denn eigentlich? Ich muß gleich los.« »Wo arbeiten Sie?« »Ich bin selbständig. Ich will. das spielt doch im Grunde keine Rolle.« Nein, dachte Lindell und lächelte mitten in all dem Elend, es spielt keine Rolle. Jetzt nicht und vielleicht auch später nicht. »Sind Sie in letzter Zeit einmal in Jumkil gewesen?« »Ich war dort mal auf einer Hochzeit, aber das ist jetzt bestimmt schon zehn Jahre her.« »Sie installieren Alarmanlagen, nicht wahr. Haben Sie vor kurzem eine Anfrage aus Jumkil bekommen?« »Nein, daran kann ich mich nicht erinnern.« »Vielen Dank«, sagte Lindell. »Wir werden uns möglicherweise noch einmal bei Ihnen melden und Sie bitten, sich ein Foto anzusehen.« »Er ist tot, was? Dieser Blomgren, meine ich.« »Ja.« Sie beendete das Gespräch. Ein plötzlicher Windstoß wirbelte die Blätter zu ihren Füßen auf. »Nichts«, sagte Lindell zu Haver, der zu ihr gekommen war. »Er wußte überhaupt nichts, weder über Jumkil noch über Blomgren.« »Wir haben einen Brief gefunden«, sagte Ola Haver. »Einen Abschiedsbrief.« »Wie bitte? Den Blomgren geschrieben hat?« »Sieht ganz so aus.« Lindell seufzte. »Willst du mir etwa sagen, er hat vorgehabt, sich das Leben zu nehmen, ist aber nicht mehr dazu gekommen?« Ola Haver fing plötzlich an zu lachen. Lindell sah ihn an. Ein Kollege von der Schutzpolizei blickte auf. Haver verstummte ebenso plötzlich wieder. »Entschuldige bitte«, sagte er, »aber manchmal ist das alles einfach nur zum Kotzen. Du hast rote Flecken am Rükken. Du darfst dich nicht so an die Wand lehnen.« Er klopfte ihre helle Jacke ab. »Die ist neu, nicht?« Lindell nickte. Sie spürte die kraftvollen Handbewegungen auf Schultern und Rücken. Es war kein unangene Leseprobe